Wenn ich heute auf einem Geburtstag meiner Altersgenossen
Reden höre, so beschäftigen diese sich
hauptsächlich mit den Stationen des Lebensweges, die der Jubilar erlebt hat.
Auffällig ist, dass es immer um den äusseren Weg geht, um die Geschichte des Lebens. Auch sind die
Erinnerungen genau so unterschiedlich, wie diejenigen Personen , die ihre
Erinnerungen schildern. Der Jubilar
spricht über sein Leben, vielleicht auch seine Ehefrau, Kinder und Freunde –
und jeder erzählt eine andere Geschichte. Der Blick in die Vergangenheit
scheint bei jedem Sprecher andere Erinnerungen hervorzurufen. Welche der verschiedenen
Geschichten kommt nun der Wahrheit am nächsten? Erinnerungen sind in unserem Gehirn
abgespeicherte Gedanken, sie sind also ein Ausfluss unserer Gedankenwelt. So verschieden die Menschen und deren
Gedankenwelten sind, so unterschiedlich sind die Erinnerungen an das gleiche
Erlebnis. Keiner sieht das Gleiche, und keiner erlebt den gleichen Moment
gleich. Eine objektive Wahrheit ist aus diesen gespeicherten Gedanken nicht zu
ermitteln, allenfalls eine angenäherte Wahrheit. Das Wort erleben
weist schon darauf hin, dass wir das Leben nicht in einer Schau in die
Vergangenheit erfassen können, sondern nur in der Gegenwart, in diesem Moment,
und jeder nur in der Beziehung, wie er diesen Moment erlebt. Erinnerungen sind nur Gedankenkonstrukte, sie
können das Erleben nicht konservieren,
sie sind nur noch der Schatten von dem was einmal die Gegenwart war. Wenn
wir uns schon bei einem einzelnen Menschenschicksal schwer tun, eine objektive
Erinnerung festzuhalten, dann erst recht
bei der Geschichtsschreibung , wo
ganze Völker und hunderte von Wissenschaftlern
ihre jeweilige Sichtsweise schildern und keine dieser Schilderungen einen
Anspruch auf Objektivität erheben kann.
Mittwoch, 31. Oktober 2018
Dienstag, 16. Oktober 2018
Sich selbst beobachten
Auf dem Weg zum eigenen bewussten Sein ist das Sich -selbst- beobachten wichtig.
Sich in jedem Moment fragen, was geht in mir vor. Den Kopf beobachten, welche
Gedanken bewegen sich dort. Solange ich in der Lage bin, mich selbst zu sehen, schwanke
ich zwischen bewusstem Erleben und unbewusstem Sein. Gestern führte ich ein
Gespräch über den Erfolg im Leben. Erfolg tritt dann ein, wenn ich mich auf das
focussieren kann, was ich tue, und das was ich anfasse wird gut . Es gibt immer
wieder Momente, wo ich abschweife und andere Gedanken mir im Kopt umgehen. Das
ist ganz natürlich und in jedem Menschen vorhanden, wichtig ist, dass ich das
erkennen und wieder dorthin zurückgehen kann,
wohin ich meine Aufmerksamkeit lenken möchte. Kreative und erfolgreiche Menschen
sind in der Lage , bervor sie etwas in die Hand nehmen, das zu visualisieren, was sie tun möchten, und
sich dann ganz auf die vorgenommene Aufgabe zu konzentrieren. Sie erleben , wie
sich das, was sie sich vorgenommen haben, wie von Zauberhand entwickelt, und am
Ende das wird, was es werden sollte. Das gilt für die meisten Dinge, auch des
alltäglichen Lebens, wie eine Arbeit verrichten, seine Familie versorgen, es
gilt sogar für unser ganzes Leben, wenn wir das was wir werden und tun möchten
visulaisieren und dann beobachten können wie das Vorgestellte sich langsam
entwickelt.
Das grösste Hindernis auf unserem Weg sind negative
Gedanken. Sie blockieren den Weg des Sehens, den Weg des sich Erschaffens.
Negative Gedanken wie tiefer Schmerz über einen Verlust, Depressionen lähmen
unsere Lebensenergie und verhindern, dass wir uns selbst realisieren können.
Sie bedeuten den Verlust des Bewusstseins, den Verlust der Lebensenergie.
Sonntag, 14. Oktober 2018
Sorge Dich nicht um die Früchte Deines Handelns.
Ein Satz aus der indischen Weisheitslehre. Handeln setzt
voraus, dass ich mit ganzer Hingabe mich dem widme was ich tue. Hingabe ist
dann vorhanden, wenn ich alle überflüssigen Gedanken aus meinem Kopf verbanne
und mich ganz auf das konzentriere, was ich gerade tue. Wenn ich so handele,
dann wird das, was aus meinem Handeln fliesst zu einem Ergebnis führen.
Vielleicht nicht zu dem Ergebnis, dass ich mir vorgestellt habe, denn alle
Vorstellungen sind zukunftsgerichtet und daher nur ein Produkt meiner Fantasie.
Wenn alles Geschehen, was wir manchmal
das Schicksal nennen, und unser Handeln eins sind, dann wird unser Handeln zu
dem Führen, was im kosmischen Geschehen für diese Handlung vorgesehen ist. Jede Handlung wird daher Früchte tragen.
Handele ich nur halbherzig, lasse mich durch alles um mich herum ablenken, sind
die Ergebnisse nicht so beschaffen, wie ich sie mir vorgestellt habe. Ich klage
dann das Schicksal an, das gegen mich gewesen ist. In Wirklichkeit ist mein
Handeln Ursache des Miserfolges. Ich habe soviele Menschen über ihr Schicksal
klagen gehört, wenn sie keinen Erfolg im Leben hatten. Dabei sind die äusseren Umstände, wie Zeiten
des Friedens oder des Krieges nicht massgebend für die Früchte meines Handelns.
In jeder Zeit kann ich mit vollem Einsatz und voller Konzentration handeln. Als
junger Mensch in Schule und Studium, wenn ich mich dem hingebe, was ich lerne
und nicht alle Minuten auf mein Handy starre oder nebenbei Musik höre. Als berufstätiger
Mensch, wenn ich mich mit Liebe und Hingabe meinem Beruf widme und als alter
Mensch, wenn ich mich der Weisheit des Lebens und der Schönheit der Natur
hingebe. Die Früchte meines Handelns kommen von ganz allein, ich muss mich
nicht sorgen, dass mir etwas entgeht. Nur wenn ich halbherzig handele gehe ich
leer aus. Das gilt für alles was wir machen und erklärt, warum manche Menschen
die Früchte ernten und andere leer ausgehen.
Montag, 8. Oktober 2018
Auf der Suche nach dem Leben
Wissenschaft, Religionen, Philosophen versuchen eine Antwort
auf die Frage nach dem Leben zu geben. Die Antworten, die wir erhalten, sind
wenig befriedigend. Und doch ist in dem
Kern aller Antworten ein Abglanz einer tieferen Wahrheit zu erahnen. Das Leben
wahrzunehmen können uns nicht Lehrer und Meister beibringen, wie müssen uns
schon selbst auf den Weg machen. Jeder gelangt auf seinem Weg zu der Erkenntnis
des Lebens, meistens aber erst in seinem
letzten Moment. In den fernöstlichen Lehren, legt der Suchende alles ab,
was ihn mit seinem normalen Leben verbindet, geht in ein Kloster oder hüllt sich
in ein Mönchsgewand und bittet seine Mitmenschen um etwas Essbares. Das scheint ein wichtiger Hinweis zu sein,
alles abzulegen, was uns scheinbar so wichtig ist, Rang, Namen, Titel,
Vermögen, Weltanschauung, vor allem aber unsere Lebensgeschichte, alles was uns
ohnehin spätestens mit unserem Tod genommen wird. Alles was unser Ego für so wichtig hält, muss
abgelegt werden, denn es verdeckt die eigentliche Wahrheit, unser Leben. Der fernöstliche Weg ist ein freiwilliger Tod
unserer bürgerlichen Existenz, der Suchende stirbt bevor er stirbt. Der
christliche Weg war der Weg des Kreuzes, der Weg des Leidens, der zum
Loslassen aller Dinge und aller Gedanken
führen sollte, zur Erlösung von Allem was sich zwischen uns und dem ewigen
Leben stellt. Buddha nennt dies die
Erleuchtung – das Ende allen Leidens, er sagt aber nicht, was die Erleuchtung
ist, weil dies nicht in Worten gesagt werden kann, es kann nur persönlich
erfahren werden.
Erst im Alter wird uns deutlicher, was es heisst zu sterben,
bevor du stirbst. Wir treten ins zweite
Glied zurück, wir lassen unseren Beruf, unsere Stellung im Leben hinter uns,
die früher so wichtigen Dinge, wie unser Aussehen, unser Ansehen, unsere
Bildung, unser Vermögen werden immer unwichtiger, unser Abstand zu den Torheiten
dieser Welt wird immer grösser. Es wird uns immer leichter alles loszulassen,
was wir ohnehin mit unserem Tod lassen müssen.
Am allerwichtigsten ist aber das Loslassen unserer eigenen Geschichte,
das was wir in unserer Vorstellung an
Grossartigem geleistet haben. Immer
deutlicher wird uns die Illusion die
unser Ego in uns aufgebaut hat. Und je
mehr wir loslassen können, umso weniger tritt zwischen uns und das was uns
ausmacht, das eigentlichen Leben, das
wir auch sind, aus dem wir kommen und das nicht dem Tod und der Vergänglichkeit
dieser Welt unterliegt. Es ist die Rückkehr des verlorenen Sohnes in das
Vaterhaus. Müssen wir warten bis uns das Alter ereilt oder können wir nicht
auch schon früher auf unserem Weg durch diese Welt erwachen?
Wenn wir heute die Bewegung des Yoga und der Meditation
beobachten, dann sehen wir so viele Menschen, die sich auf den Weg gemacht
haben. In der Meditation erfahren wir
das Loslassen von allen Gedanken, die sich mit den Dingen dieser Welt beschäftigen, es sind diese Dinge, diese Gedanken, die sich
zwischen uns und die Wirklichkeit stellen. Die Wirklichkeit eröffnet sich, wenn
wir in die Unendlichkeit der Gedankenstille eintreten, in den Raum jenseits von
Zeit und Materie. Es ist dort wo unser
zuhause ist, das Allumfassende, aus dem wir kommen und in das wir gehen,
jenseits dieser Welt, jenseits unseres Wissens und aller Gedanken, jenseits von
Vergänglichkeit und Tod – es ist das Leben selbst, das wir in dieser Stille
finden.
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