Manche Begegnungen nennen wir Begegnungen der dritten Art. Es sind solche Begegnungen, die sich unser Verstand nicht erklären kann. Unser Verstand geht davon aus, dass die Welt, wie er sie sieht real ist. Er geht nicht davon aus, dass es andere Welten gibt, in denen es andere Regeln geben könnte. Dabei erleben wir ständig andere Welten, ohne uns dessen bewusst zu sein.
Kürzlich besuchte ich einen Hof, in dem ein altes Pferd
stand. Es begrüsste freundlich seinen Besitzer,
indem es seinen Nüstern an ihm rieb. Dann wendete es sich mir zu und tat
das gleiche bei mir. Ich bin Zeit meines Lebens mit Pferden in Berührung
gekommen und habe zahlreiche Pferde
gehabt. Ich liebe Pferde. Das weiss ein Pferd und wendet sich mir zu, weil ich
ihm vertraut bin. Auf der Ebene der Pferdewelt, bin ich ein Teil dieser Welt,
und ich bin mir dessen bewusst
Auch bei Hunden und Katzen geht es mir so. Gestern Abend sassen wir mit mehreren Menschen am Tisch,
teilweise eingeladene Gäste. Die scheue, praktisch wildlebende Hauskatze, kam
zum Tisch und strich bei denen, die ihre Freunde waren um die Beine, um
gestreichelt zu werden. Wir waren in ihrer Welt vorhanden, bei den anderen
blieb sie scheu. Ich empfinde mich in solchen Momenten als Teil der anderen
Welt, der Welt der Katze oder der Welt eines Hundes und meine Welt berührt die
Welt des Tieres.
Nicht anders geht es mir mit Menschen. Ich bin eingeladen,
die Gastgeberin, eine ältere Dame, sitzt neben mir und äussert sich selten.
Auch ihre Tochter, eine sehr gebildete junge Frau, die ihre Eltern besucht,
sitzt am Tisch und äussert sich wenig. Ich fühle mich trotzdem mit ihnen
verbunden, ich weiss, dass ich ihre Welt
betreten darf und dass sie meinen Besuch schätzen. Unsere Welten berühren sich.
Und wenn ich abends am Tisch mit einem alten Freund sitze,
der mir einmal sehr weh getan hatte, dem
ich aber längst verzieh, dann weiss ich, dass ich Teil seiner Welt bin und
bleibe, weil auf einer Ebene, die sich unserem Verstand entzieht, Beziehungen bestehen, die sich unserem
menschlichen Verständnis entziehen und grosser Sensibilität bedürfen, um sie zu
erkennen. Das sind sie die Begegnungen der dritten Art, die wir erleben können,
wenn wir nicht nur mit unseren Augen und unserem Verstand die Welt erfassen und
uns bewusst sind, dass jeder in seiner eigenen Welt lebt, sich aber alle Welten
berühren und ineinander übergehen.
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