Sonntag, 25. März 2018

Innerer und äusserer Kosmos


Ein Vorzug des Alterns ist die Änderung der Weltsicht.  In der ersten Hälfte unseres Lebens sind wir vom Denken, Handeln und Haben erfüllt.  Unser eigener persönlicher Kosmos dehnt sich aus, es ist die Phase des Mehr, eines Mehr an dieser Welt. In der zweiten Phase wird alles weniger,  unser physischer Körper nimmt ab,  die  Dinge verlieren für uns an Bedeutung.  Diese Phase wird von der Mehrheit kaum wahr genommen. Dabei ist sie für jeden einzelnen von  Wichtigkeit.  Unser Blick der  fast immer auf das Äussere gerichtet ist, sollte seine Richtung ändern,  sich mehr nach innen richten. Unwillkürlich stellen wir das, was wir sehen können immer mehr  in Frage.  So wie Steven Hawkings seinen Blick auf den Makroskosmos richtete und sich fragte welche Kraft ständig das Universum bestimmt, ganze Galaxien entstehen  und sie wieder verschwinden lässt,  so fragen wir uns, was unseren Mikrokosmos entstehen lässt und wieder zurücknimmt, welche Kraft unsere Atome und Moleküle zusammenfügt, die Energieströme in uns lenkt, uns werden und vergehen lässt.  Unser Verstand kann die Gesetze der Energie begreifen, nicht aber welche Intelligenz die Gesetze der Energie bestimmt.  Wenn unser eigener kleiner Mikrokosmos in die Phase des Zurückbaus eintritt, wird uns bewusst, das unsere physische Existenz der Begrenzung durch Zeit unterliegt. Aber gleichzeitig wird etwas sichtbar, was wir in unseren jungen Jahren nicht gesehen haben.  Nicht für unsere Augen sichtbar, sondern nur für unsere innere Wahrnehmung erfahrbar. Wir lernen die übergeordnete Intelligenz in uns wahrzunehmen, nicht mit unseren Sinnesorganen, sondern mit der uns innewohnenden Intelligenz selbst, weil wir ein Teil  dieser Intelligenz sind.  In den Worten der Religionen:  das Göttliche in uns wird sich seiner selbst bewusst.  Eine wunderbare Erfahrung, die wir meistens nur in alten Menschen oder Menschen, die kurz vor ihrem Tode stehen, erleben können.   Diese Intelligenz in uns ,  ist in allem zu sehen, in den Galaxien und im Leben einer Fliege.  Sie verbindet uns mit den Millionen von Mikrokosmen, die unser eigenes Leben umgeben, sie ist in allem, was diese Welt ausmacht und was diese Welt nicht ausmacht.  Eine Frage die sich mir stellt:  ist nur der Mensch von  der Evolution so ausgestattet worden, dass er diese Intelligenz  erfassen kann, oder haben  auch dieser  Planet oder andere Lebewesen ein Bewusstsein für ihre eigene innerste Kraft entwickelt? Ist das ganze Universum in allen seinen Erscheinungsformen  in einer ständigen Evolution, um sich seiner selbst bewusst zu werden? Eins scheint mir gewiss zu sein:  Die übergeordnete Intelligenz bestimmt nur die Gesetze der Energie. Sie mischt sich nicht in unser Leben ein, sie ist nicht wie von den Religionen projektiert der belohnende oder strafende Gott;  sie bestimmt die Gesetze unserer physischen Existenz, nicht aber was wir aus unserem Leben machen. Sie ist nicht die Macht,  ausserhalb von uns, sie ist die Kraft, die uns unser Leben geschenkt hat.  Sie ist allenfalls daran interessiert, was wir daraus gemacht haben.

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