Wirkliche Gebete sind meditativer Natur, sie setzen den
Betenden mit der Gesamtheit in Verbindung. So dienen alle Litaneien, Lieder,
Gebete der spirituellen Verbindung des Menschen mit seinem Schöpfergeist. Wer hat nicht die Glücksgefühle in sich
wahrnehmen können, wenn er sich mit anderen Menschen im Gesang oder im
gemeinsamen Gebet des Vaterunsers vereinen konnte. Es entsteht in diesen
Momenten des gemeinsamen Handelns ein Gesamtgeist, der uns ahnen macht, welch
gewaltige Kräfte nicht nur in uns, sondern in der gesamten Schöpfung am Werk
sind. Anders ist es, wenn wir uns mit
unseren persönlichen Angelegenheiten an das Göttliche wenden. Die
Friedensgebete, die persönlichen Gebete um Gesundheit, oder Dinge, die unser
alltägliches Leben betreffen, alles, was uns selbst und unser Leben in dieser
Welt anbelangt, gehören nicht in ein Gebet. Wir können nicht von der Gottheit
etwas erbitten, was wir mit unserer Existenz auf der Ebene Welt als
Verantwortung übertragen bekommen haben. Das sind Wünsche, die die Welt betreffen,
Wunsche, die unsere geistige Dimension nicht berühren. Selbst die Bitte um
Erleuchtung geht fehl, denn wir können nicht um etwas bitten, was unserer
eigentlichen Natur entspricht, unserer Verbindung mit dem Geist, aus dem wir entstanden
sind. Das wirkliche Gebet ist die Meditation, in der
wir alles loslassen, was uns mit der Welt verbindet. In der Meditation setzen wir
uns in unseren Urzustand zurück, dem Zustand, in dem wir geboren wurden. Alle Bilder der Welt lassen wir hinter uns, wenn
die Leere und das Nichts der Gesamtheit in uns eintreten, und wir unsere
Einheit mit dem Schöpfergeist spüren. Das eigentliche Gebet besteht nicht aus
Worten, es besteht aus Sein, aus
Erinnerung an unsere eigentliche Heimat,
in der es keine Worte gibt.
Samstag, 11. Januar 2025
Das Gebet
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