Freitag, 26. Juli 2019

Die Welt der Ikonen


Tief beeindrucken mich in der Orthodoxie die Welt der Ikonen. Die Ikone als Mittlerin zwischen dieser Welt und dem Jenseits. Besonders berühren mich die Ikonen, die den Lebenszyklus symbolisieren.   Dargestellt wird das Leben von Christus in einzelnen kleinen Bildern. Wieviele Menschen haben vor diesen Ikonen gestanden und ihr eigenes Leben mit dem dargestellten verglichen. Es ist der Weg des Kreuzes, den sie sehen, der Weg des Leidens, der zur Erlösung von diesem Leid führt. Wieviel unendliches Leid haben die Menschen erlebt, allein im letzten Jahrhundert der Ideologien, die Millionen Menschen Tod und Vernichtung gebracht haben.  In diesen Ländern des Ostens, in denen die Ikonen verehrt werden,  haben die frommen Menschen in den Ikonen Trost gefunden. Wenn schon Gottes Sohn solches Leid erfahren hat, muss dann nicht ich mit Demut das Leid dieser Welt auf mich nehmen?

Auch auf mich persönlich haben die Ikonen eine starke Wirkung. Ich sehe in Christus den Archetyp Mensch. In seinem Lebenszyklus durchläuft der Mensch die Abwendung von seinem eigentlichen Sein, das Hinausgehen in die Welt und den Weg zurück zum Vaterhaus, seinem eigentlichen Leben und die Auferstehung, die Wiedervereinigung mit dem  woher er kommt. Jedes der Bilder auf der Ikone gewinnt für mich eine besondere Bedeutung: Die Austreibung der Wucherer aus dem Tempel,  der Tempel, als Sinnbild des Sitzes des Göttlichen, sind wir selbst und  ausgetrieben werden unsere Gedanken, die sich nur um das Materielle drehen. Die Vermehrung von Brot und Wein, steht für die seelische Nahrung des Menschen, die sich unendlich vermehrt und für alle reicht, die sich dieser Nahrung öffnen. Und schliesslich der Weg des Kreuzes:  Das Kreuz als das Sinnbild des Menschen der an die Materie gebunden ist und gleichzeitig das Kreuz als Sinnbild der Erlösung von der Materie. Die Senkrechte, der Baum der die Erde mit dem Himmel verbindet, der Weg des Abstiegs und der Wiederkehr, und auf diesem Weg der Querbalken als Symbol des Hindernisses auf dem Weg zu unserer Rückkehr in unser Vaterhaus. Es ist dieser Balken in unserem Kopf, der sich zwischen uns und unser Vaterhaus stellt, die Welt unserer Gedanken, die Welt des Zweifels,  die sich uns in den Weg stellt. Christus in höchster Not hat den Zweifel in sich gespürt- „warum hast Du mich verlassen“,  und dann die Erlösung gefunden in dem „nicht mein, Dein Wille geschehe“.  Erlösung findet der Mensch, wenn er den Zweifel, die Welt der Dualität hinter sich lässt und und in die Welt der Einheit eintritt, in den ewigen Raum des Lebens.  Und ich folge den Bildern , die  im Kreis um  Christus abgebildet sind, ein jedes  Bild mit einer besondern Bedeutung, ein  ewiger Kreislauf von Geburt und Wiederkehr des Menschen, und alle Stationen, die mein Leben berühren,  und in der Mitte der Mensch, den wir Christus nennen, der ich  bin und Du bist.  

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