Montag, 8. Oktober 2018

Auf der Suche nach dem Leben


Wissenschaft, Religionen, Philosophen versuchen eine Antwort auf die Frage nach dem Leben zu geben. Die Antworten, die wir erhalten, sind wenig befriedigend.  Und doch ist in dem Kern aller Antworten ein Abglanz einer tieferen Wahrheit zu erahnen. Das Leben wahrzunehmen können uns nicht Lehrer und Meister beibringen, wie müssen uns schon selbst auf den Weg machen. Jeder gelangt auf seinem Weg zu der Erkenntnis des Lebens, meistens aber erst in seinem  letzten Moment. In den fernöstlichen Lehren, legt der Suchende alles ab, was ihn mit seinem normalen Leben verbindet, geht in ein Kloster oder hüllt sich in ein Mönchsgewand und bittet seine Mitmenschen um etwas Essbares.  Das scheint ein wichtiger Hinweis zu sein, alles abzulegen, was uns scheinbar so wichtig ist, Rang, Namen, Titel, Vermögen, Weltanschauung, vor allem aber unsere Lebensgeschichte, alles was uns ohnehin spätestens mit unserem Tod genommen wird.  Alles was unser Ego für so wichtig hält, muss abgelegt werden, denn es verdeckt die eigentliche Wahrheit, unser Leben.  Der fernöstliche Weg ist ein freiwilliger Tod unserer bürgerlichen Existenz,  der   Suchende stirbt bevor er stirbt. Der christliche Weg war der Weg des Kreuzes, der Weg des Leidens, der zum Loslassen  aller Dinge und aller Gedanken führen sollte, zur Erlösung von Allem was sich zwischen uns und dem ewigen Leben stellt.  Buddha nennt dies die Erleuchtung – das Ende allen Leidens, er sagt aber nicht, was die Erleuchtung ist, weil dies nicht in Worten gesagt werden kann, es kann nur persönlich erfahren werden.   

Erst im Alter wird uns deutlicher, was es heisst zu sterben, bevor du stirbst.  Wir treten ins zweite Glied zurück, wir lassen unseren Beruf, unsere Stellung im Leben hinter uns, die früher so wichtigen Dinge, wie unser Aussehen, unser Ansehen, unsere Bildung, unser Vermögen werden immer unwichtiger, unser Abstand zu den Torheiten dieser Welt wird immer grösser. Es wird uns immer leichter alles loszulassen, was wir ohnehin mit unserem Tod lassen müssen.  Am allerwichtigsten ist aber das Loslassen unserer eigenen Geschichte, das was wir in unserer Vorstellung  an Grossartigem geleistet haben.  Immer deutlicher wird uns die   Illusion die unser Ego in uns aufgebaut hat.  Und je mehr wir loslassen können, umso weniger tritt zwischen uns und das was uns ausmacht,  das eigentlichen Leben, das wir auch sind, aus dem wir kommen und das nicht dem Tod und der Vergänglichkeit dieser Welt unterliegt. Es ist die Rückkehr des verlorenen Sohnes in das Vaterhaus. Müssen wir warten bis uns das Alter ereilt oder können wir nicht auch schon früher auf unserem Weg durch diese Welt erwachen?

Wenn wir heute die Bewegung des Yoga und der Meditation beobachten, dann sehen wir so viele Menschen, die sich auf den Weg gemacht haben.  In der Meditation erfahren wir das Loslassen von allen Gedanken, die sich mit den Dingen dieser Welt beschäftigen,  es sind diese Dinge, diese Gedanken, die sich zwischen uns und die Wirklichkeit stellen. Die Wirklichkeit eröffnet sich, wenn wir in die Unendlichkeit der Gedankenstille eintreten, in den Raum jenseits von Zeit und Materie.  Es ist dort wo unser zuhause ist, das Allumfassende, aus dem wir kommen und in das wir gehen, jenseits dieser Welt, jenseits unseres Wissens und aller Gedanken, jenseits von Vergänglichkeit und Tod – es ist das Leben selbst, das wir in dieser Stille finden.


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