Sonntag, 2. Juli 2023

Toxische Liebe

Wahrscheinlich kommt den meisten Menschen das, was wir täglich in der Klatschpresse vorgesetzt bekommen, als die ideale Liebesbeziehung vor.  Gut aussehende Menschen lernen sich kennen, heiraten, trennen sich,  suchen einen neuen Partner. Die Dramen, die sich wirklich abspielen,  werden nur für das Publikum sichtbar, wenn um Kinder und Geld bei der Trennung gestritten wird.  Ähnliches findet  bei Tinder statt, Liebe als Konsum, wechselnde Partner, viel Sex, alles das hat mit Liebe wenig zu tun.  Liebeskonsum  ähnelt eher der Einnahme von Drogen: auf eine kurze Euphorie tritt eine unangenehme Ernüchterung ein. Über die Liebe, die in den Gazetten zelebriert wird, scheint bei den Lesern ein tiefes Missverständnis zu herrschen, um Liebe handelt es sich kaum.  Die äussere Erscheinung, Position, Macht, Geld, Familie, Stand , sind keine Kriterien für Liebe, sie führen meistens in die Enttäuschung. Leidtragende sind Kinder, die aus solchen Beziehungen entstehen, die meistens nur mit einem Elternteil aufwachsen müssen. Wahrscheinlich liegt die Faszination für den Klatsch, der über die Reichen und Schönen verbreitet wird, in der eigenen Mittelmässigkeit der Konsumenten, deren eheliches Zusammenleben zu wünschen lässt.  Dem  Honeymoon ist  bald die Ernüchterung des Alltags gefolgt.  So sucht man sein Ideal dort, wo es nicht zu finden ist. Nur wenigen Menschen gelingt es, die Verliebtheit der ersten Stunde  in Liebe umzuwandeln, und erst wenn die Kinder in die Beziehung eintreten, begreifen die Menschen manchmal, was Liebe ist.  Toxisch wird Liebe dann, wenn sie wie ein Rauschmittel genossen wird, wenn sie immer wieder konsumiert wird, und immer wieder die Ernüchterung folgt. Sexsucht ist keine Liebe, ist eine Krankheit, Tinder oft nur ein Mittel, um die Sexsucht zu befriedigen. Wie bei jeder Droge, wird die Sucht verstärkt, und das Erwachen aus dem Rausch wird zu Enttäuschung und gleichzeitig zum Wunsch, wieder zum Suchtmittel zu greifen.  Und da sind wir wieder bei der Regenbogenpresse.  Wir bewundern die schönen Paare die sich finden, träumen uns an ihre Stelle, und vergessen, was auf die Euphorie des Liebesrausches folgt. - Wie weit sind die Liebesfilme  und die Bilder der  Klatschblätter von der Liebe entfernt und wie selten treffen wir auf Paare, bei denen wir sagen können: sie lieben sich wirklich.    

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