Die Menschheit teilt mit den Tieren und Pflanzen, aber auch mit der starren Materie, eine begrenzte Lebenszeit. Aber nur der Mensch glaubt an den Tod. In der organischen und anorganischen Welt, ist der Glaube an die Endlichkeit der Existenz unbekannt. Wenn der Löwe eine Antilope schlägt, ein Vogel ein Insekt frisst, endet eine Existenz, es ist der natürliche Ablauf des Lebens, es ist weder gut noch schlecht. Wenn sich der Mensch um seinen Tod Gedanken macht, dann ist es der Verstand, aus dem diese Gedanken fliessen. Der Verstand glaubt an das Ende seiner physischen Existenz, weil er über diese Existenz hinaus nicht zu denken vermag. Der Verstand kann wohl verstehen, dass es eine übergeordnete Intelligenz gibt, die eine physische Existenz ermöglicht, weil er ein kleiner Teil dieser höheren Intelligenz ist. Aber mit dem Ende seiner physischen Existenz endet seine Tätigkeit. Daher fürchtet der Verstand sein Ende. Der überwiegende Teil der Menschheit glaubt an den Verstand und fürchtet daher den Tod. – Dabei ist die Tätigkeit des Verstandes trügerisch: Sinne und Verstand täuschen eine Welt vor, die es so gar nicht gibt. Wo der Mensch feste Körper sieht, Natur, Meere, Sterne, befinden sich in der realen Wirklichkeit Energieansammlungen, wo es feste Materie zu geben scheint, ist auch Leere und Raum, nichts ist so, wie es scheint. In den weisen Büchern Indiens wurde das früh erkannt. Das Leben des Menschen wurde als ein Traum gesehen, der Mensch wandelt träumend durch eine Welt, die es so nicht gibt. Der Tod beendet diesen Traum und es bleibt nur das, was diesen Traum verursacht hat. – Auch da ist die überwiegende Menschheit sich einig, in ihren weisen Büchern, in ihren Religionen, in ihren Philosophien, es gibt einen Teil der von den trügerischen Sinnen nicht erkannt werden kann, eine höhere Intelligenz, die allem innewohnt, die alle materiellen Prozesse steuert und die immer noch da ist, wenn die Materie scheinbar zerfällt. Wenn wir unseren Traum vom Leben ausgeträumt haben und die Bühne der Welt verlassen, dann ist da immer noch dieser Teil von uns, der zurückkehrt dorthin, woher er gekommen ist. - Fast alle Religionen haben hierzu Gedanken und Bilder entwickelt, fast alle mit Bildern die mit der Sicht der Welt zu tun haben. – Das Christentum hat die Person des Christus geschaffen, den Archetyp des Menschen, der durch die Leiden dieser Welt geht, am Ende gekreuzigt und begraben. Und dann tritt die Trennung von Körper und Seele ein, - die Seele trennt sich vom Körper und kehrt zurück ins Vaterhaus und das Bild endet mit dem Vater und der zurückgekehrten Seele, die zu seiner Rechten sitzt. Dieses Bild lässt offen, ob sich die Seele wieder mit dem Vater vereint, oder in diesem Prozess der ewigen Wandlung neue Aufgaben übernimmt. Wir wissen nicht, ob diese Bilder frommen Wünschen entsprechen, oder ob die Menschen, die aus ihrem Traum erwachen diese Erkenntnis hatten und uns diese mitteilten. Eins aber wissen wir, das was uns wirklich ausmacht ist jenseits aller materiellen Regeln, aber es bestimmt diese Regeln, es ist der wichtigste Teil in uns, nicht Geburt und Tod unterworfen. Das was Jesus uns vor 2000 Jahren gelehrt hat, gilt noch immer, jeder von uns ist Christus, ganz aus Göttlichem geboren und ganz Mensch, ein Kind der Zeitlichkeit und der Ewigkeit in Einem.
Sonntag, 26. Juni 2022
Sonntag, 19. Juni 2022
Das Paradies auf Erden
In den alten Religionen wurde das Paradies auf das Leben nach dem Leben verschoben. Das Trübsal der Welt sollte erträglicher werden, durch das Versprechen einer himmlischen Belohnung. Wie immer wurde das Menschengemachte vollständig von dem tiefen Wissen der Religionsgründer entfremdet. Der Himmel ist mitten unter uns, hat Jesus gewusst, oder im Buddhismus: Wenn nicht Jetzt – Wann? - Schon in den alten Religionen war das Paradies bereits in der Gegenwart, nicht in der Zukunft, - immer dann, wenn sich der Mensch des Himmels in sich bewusst war. - So wie es den alten Religionen nicht gelang, den Himmel in die Gegenwart zu legen, und Millionen von Menschen in Religionskriegen ihr Leben lassen mussten. - So gelang es auch nicht der modernen Utopie des Kommunismus, das Paradies auf Erden zu schaffen. 50 Millionen Menschen mussten ihr Leben verlieren, als der Kommunismus in Russland regierte, weitere 50 Millionen in China, in Kambodscha. Moderne Utopien haben mehr Opfer gefordert, als Pest und Cholera. - Wenn wir heute in der westlichen Welt versuchen in der Demokratie Wege des Kompromisses zu finden, gezeichnet durch die leidvollen Erfahrungen der Vergangenheit, dann nicht im Bestreben den Himmel auf Erden zu bringen, sondern den Menschen zu ermöglichen, in Frieden zu leben. Das ist dann noch nicht das Paradies - aber wir können uns dann wieder an die alten Lehren erinnern, und in der Freude am Sein wieder zu uns selbst finden. - Freud und Jung haben ein tiefes Unbehagen in der Gesellschaft festgestellt. Es ist die kollektive Unbewusstheit der Gesellschaft, der Verlust der Mitte, der dies Unbehagen verursacht. Der Staat oder die Gesellschaft mit ihren Institutionen können uns nicht helfen unsere Mitte wiederzufinden. Es sind die Familien die gefordert sind, es ist der Einzelne, der das Unbehagen spürt und sich auf die Suche begibt, nur der Suchende wird finden.- Für mich waren meine grossen Lehrmeister die Kinder, wenn ich sie beim Spielen beobachtete, wie sie ganz in das Spiel versunken waren, ganz in ein Bild das sie malten, ganz in ihre Bausteine, mit denen sie ihre Welt schufen. Es ist das Eins werden mit der Gegenwart, mit dem was sie tun, was sie glücklich macht. Da gibt es keinen Gedanken, das ist doch sinnlos, was bringt das? Keine Gedanken, die uns von dem trennen, was wir gerade tun. - Und das müssen wir wieder von den Kindern lernen, ganz in der Gegenwart zu leben, ganz bei uns selbst - uns daran erinnern, dass wir selber Kinder waren und das Wissen in uns haben, wie es ist, wenn wir eins mit uns selbst sind. Für Kinder gibt es kein Gestern und kein Morgen, es gibt nur die Gegenwart. Es ist die Gegenwart, in der wir unsere Mitte und unseren Himmel finden.
Samstag, 18. Juni 2022
Neugier
Gier gehört zu den Todsünden. Kann aber Gier auf Neues, auf Entdeckung, auf Erfahrung der Welt, auf
Wissen etwas Schlechtes sein? Wie immer hat das Wort sowohl eine positive als
auch eine negative Färbung. Wenn die
Gier sich auf Anhäufung von Materie, Geld,
Macht und Ansehen bezieht, dann ist das
Wort Todsünde angebracht, nicht aber wenn sich die Gier auf Neues bezieht, auf
das Leben, auf die täglichen Ereignisse, auf die Abenteuer die wir täglich
erleben. Neugier wird oft als Mutter des
Wissens bezeichnet. Der Forscher, der
immer tiefer in die Geheimnisse der Natur eindringt, der Reisende, der die Welt
durchstreift, immer auf der Suche nach Neuem. Vor allem aber die Kinder, die
sich mit offenen Augen der Welt stellen,
die alles wissen und erforschen
wollen, jeden Tag auf das Neue. Die
Kinder sollten unser Vorbild sein, wenn wir täglich die Bühne der Welt
betreten, immer offen für Neues. -Heute
Morgen hat sich eine gelbe Blüte an einem Hibiskus geöffnet. Welche Farbe, welche Pracht, welches Wunder. Neugier führt uns in eine Welt voller Wunder
- in die Natur, in unsere Familien,
vielleicht sogar in uns Selbst. Jeder
Tag, den ich mit Neugier beginne ist ein Tag, den ich nicht vergessen werde.
Sonntag, 12. Juni 2022
Vergessen und Erinnern
Eine typische Erscheinung des Alterns ist das Nachlassen des
Erinnerungsvermögens. An Gesichter und Namen konnte ich mich ein Leben lang
schlecht erinnern. Ich habe aber viel für die Verbesserung meiner Erinnerung
tun können, indem ich mich jeweils auf
das konzentriert habe, was ich gerade tat. So passiert es mir selten, dass ich
auf der Suche nach Schlüsseln, Brille oder anderen Gegenständen bin, fast immer
bin ich in der Lage zu rekonstruieren, was ich vor kurzem getan habe. Ein guter Helfer ist immer mein Verstand
gewesen, auf den ich mich ein Leben lang verlassen konnte. Und doch hat mein
Verstand mich auch oft getäuscht, zu oft hat er mir vorgespielt, er sei es, der
mein Leben bestimme, ich könnte durch ihn die Welt erklären, mich selbst, mein
Leben und mein Schicksal. - Der Verlust des Verstandes durch Unfall oder
Krankheit scheint uns das schlimmste
Unglück zu sein. Und doch macht gerade der Verlust des Verstandes deutlich,
dass unser Leben nicht den Verstand voraussetzt, wir leben noch, auch wenn wir
unseren Verstand verloren haben. - Der Verstand ist ein grosser Helfer für ein
sinnerfülltes Leben, aber er verstellt uns auch gleichzeitig eine vollständige
Sicht auf unser Leben, - wie ein Schleier legt er sich über unser Wahrnehmung und
lässt uns nur Teile des Ganzen sehen, nur kleine Ausschnitte der Wirklichkeit. -
Als Kind hatte mich ein Buch beeindruckt,
Dr. Dolittles wunderbare Reise in einen Wassertropfen, eine Reise in
eine unbekannte Welt des Lebens in einer Miniwelt eines Tropfens, die für unser
Auge unsichtbar ist. Mir wurde zum ersten Mal klar, dass wir nur kleine
Teile der Welt sehen, und das die Perspektiven, die uns unsere
Sinneswahrnehmung bietet nur Teile eines Ganzen sein können. Eine frühe
Erkenntnis. – Und doch vergesse ich immer wieder, dass die Welt, die ich
wahrnehme, eine Sinnestäuschung ist. Das
Sinnesorgan Verstand ist so beschaffen,
dass es mich immer wieder vergessen lässt, dass es eine Illusion ist, die mir
entgegenschaut und es einer Erinnerung bedarf, die weit mächtiger als der Denker
in meinem Kopf ist, die mich daran erinnert, dass ich weit mehr bin, als mir
mein Denker erlaubt zu sein. - So bewege ich mich durch den Tag, zwischen Vergessen und Erinnerung, mein Verstand, der mir dauernd zuruft, das was er mir zeige, sei die einzige
Wahrheit, und die Erinnerung in mir,
meinen Verstand nicht überzubewerten, er zeige mir nur kleine Teile
meines Seins. Eine Wanderung durch das Leben, zwischen Vergessen wer ich bin, und Erinnerung, wer ich auch bin, zwischen dem
Traum der Sinne und der Erinnerung an die grössere Wirklichkeit. Und wieder ist
es heute, und wieder muss ich mich erinnern,
dass mein Geburtstag noch immer heute ist, denn Zeit ist nur in unserem Kopf
vorhanden. Wenn ich die Zeit aus meinem Denken verbanne, dann bin ich immer
noch am 1. Tag meines Lebens, ich bin immer noch der, der ich immer war und der
ich immer bleiben werde, und ich werde mir Mühe geben, jenseits von Zeit zu
bleiben, auf der Seite des Lebens, das keinen Tod kennt.
Samstag, 4. Juni 2022
SI VIS PACEM - PARA BELLUM
Jeden Tag sehen wir erschreckende Bilder über den Krieg in
der Ukraine. Mich erschreckt aber auch noch
ein anderer Umstand, die Desinformation, die es dem Angreifer erst
ermöglicht diesen Krieg zu führen. Eine kleine Gruppe von Verbrechern, fast alle
dem KGB und der früheren russischen Machtelite angehörend, hat jede
freiheitliche Informationsquellen im eigenen Land beseitigt, jeden Andersdenkenden in Lager geschickt, jede
Meinungsfreiheit unterdrückt. Der Krieg wurde nicht erst jetzt begonnen, er
wurde schon seit Jahren gegen das eigene
Volk geführt, ein Cyber War, der eine
freie Meinungsentfaltung unterdrückte, alle freiheitlichen Institutionen
wie Parlament, Presse, Schulen und Universitäten gleichschaltete. Die kurze Zeit von Jelzin und Gorbatschow hat nicht gereicht,
um in Russland ein freiheitliches System zu errichten. Die 50 Jahre kommunistische
Unterdrückung werden mit allen Mitteln der Meinungsmanipulation von dem heutigen
Machtzirkel fortgesetzt. Es ist der Krieg der Mächtigen gegen das eigene Volk
und nun fortgesetzt gegen die Ukraine. Inzwischen
glaubt eine Mehrheit des russischen Volkes den Lügen und Mythen ihrer Führung. Es war so unter der
kommunistischen Führung, es ist so unter
der jetzigen Herrschaft der Oligarchen. Kriege nach aussen sollen von den eigenen
Missständen ablenken, und so werden die
jungen desinformierten Menschen in einen Krieg geführt, den sie nicht
verstehen, weil er nicht verstanden werden kann. Warum hat der Westen nicht
schon seit Jahren die Zeichen erkannt,
die Vorboten der Gewalt, die sich erst im Inneren zeigt und sich jetzt nach aussen entlädt. Muss erst ein Krieg ausbrechen, um zu
erkennen, was sich lange angekündigt hatte?
Die biedere politischen Führungen der europäischen Länder, haben sie
keinen Geschichtsunterricht gehabt, waren sie eingeschlafen in ihrer
Selbstzufriedenheit? Wenn in einem Land
der Krieg der Mächtigen gegen das eigene Volk eröffnet wird, dann müssen die Nachbarn aufwachen, der Krieg wird bald über die Grenzen dringen.
Das war bei den Kommunisten so, bei den Nazis, in China kündigt sich das
Gleiche an. Wenn wir wegschauen, werden wir bald selber das Opfer sein. Europa scheint aufzuwachen, ich hoffe es
bleibt so, - der Ukraine muss jede Hilfe angeboten werden, auch
militärische. Nicht Russland muss
besiegt werden, sondern der Machtmissbrauch durch Verbrecher muss beendet
werden. Wenn wir ängstlich auf
Atomwaffen blicken, werden wir bald
selbst zum Opfer. Die Freiheit unserer demokratischen
Welt ist es Wert Opfer zu bringen. Europa erwacht.
-
SI VIS PACEM, PARA BELLUM -
Mittwoch, 1. Juni 2022
Gedanken an einem 80. Geburtstag
Um mich alles Altersgenossen, zwei Enkel und drei Töchter
können den Altersdurchschnitt nur geringfügig senken. Mir ist klar,
in diesem Kreis werden wir in 5 Jahren kaum mehr zusammenkommen, wir
haben dann unsere statistische Lebenserwartung überschritten. Die drei Töchter
sprechen einige Worte, und ich vermisse nicht die Laudatio über das Lebenswerk
der Einladenden. Meine Altersgenossen
sind alle vom Leben gezeichnet und scheinen auch mit dem Alter unterschiedlich
umzugehen. Bei manchen haben wohl die Ärzte ihre Kunst angewendet und die Bewegungsmöglichkeiten scheinen
eingeschränkt zu sein. Aber es scheint
doch eine Übereinstimmung zu herrschen,
dass sich der Altersprozess nicht aufhalten lässt. – Ich frage mich, ob wohl die Jugendträume bei den Gästen Wahrheit
geworden sind, haben sie den richtigen
Partner geheiratet, sind sie vielleicht geschieden und haben ihre beruflichen Ziele erreicht? - Wahrscheinlich geht es den Meisten
finanziell gut, - hat ihnen das geholfen ein glückliches Leben zu führen? Bestimmt waren viele beruflich erfolgreich
und wie gehen sie jetzt im Ruhestand mit dem Verlust ihrer früheren Positionen
um, wie mit ihrer verbliebenen Lebenszeit? -
Wenn der Weg in der Jugend hinaus
in die Welt ging, hat es sicher auch
einen Wendepunkt gegeben, an dem der Weg zurück ging,
und wer von den Anwesenden ist
diesen Weg gegangen und wohin hat er geführt? Das Alter zwingt uns alle Illusionen hinter uns zu lassen. Wenn das Leben es gut mit uns gemeint
hat, dann haben wir Frieden mit der Welt
gemacht, empfinden das Glück des Lebens,
das uns jeder Tag auf das Neue schenkt, das
eigentliche Leben, das die ganze Zeit anwesend war, das wir aber
vor lauter Welt nicht sehen konnten. - Mit
einer reizenden Dame meines Alters, die mir gegenüber sitzt, versuche ich ins
Gespräch zu kommen. Sie zeigt auf ihre Ohren und ich verstehe, dass sie, wie
ich, bei dem Geräuschpegel der Gespräche, nichts versteht. Wir
sind eben über 80.