Durch einen Hinweis habe ich beim Tod von Papst Benedikt
eine Rede gelesen, die er vor dem deutschen Bundestag 2011 gehalten hat. Sie
kann bei YouTube gehört werden. Vordergründig geht es um Recht und Gesetz im
Staat. Mich hat aber das Naturbild des Papstes berührt. Es wird deutlich, dass
er von dem positivistischen Naturbild des Menschen abrückt und den Menschen als
Teil der Natur sieht, geschaffen von dem gleichen schöpferischen Sein, das
alles erfüllt, die gesamte Natur, den Planeten, den gesamten Kosmos. Die
positivistische Vernunft, als Grundlage unserer Kultur, wird von ihm in Frage gestellt, er sieht sie
nur als einen kleinen Teil der schöpferischen
Intelligenz, die Himmel und Erde erfüllt, eine Vernunft, die nur einen sehr
kleinen Teil von dem erfassen kann, was wirklich ist. Er weist darauf hin, dass
der Umgang des Menschen mit der Natur aus dem Gleichgewicht geraten ist, die Natur ihre eigene Würde hat und wir wieder
die Sprache der Natur verstehen müssen. Er weist auch auf die Ökologie des Menschen
hin, der ein Teil der Natur ist, der sich nicht selbst geschaffen und die
Gesetze der Natur zu beachten hat. Der Mensch darf die Natur nicht beliebig
manipulieren, auch seine eigene nicht, und sein Wille ist nur dann recht, wenn
er die Gesetze der Natur beachtet. Benedikt sieht in der Natur und der gesamten
Schöpfung eine objektive Vernunft,
einen Creator Spiritus, die alles durchdringt, auch den Menschen.- Man stelle sich einen Papst vor, der sich mit
diesem Gottesbild der Lehre der katholischen Kirche gegenüber sieht.
Ich erkenne einen Menschen, dem klar ist, wer der Sohn Gottes ist: Der Mensch gewordene Geist Gottes, der allem
innewohnt, jedem Einzelnen Menschen, der
gesamten Natur, dem gesamten Kosmos, ein
Papst, der in jedem Menschen Christus sah. Diesem Papst, dem die geistigen Dimensionen
des Menschseins und der Natur klar waren, stand der Moloch der römischen
Kirchenverwaltung gegenüber. Vielleicht hatte er am Anfang die Vorstellung
einer Reform an Haupt und Gliedern dieser Kirche, aber als ihm klar wurde, dass
ihm dieses nie gelingen würde, hat er sich in ein Kloster zurückgezogen. Einer
der wenigen Päpste, dem der Titel Heiligkeit gebührt, weil er ein heiler
Mensch war, und der Name Benedikt stand ihm zu, weil er ein Guter war.
Mittwoch, 4. Januar 2023
Zum Tod von Papst Benedikt
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