Erstaunlich, dass wir uns Christen nennen und von der Lehre
kaum etwas beherzigen. Im Judentum wurde noch von der Dualität zwischen Mensch
und Gott ausgegangen. Hier der Mensch und dort Gott, der strafende und der
gerechte. Christus lehrt, das Schöpfer
und das Geschaffene eins sind, Mensch und Gott sind eins. Was macht der Mensch aus dieser Lehre? Kaum gibt es den Menschen Christus nicht
mehr, wird er selbst in die Position
Gottes erhoben, wir halten es nicht
aus, in der Einheit mit Gott zu sein, es
muss für uns diesen Graben zwischen Gott und Mensch geben. Dabei sind wir Teil
der Schöpfung und die gesamte Schöpfung spiegelt sich in uns wieder und wir
sind Teil des Schöpfers und der Schöpfer spiegelt sich in uns wieder. Es gibt
nicht eine Welt und einen Gott, sondern die Welt und Gott sind eins. Wir
sind wieder in die alten Vorstellungen
des Judentums zurückgefallen, wenn wir Gott als etwas anderes sehen, als seine
Schöpfung. Erst wenn wir begreifen, dass
Dualität Illusion ist und alles Geschaffene auch den Schöpfer enthält, können
wir wahre Christen sein. Wie der
Mystiker Angelus Silesius schon gesehen hat: Jeder von uns ist Christus,
Geschaffener und Schöpfer zugleich. Buddha heisst der Erleuchtete,
erleuchtet sind wir, wenn wir den Weg in die Einheit gefunden haben, Einheit
von Schöpfer und Geschaffenem. Nur das Geschaffene geht den Weg des
Vergänglichen, der Schöpfer in uns ist
ewig, immer da, und in einem ewigen Schaffensprozess befindlich.
Samstag, 18. Februar 2017
Mittwoch, 15. Februar 2017
Angst und Schmerz
Dienstag, 14. Februar 2017
Lanserhof
Ich beobachte die Menschen um mich. Viele sind gezeichnet
von den Drogen unserer Zeit. Essen, Trinken, Sitzen, Stress. Gezeichnet von der
fehlenden Achtsamkeit auf das was wir tun. Schon der Entschluss sich in etwas
hineinzubegeben, das völlig anders ist als das was ich bisher tue ist der Weg
in ein neues Bewusstsein. Ich kaue mein trockenes Stück Brot, das ist der Beginn
in eine neue Welt. Ich werde mir meiner Kaubewegungen bewusst, des Geschmacks
eines natürlich gebackenen Brotes, des wunderbaren Geschmacks von Brot –
Kindheitserinnerungen werden wach, als ein Stück Brot die einzige Nahrung war
und wir das Kauen solange wie möglich hinzogen. Die Achtsamkeit, die ich neu
lerne zieht sich durch alles hindurch was ich hier mache. Ich lerne meinen
Körper neu kennen, werde mir seiner Bedürfnisse bewusst. Essen und trinken
gewinnen eine neue Qualität, einfache naturbelassene Nahrung, Wasser aus den
Quellen der Berge, Wasser als Quelle des Lebens. Äussere und innere Anwendungen
auf den Körper, diesem Wunderwerk, das mir anvertraut ist. Mein Körper erhält
das was es wirklich braucht, nicht nur ärztliche und körperliche Zuwendung,
sondern meine Aufmerksamkeit. Wenn nicht der Hunger mich so schwächt, das ich
mich nur in mein Zimmer zurückziehen kann, dann habe ich von morgens bis abends
Gelegenheit mich zu bewegen, vom morgendlichen Spaziergang, über Yoga, Pilates,
Quigong, bis zu Gymnastik und Schwimmen im grosszügigen Aussenbad, aus dem der
Nebel steigt und ich bei Frost in 32° Salzwasser schwimme, um mich die Berge
und der Schnee. Erlebnisse, die der Seele guttun. Endlich einmal kein Handy erlaubt, keine
lauten Stimmen, die mich am Leben der anderen teilnehmen lassen. Angebote von
Yoga und Meditation geben mir die Möglichkeit meinen Denker abzuschalten,
Achtsamkeit zu lernen, no mind. Zehn
Tage gehen zu Ende, ich habe mich wieder auf das Wesentliche beschränkt. Auf
mich Selbst. Ein wunderbarer Platz, wenn
es ihn nicht gäbe, würde ich ihn erfinden.
Christian von Stechow
Samstag, 4. Februar 2017
Seinsvergessenheit
Gestern unterhielt ich mich über die „Seinvergessenheit“ bei Heidegger. Das
berechnende oder wissenschaftliche Denken hat von allen Lebensbereichen Besitz
ergriffen. Der Planet, die Natur und der Mensch werden vom wissenschaftlichen
Denken beherrscht. Die Gefahren, die auch von H. gesehen wurden, sind
offensichtlich geworden. Der Planet, die Natur und selbst der Mensch werden von
den wissenschaftlichen Techniken langsam zerstört, der „berechnende Verstand“ zerstört sich am
Ende selbst. Heidegger spricht in diesem
Zusammenhang von der „Seinsvergessenheit“, er meint damit, dass sich der
Verstand auf sein anderes Sein besinnen soll. Der „berechnende Verstand“ muss durch den „sich besinnenden Verstand“ begleitet werden,
wenn der Planet und die Menschheit im Sinne der Schöpfung diesen Planeten
weiter bewohnen wollen. Sich besinnen auf was?
Auf das Sein hinter den Dingen,
nicht der Denker ist massgebend, sondern das was den Denker denken macht
(Upanischaden). Wir scheinen diese
Dimension hinter unserem „berechnenden Denken“ vergessen zu haben, das ist das was H. die „Seinsvergessenheit“ nennt. Wenn der wissenschaftliche Denker dies als
Mystik abtut, dann vergisst er, dass auch die Wissenschaft inzwischen an den
Grenzen des Denkens angelangt ist und unsere menschliche
Wahrnehmungsmöglichkeiten weitgehend auf Illusion beruhen. Wenn ich im Sinne
von H. meinen besinnenden Verstand einsetze, erschliesse ich mir die Räume, die
der berechnende Verstand nicht mehr wahrnehmen kann. Jenseits der Illusion
unseres Denkens beginnt die Realität unseres Seins.
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