Samstag, 11. Januar 2025

Das Gebet

Wirkliche Gebete sind meditativer Natur, sie setzen den Betenden mit der Gesamtheit in Verbindung. So dienen alle Litaneien, Lieder, Gebete der spirituellen Verbindung des Menschen mit seinem Schöpfergeist.  Wer hat nicht die Glücksgefühle in sich wahrnehmen können, wenn er sich mit anderen Menschen im Gesang oder im gemeinsamen Gebet des Vaterunsers vereinen konnte. Es entsteht in diesen Momenten des gemeinsamen Handelns ein Gesamtgeist, der uns ahnen macht, welch gewaltige Kräfte nicht nur in uns, sondern in der gesamten Schöpfung am Werk sind.  Anders ist es, wenn wir uns mit unseren persönlichen Angelegenheiten an das Göttliche wenden. Die Friedensgebete, die persönlichen Gebete um Gesundheit, oder Dinge, die unser alltägliches Leben betreffen, alles, was uns selbst und unser Leben in dieser Welt anbelangt, gehören nicht in ein Gebet. Wir können nicht von der Gottheit etwas erbitten, was wir mit unserer Existenz auf der Ebene Welt als Verantwortung übertragen bekommen haben. Das sind Wünsche, die die Welt betreffen, Wunsche, die unsere geistige Dimension nicht berühren. Selbst die Bitte um Erleuchtung geht fehl, denn wir können nicht um etwas bitten, was unserer eigentlichen Natur entspricht, unserer Verbindung mit dem Geist, aus dem wir entstanden sind.   Das wirkliche Gebet ist die Meditation, in der wir alles loslassen, was uns mit der Welt verbindet. In der Meditation setzen wir uns in unseren Urzustand zurück, dem Zustand, in dem wir geboren wurden.  Alle Bilder der Welt lassen wir hinter uns, wenn die Leere und das Nichts der Gesamtheit in uns eintreten, und wir unsere Einheit mit dem Schöpfergeist spüren. Das eigentliche Gebet besteht nicht aus Worten, es besteht aus Sein,  aus Erinnerung  an unsere eigentliche Heimat, in der es keine Worte gibt.

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