Ein erstes
Bild, der Kuchen mit den Kerzen, ich blase die Kerzen aus. Die Kerze als Sinnbild für unser Leben? Warum
blase ich die Kerze aus, sollte sie nicht so lange brennen wie sie dauert? Bestimme ich darüber, wie lange die Kerze
brennt? Wer ist dieses Ich, das über das
Licht bestimmt?
Ein neues
Bild, ich denke an die Geburt, noch bin
ich im Mutterleib, behütet, es geht mir gut. Dann werde ich von gewaltigen
Kräften gepackt, geschoben und gepresst und in diesem Pressen, in dem ich mich
ganz klein mache, werde ich ins Licht geworfen, ich schreie vor Schmerzen,
auch vor Schmerz, weil mein behütetes
Leben sich verändert hat.
Ein neues
Bild, die Mutter erschöpft, aber
glücklich, ich liege in ihren Armen, jetzt sind wir zwei Menschen, wir sind noch
ganz fertig von der Anstrengung, aber glücklich. Und heute zum ersten Mal rührt sich der Hunger in mir, ich suche nach Nahrung, die Welt hat mich angenommen. Ich muss daran
denken zu leben.
Geburt und
Tod sind eins. - Ich werde geboren und mit der Geburt stirbt das was vorher
gewesen ist. Was war vor meiner
Geburt? Wo kommt mein Leben her, aus meiner
Mutter? Was erfüllt meine Mutter mit
Leben, was erfüllt mich mit Leben, was macht aus der Materie aus der ich
geschaffen bin einen lebendigen
Menschen, was erfüllt mich mit
Leben? Ist das Leben eine höhere Ebene die sich mir verschliesst? Unterliegt Leben dem Wachstum und Verfall ? Leben ist einfach da, es war immer und wird immer
sein.
An meinem
Geburtstag blicke ich in den Spiegel, der Spiegel ist trüb, auf dem Spiegel steht „Blindspot“. Der „Blindspot“
das bin ich. Was weiss ich über mich, wer bin ich? Bin das
ich, den ich da sehe, bin ich in der Lage mich zu sehen, sind meine Sinne nicht
so beschränkt, dass ich nur Teile von mir sehe?
Bin ich der, den ich sehe oder der den die anderen sehen?
Ich denke an
die Leere aus der ich komme. Ich falle
aus dem Zeitlosen in die Zeit, aus dem
Undenkbaren in das Denkbare, aus der
Nichtform in die Form, aus dem Unsichtbaren in das Sichtbare, aus dem
Unendlichen in das Endliche. Wer fällt da?
Falle ich oder werde ich gefallen?
Schaffe ich oder werde ich geschaffen,
lebe ich oder werde ich gelebt?
Ich werde
mit grossen Geschenken und Schätzen aus dem Haus meines Vaters auf meinen
Lebensweg geschickt. Auf meinem Weg
vergesse ich, dass ich reich bin, ich
vergesse auch woher ich komme. Und eines Tages erinnere ich mich an meinem
Geburtstag, an mein Vaterhaus, an das woher ich komme und erkenne, welcher Reichtum
mir mit auf meinen Weg gegeben wurde. Und ich entdecke wieder die Schätze in
mir, nur in einer viel tieferen Dimension, als am Anfang meines Lebens. Und ich kehre zurück in das Haus aus dem ich
gekommen bin.
Stefan
George schrieb über die Flamme in uns:
Wer je die
flamme umschritt
Bleibe der flamme trabant!
Wie er auch wandert und kreist:
Wo noch ihr schein ihn erreicht
Irrt er zu weit nie vom ziel.
An meinem
Geburtstag blase ich die Flamme auf meinem Kuchen aus. Und ich entdecke, dass sich die Kerze immer
wieder von selbst aufs neue entzündet.
Ich packe meine Geschenke aus und entdecke die Geschenke, die mir das Leben mit auf den
Weg gegeben hat. Und das ist das was ich
an meinem Geburtstag erlebe, die Flamme in mir und die Geschenke meines Lebens.
Bleibe der flamme trabant!
Wie er auch wandert und kreist:
Wo noch ihr schein ihn erreicht
Irrt er zu weit nie vom ziel.
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