Wenn ich den
Gottbegriff in den verschiedenen Religionen anschaue, dann unterscheide ich
zwischen dem Gott der von den Religionen verkündet und nach aussen gelehrt wird, und dem Gott,
der in allen Religionen dem begegnet, der in die Tiefe seines Seins vordringt.
Verkündet wird der mächtige Gott, der nur der jeweiligen Religion gehört, und mit dessen Hilfe die
Gläubigen unter sein Szepter gezwungen werden.
Wenn man nur die Gesetze und Vorschriften der Religionen erfüllt, dann
wird dem Gläubigen das Paradies versprochen. Um diese Religionen entwickeln
sich ganze Kulturen, Gotteshäuser, Schulen, Gelehrte, die sich bemühen, das Wort Gottes zu deuten,
selbst Gottesstaaten zwingen die Menschen in ihre Abhängigkeit. Je mehr sich
die Welt der Menschen Gottes bemächtigt hat, desto weiter hat sie sich von Gott
entfernt. Fassungslos schauen wir auf
die verschieden Religionen, die Kriege wegen ihrer Religion führen, die
Menschen töten, weil sie religiöse Gesetze nicht erfüllen oder abweichende
Meinungen haben. – Schauen wir aber in die Tiefe aller Religionen bis hin zu
den Wurzeln, dann sehen wir einzelne
Menschen, die ihre Mitmenschen versucht haben, ihren Mitmenschen die Augen zu öffnen, sie
von ihren Gottesbildern zurück zu dem wahren Göttlichen zu führen, das
sich in Allem zeigt. Und wenn die Menge derer, die sich von dem neuen
Gottesbild überzeugen liessen, gross genug war, bemächtigten sich wieder die
gleichen Menschen des Glaubens, die schon immer die Macht in den Händen
hielten, gründeten menschliche Organisationen und zwangen die Gläubigen mit
Strafandrohungen unter ihre Macht. Es sind immer wieder die gleichen Menschen,
die auf die Heilsversprechungen der Religionen hören, die bereit sind, andere
Menschen mit Feuer und Schwert zu bekriegen, weil sie in ihren Augen Ungläubige
sind. - Es ist die Mehrheit der Menschheit, die nicht versteht, wer Gott
wirklich ist, oder die verstanden hat,
das Gott nicht in Kirchen und frommen Büchern gefunden werden kann, die aber auch
keinen anderen Zugang zu dem findet, was wir Gott nennen. In den
Naturreligionen haben die Menschen in den Bäumen, den Pflanzen, den Flüssen den
Bergen, das Heilige entdeckt. In den Buchreligionen wurde das es verboten, sich
ein Bild Gottes zu machen. Und dennoch sind die Kirchen voll von den Bildern
Gottes in Menschengestalt, oder als Auge oder anderen Symbolen. Oder die
Menschen gaben ihren Propheten gottgleiche Verehrung. Im Buddhismus wird das
Göttliche zur Leere und im Dao zum Nichts.
Keine dieser Vorstellungen von Gott ist richtig und keine falsch. Der Mensch sucht Gott nur an der falschen
Stelle. In jedem Teil der Schöpfung
könnten wir Gott finden. Am Dichtesten aber ist Gott in uns selbst und es ist
dort, wohin wir blicken müssen, wenn wir das Göttliche suchen. Wir finden es in
der Tiefe unseres Selbst, wenn wir die
Zeit anhalten, unseren Verstand zum Schweigen bringen und den Raum der Leere
und der Stille betreten, der uns erfüllt. Es ist die Begegnung mit dem Wesen
das schon da war, bevor wir die Welt betreten haben und noch da ist, wenn wir unseren Körper wieder verlassen.
Mittwoch, 25. Januar 2023
Auf der Suche nach dem Göttlichen
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