Wissenschaft, Religionen, Philosophen versuchen eine Antwort
auf die Frage nach dem Leben zu geben. Die Antworten, die wir erhalten, sind
wenig befriedigend. Und doch ist in dem
Kern aller Antworten ein Abglanz einer tieferen Wahrheit zu erahnen. Das Leben
wahrzunehmen können uns nicht Lehrer und Meister beibringen, wie müssen uns
schon selbst auf den Weg machen. Jeder gelangt auf seinem Weg zu der Erkenntnis
des Lebens, meistens aber erst in seinem
letzten Moment. In den fernöstlichen Lehren, legt der Suchende alles ab,
was ihn mit seinem normalen Leben verbindet, geht in ein Kloster oder hüllt sich
in ein Mönchsgewand und bittet seine Mitmenschen um etwas Essbares. Das scheint ein wichtiger Hinweis zu sein,
alles abzulegen, was uns scheinbar so wichtig ist, Rang, Namen, Titel,
Vermögen, Weltanschauung, vor allem aber unsere Lebensgeschichte, alles was uns
ohnehin spätestens mit unserem Tod genommen wird. Alles was unser Ego für so wichtig hält, muss
abgelegt werden, denn es verdeckt die eigentliche Wahrheit, unser Leben. Der fernöstliche Weg ist ein freiwilliger Tod
unserer bürgerlichen Existenz, der Suchende stirbt bevor er stirbt. Der
christliche Weg war der Weg des Kreuzes, der Weg des Leidens, der zum
Loslassen aller Dinge und aller Gedanken
führen sollte, zur Erlösung von Allem was sich zwischen uns und dem ewigen
Leben stellt. Buddha nennt dies die
Erleuchtung – das Ende allen Leidens, er sagt aber nicht, was die Erleuchtung
ist, weil dies nicht in Worten gesagt werden kann, es kann nur persönlich
erfahren werden.
Erst im Alter wird uns deutlicher, was es heisst zu sterben,
bevor du stirbst. Wir treten ins zweite
Glied zurück, wir lassen unseren Beruf, unsere Stellung im Leben hinter uns,
die früher so wichtigen Dinge, wie unser Aussehen, unser Ansehen, unsere
Bildung, unser Vermögen werden immer unwichtiger, unser Abstand zu den Torheiten
dieser Welt wird immer grösser. Es wird uns immer leichter alles loszulassen,
was wir ohnehin mit unserem Tod lassen müssen.
Am allerwichtigsten ist aber das Loslassen unserer eigenen Geschichte,
das was wir in unserer Vorstellung an
Grossartigem geleistet haben. Immer
deutlicher wird uns die Illusion die
unser Ego in uns aufgebaut hat. Und je
mehr wir loslassen können, umso weniger tritt zwischen uns und das was uns
ausmacht, das eigentlichen Leben, das
wir auch sind, aus dem wir kommen und das nicht dem Tod und der Vergänglichkeit
dieser Welt unterliegt. Es ist die Rückkehr des verlorenen Sohnes in das
Vaterhaus. Müssen wir warten bis uns das Alter ereilt oder können wir nicht
auch schon früher auf unserem Weg durch diese Welt erwachen?
Wenn wir heute die Bewegung des Yoga und der Meditation
beobachten, dann sehen wir so viele Menschen, die sich auf den Weg gemacht
haben. In der Meditation erfahren wir
das Loslassen von allen Gedanken, die sich mit den Dingen dieser Welt beschäftigen, es sind diese Dinge, diese Gedanken, die sich
zwischen uns und die Wirklichkeit stellen. Die Wirklichkeit eröffnet sich, wenn
wir in die Unendlichkeit der Gedankenstille eintreten, in den Raum jenseits von
Zeit und Materie. Es ist dort wo unser
zuhause ist, das Allumfassende, aus dem wir kommen und in das wir gehen,
jenseits dieser Welt, jenseits unseres Wissens und aller Gedanken, jenseits von
Vergänglichkeit und Tod – es ist das Leben selbst, das wir in dieser Stille
finden.
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