Nach dem Abitur fuhr ich nach Griechenland, um die Klöster des Athos zu besuchen. Meditation bildet einen grossen Teil des klösterlichen Lebens. Für den Besucher findet beim Essen Meditation statt, es wird nicht gesprochen, nur ein Vorleser liest aus der Bibel. Nachts um drei Uhr tönen die Schläge auf einen Tonbalken durch das Kloster. Die wenigen Mönche sitzen in der uralten Kirche in geschnitzten Stühlen und nur wenige Kerzen lassen die Gesichter aus den Kutten kaum erkennen. In einer langen Litanei singen sie und auch der Besucher lässt sich in den mystischen Gesängen einfangen.
Auch mein späteres Leben begleitete mich Meditation.
Meistens auch nachts um drei Uhr, wenn meine Tiefschlafphase beendet ist bin
ich hellwach. Gerade noch hatte ich mich mit der Quelle des Lebens verbunden
und jetzt bin ich wieder in der Welt. Ich fokussiere meinen Geist auf etwas,
das mich gerade berührt hat, sei es ein Wort, ein Ereignis, ein Geheimnis, eine
Theorie, eine Erkenntnis oder auch einen
Text, den ich gerade schreibe. Ich bin mir sicher, dass viele andere Menschen
über das gleiche Thema nachgedacht haben, vielleicht auch in ihrer Erkenntnis
tiefer eingedrungen sind in die Geheimnisse von Leben und Sprache. Jeder muss
diesen Weg selbst gehen, es ist der Weg der Evolution des Geistes, der sich
auch in Quantensprüngen vorwärtsbewegt, aus der Unendlichkeit in die Endlichkeit
und zurück, dorthin, woher er kam, ohne Anfang und ohne Ende.
Damit sich nicht mein Gedanke verliert, in der
Unendlichkeit, aus der er kommt, halte ich ihn fest, schreibe ich ihn nieder,
in der Stille der Nacht, wenn der Lärm und die Ablenkungen des Tages weit
entfernt sind. Meditation hat mich vielen Geheimnissen nähergebracht, die mir
sonst verborgen geblieben wären. Auch die Achtsamkeit auf das, was wir gerade
tun, habe ich bei ihnen gesehen, wie die Mönche der kargen Wassersuppe in der
Fastenzeit ihre Achtsamkeit schenken. Achtsamkeit ist der Schlüssel, damit uns
unser Tun gelingt. Die Mönche des Athos
waren mir darin ein Vorbild. Meditation und Achtsamkeit sind es, die uns den
Zugang zu den Geheimnissen des Lebens öffnen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen