Sonntag, 6. Juli 2025

Krieg und Frieden

Bei Tolstoi geht es nicht nur um die napoleonischen Kriege, sondern auch um die Frage, warum die Menschheit immer wieder von einer Friedenszeit in den Krieg zurückfällt. Utopisten träumen vom ewigen Frieden, den es nicht geben wird. Konflikte gibt es, solange die Menschheit existiert, und sie werden fortdauern, solange es Menschen gibt.

Die Ursachen liegen in der Dualität begründet, in der die Menschheit lebt. Die Dualität ist ein Naturgesetz, es ist das Gesetz der Gegensätze in uns Menschen. Das, was ist, und das, was nicht ist, bilden eine Einheit; das Eine kann nicht ohne das Andere sein. Frieden gibt es nur, weil es Krieg gibt. Ohne Krieg keinen Frieden. Wie oft hat die Menschheit einen ewigen Frieden ausgerufen, der immer nach einigen Jahren einer Zeit des Krieges wich. Schon die Römer haben erkannt, dass nur die Vorbereitung auf den Krieg einen vor größerem Schaden bewahren kann. "Si vis pacem, para bellum" – Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor.

Krieg und Frieden sind nicht auf die Konflikte zwischen Völkern beschränkt. Auch zwischen Menschen herrschen Kriegszustände und Zeiten friedlichen Zusammenlebens. Krieg in Ehen, Krieg im Wirtschaftsleben und im Konkurrenzkampf.  Krieg gegen den Klimawandel, Krieg gegen die Armut.  Der Krieg ist unser täglicher Begleiter, wenn es um das Zusammenleben der Menschheit geht. Und nicht zuletzt, der Krieg gegen uns selbst – Krieg gegen unseren Körper, falsche Lebensgewohnheiten, falsche Ernährung, fehlende Bewegung, Drogen, Alkohol, geistige Verdummung – wohin wir auch schauen, am unwahrscheinlichsten ist ein Sieg gegen uns selbst.  

Der Sieg kann nicht das Ziel des Krieges sein, der Kriegszustand der Menschheit ist nicht zu besiegen, weder der Krieg nach Aussen noch nach Innen. Es gelingt nur kurze Zeiträume für den Frieden zu gewinnen, ein Naturgesetz zwingt uns immer wieder in den Zustand des Krieges. - Wenn es uns nicht einmal für uns selbst gelingt, unsere eigenen Kriegszustände zu überwinden und uns selbst den Frieden zu schenken, wie sollten dann ganze Völker erfolgreicher sein?  - So taumelt die Menschheit durch die Welt, immer von Kriegen auseinandergerissen und auf den Frieden hoffend, schwankend zwischen Realität und Utopie.

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