Mittwoch, 12. Juni 2013

Ent-Täuschung



Alle Religionen  haben eines gemeinsam,  sie gehen davon aus, dass unser Verstand  uns etwas vorgaukelt,  was es in der Wirklichkeit nicht gibt.  Die  Inder sprechen von Maia,  der Illusion des Menschen von der Wirklichkeit,  die Budhisten  sehen den Verstand als Ursache des Leids, das unser Leben begleitet, und das Christentum spricht von der  Erbsünde, die von den meisten Christen misverstanden wird.  Die einen  sehen in der Erbsünde die Trennung von Gott, der Mensch wirft sich Prometheus gleich,    zum Herrn seines eigenen Geschickes auf, andere sehen in der Erbsünde eine Fehlübersetzung aus dem Griechischen,  das Wort soll heissen:   Das Ziel verfehlen.  Was gemeint ist,  der Mensch ist nicht in der Lage zu erkennen wer er wirklich ist.   Ein  Hinweis gibt uns der Tempel des Orakels in Delphi,  da heisst es über dem Eingang,  „Mensch erkenne Dich selbst“  , was aber weniger bekannt ist, das im Inneren des Tempels der  Satz fortgeführt wurde mit „-dann erkennst  Du Gott“.  Kann es uns gelingen diese Bilder unserer begrenzten Wahrnehmung, die Täuschung, die von unseren Sinnesorganen ausgeht,  gewissermassen zu ent-täuschen?
Dieses Sich-selbst-erkennen,  die Frage nach dem  „Wer bin ich“   beschäftigt uns seit Jahrtausenden.  Das einzige Instrument  das zur Lösung dieser Frage zur Verfügung steht ist unser Verstand.  Ist der Verstand aber tatsächlich das geeignete Instrument um  sich selbst zu verstehen, warum sprechen alle Religionen davon, dass das was wir über unseren Verstand  erfahren zu einer Fehleinschätzung  von uns selbst führt ?   Wenn wir unsere eigenen physischen Funktionen  betrachten, dann sehen wir, dass diese weitgehend selbständig arbeiten,  mein Herz schlägt,  mein Kreislauf funktioniert,  mein Magen verdaut, ohne dass  ich etwas dazu beitrage und mein Verstand funktioniert wahrscheinlich in ähnlicher Weise,  nicht ich denke, sondern mein Verstand denkt, diese grauen Zellen funktionieren ohne dass ich etwas dazu beitrage.  Ich denke nicht, sondern es denkt mich.  Und an diesem Punkt angekommen frage ich:   Und wer bin ich, der  dieses feststellt?  Da scheint es eine weitere Person zu geben, die in der Lage ist  dies   wahrzunehmen, die Person die die Fragen stellt, die Person oder besser Energie, die sich meiner physischen  Gegebenheiten bedient, die  das was ich als  meine physische Existenz bezeichne,  ausmacht.  Es ist das was hinter dem Erkennbaren  ist,  was das  Erkennbare erkennbar macht,  was das schafft was ist, und was das,  was ist, wieder vergehen lässt. Ein Freund hat mir in meinem letzten Blog als Kommentar einen   Vers aus den Upanishaden geschickt. Schöner als dieser Text, kann man das nicht ausdrücken, was nicht ausdrückbar ist  Ich zitiere:
Was nicht gesehen werden kann und jenseits des Denkens ist,
was ohne Ursache oder Teile ist,
was weder wahrnimmt noch handelt,
was unwandelbar ist, alldurchdringend, allgegenwärtig,
feiner als das Feinste,
das ist das Ewige, von dem die Weisen wissen,
dass es die Quelle von allem ist.
So wie eine Spinne ihren Faden ausspinnt
und ihn in sich zurücknimmt,
so ist die ganze Schöpfung aus dieser Kraft heraus gewoben
und kehrt in sie zurück.
So wie Pflanzen in der Erde wurzeln,
so werden alle Dinge aus dieser allgegenwärtigen Energie unterhalten.
So wie ein Haar aus eines Menschen Kopf wächst,
so ensteht alles aus dieser unendlichen Intelligenz!
Upanishaden

Vielleicht erkenne ich in diesen Versen ein  wenig   von der Wahrheit hinter den Dingen.  Ein kleines bisschen von dem was wir das Göttliche nennen.  Es ist aber nicht der Scharfsinn unseres  Verstandes der uns  das ermöglicht. Es ist die Wahrnehmung  die entsteht, wenn ich den Verstand zum Schweigen bringe, wenn ich in die Stille gehe, wenn ich wie jetzt am frühen morgen die Sonne über den Wipfeln aufgehen sehe,  das  Erwachen der Natur um mich wahrnehme und das Glücksgefühl in mir empfinde,  das eintritt wenn in mir Stille herrscht  und ich mich mit der Natur eins fühle.

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