Dienstag, 20. März 2012

Was ist Gott ?

Wir beten „Vater unser“ und in uns entsteht das Bild eines gütigen Vaters. Schon der nächste Hinweis, „der Du bist im Himmel“ schiebt diese Vaterfigur in eine Ebene, die uns nicht zugänglich ist, und von der keiner weiss, was das denn sei, der Himmel. Und dann kommt ein Gebot, „geheiligt werde Dein Name“. Dieser Satz entspricht dem Verbot sich ein Gleichnis oder Bild Gottes zu machen, also Gott auch keinen Namen zu geben, denn in dem Augenblick, in dem ich ihn benenne, ziehe ich ihn auf die Ebene des menschlichen Denkens. Das menschliche Denken aber kann nur das erfassen, was auf der Ebene der Energie und Materie erfassbar ist, nicht aber das was jenseits dieser Ebene ist. Das was jenseits dieser Ebene liegt, nennen wir den Himmel. Wir sind darauf angewiesen in Gleichnissen zu denken und uns in Mythologien zu bewegen, um in eine Ebene vorzudringen, die unserer menschlichen Auffassungsgabe versagt ist. Auch wenn unsere Religionen uns untersagen uns ein Bild Gottes zu machen, spielt Gott im Leben der Menschen eine wichtige Rolle. Schon das Bild des gütigen Vaters, des Schöpfers aller Welten, gibt den Menschen Kraft und Halt, und den Glauben, dass dieser gütige Vater alles zum Besten wenden wird. In guten und in schlechten Tagen, wenden wir uns in unserem Gebet an ihn, wir sprechen mit ihm, vertrauen uns ihm und seiner Güte an und schöpfen Kraft aus unserem Gebet. Weitgehend bewegen wir uns noch so, wie in der Zeit der Naturreligionen, in der die Natur von Gottheiten beseelt war und wir uns an die Naturgeister gewendet und um Unterstützung gebeten haben. Die monotheistischen Religionen haben einen grossen Schritt getan, indem sie die in allem wirkenden Kräfte als Ausfluss der einen grossen Kraft definiert haben. Aber auch in diesen Religionen ist Gott noch als personifizierte Schöpferkraft vorhanden, die als solche verehrt wird, trotz aller Verbote, sich ein Gleichnis Gottes zu machen. Im Christentum wird Christus als Mensch am Kreuz dargestellt, als Gott, der sich im Menschen versinnbildlicht. Das alles entzieht sich der menschlichen Bewertung. Jeder Mensch findet seinen eigenen Zugang zu der Sphäre, die wir die göttliche nennen, sei es mit Hilfe der Religionen, sei es durch Philosophie, durch Bilder, durch Musik, durch die Naturwissenschaften. Allen Menschen ist gemeinsam, dass sie auf einer Ebene, die sich dem Verstand entzieht, wahrnehmen, da ist etwas, was Energie und Materie ordnet, was die Sterne ihre Bahnen ziehen lässt, was die Energiepartikel in uns Menschen lenkt und jeden Gegenstand um uns energetisch schafft. Am weitesten scheinen mir Buddhismus und Zen sich in der Betrachtung dieser göttlichen Kraft entwickelt zu haben. Das Dao und die allesumfassende Leere sind wahrscheinlich am dichtesten an dem was wir als Gott bezeichnen. Wenn ich die unendliche Leere des Firmaments betrachte und in meinem eigenen Mikrokosmos die unendliche Leere zwischen meinen Energieteilchen, und wenn ich wahrnehmen kann, dass es diese Leere ist, die alles ordnet und seinen Gang nehmen lässt, dann fühle ich eine tiefe Ehrfurcht, vor dieser Kraft, die in mir und in allem um mich ist, es ist das Leben das mich und alles ausmacht, und das immer war und immer sein wird. Es ist diese schöpferische und ordnende Kraft, die wir Gott nennen.

1 Kommentar:

Liqing hat gesagt…

Dieser Post ist sehr nahe der Erkenntnis der Daoisten. "Zen" hat sich aus der Verschmelzung "Daoismus" und "Buddhismus" entwickelt. Du sagst, der Himmel ist "hier und jetzt", die Daoisten meinen, "das Glück liegt am Rande des Weges, nicht am Ende der Straße". Ich lese,
"Du sollst Dir kein Bild machen von Gott!" Was sagt Lao-tse? "Das Dao, das benannt werden kann, ist nicht das richtige Dao". Dazu könnte man Bücher füllen.
Conclusio dieses schönen Posts:
Die großen Philosophien und Religionen führen immer zu der "Einen Wahrheit"! Egal, wie wir sie benennen.