Sonntag, 26. Oktober 2025

Ein authentisches Leben

Für mich ist eine der wichtigsten Eigenschaften des Menschen, seine Authentizität. Darunter habe ich immer verstanden, Menschen die im Einklang mit ihrem Denken, Fühlen und Handeln stehen. Ich habe immer akzeptiert, wenn die Werte eines anderen Menschen, nicht mit meinem eigenen Wertesystem übereinstimmten, das Wesentliche ist für mich, dass die Werte des Anderen glaubwürdig und offen vertreten werden und in Übereinstimmung mit einem Wertekodex stehen, der den Menschen ein Zusammenleben in Frieden, Freiheit und Eintracht ermöglicht. In meinem Leben spielten Faschismus und Kommunismus, aber auch Sozialismus eine grosse Rolle, auch Diktaturen, Wertesysteme, die ich immer auf das tiefste abgelehnt habe. Sie haben verhindert, dass ein grosser Teil der Menschheit authentisch leben konnte, und hatten Tod und Vernichtung im Gefolge.

Vielleicht habe ich es mir zu einfach gemacht, wenn ich die Menschen in authentische und nichtauthentische Personen eingeteilt habe.  Für mich selbst habe ich immer in Anspruch genommen, authentisch zu leben, mehr zu sein als zu scheinen, im Einklang mit meinem inneren Wertesystem zu sein, meine Kinder und Partner in diesem Sinn zu beeinflussen und mein eigenes Leben nach meinen Vorstellungen auszurichten. Der äussere Schein war mir nie wichtig, obwohl sich das Meiste, das ich in meinem Beruf anfasste, sich positiv entwickelte und erfolgreich wurde. Für mich war nie entscheidend, welche äusseren Titel, Würden und Anerkennungen andere Menschen hatten. Wichtig war mir immer das innere Format des anderen Menschen. Ein gutes Beispiel eines authentischen Menschen war mein Bruder Arnim. Schon als kleiner Junge war sein Leben bereits als bedeutender Sprachwissenschaftler erkennbar. Nach aussen hin war er nicht auf Ämter und Würden bedacht, hat aber die Linguistik seiner Zeit geprägt.  Sein Äusseres hat ihn so wenig interessiert, dass er sich zu seiner Antrittsvorlesung eine Jacke von mir leihen musste. Für ihn galt immer, Mehr Sein als Scheinen.  

Für mich ist der Mensch authentisch, der im Einklang mit seinen Fähigkeiten lebt. Das gilt für den Handwerker, wie für die kaufmännischen Berufe, bis hin zu den akademischen Bereichen. Wer seine Talente nutzt und etwas aus seinem Leben macht, Erfolg hat, sowohl im Beruf wie in seiner Familie, ist ein authentische Mensch, der zum Wohl seiner Umwelt lebt. Es kann nicht jede Spitzenleistung bringen, jeder kann nur die Talente verwalten, die ihm auf seinem Weg zur Verfügung stehen. Ich habe immer alle Menschen geachtet, die in ihrem Bereich ihr Bestes gaben. In allen Berufszweigen, mit denen ich je in Berührung kam, konnte ich sofort erkennen, wer mit Liebe und Sorgfalt seine Arbeit erledigte, - ich erkannte sie als meine Brüder und Schwestern im Geiste.

Es gibt keine verlässlichen Zahlen über Menschen die authentisch, sich selbst leben, und die Menschen, die sich an andere anhängen und nur passiv in der Gesellschaft mitlaufen. Wenn wir die Tagespresse lesen, kommen wir zu dem Schluss, dass sich ein Grossteil unserer Mitmenschen dem modernen Wohlfahrtsstaat anvertraut, Forderungen an die Gesellschaft stellt und sich keine Mühe gibt, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Das gilt auf allen Ebenen. Je mehr die Gesellschaft dem Wohlstandsdenken der modernen Sozialstaaten verfallen ist, desto geringer ist die Leistungsbereitschaft geworden und das Gefühl, selbst für das eigene Leben verantwortliche zu sein. Ich habe in vielen Bereichen des Lebens, im In-und Ausland gearbeitet. Ich habe die wunderbarsten Menschen in allen Berufen kennengelernt, im Dienstleistungsgewerbe und auch in der Landwirtschaft. Wer mit Liebe seinen Beruf machte, seine Familie ernährte und sich auf sich selbst verliess, und nicht die Verantwortung anderen überliess, den empfand ich immer als meinen Bruder im Menschsein. Jeder kennt aber auch die Menschen um sich, die keine Verantwortung übernehmen wollen, sich stets auf die Anderen verlassen, und auf Kosten der Allgemeinheit leben wollen. Sie haben nicht begriffen, was authentisches Leben bedeutet.

 

 


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