Donnerstag, 30. Oktober 2025

Suchen und Finden

Wenn ich nach meiner Brille suche, dann weiss ich, dass ich die Brille verlegt habe. Wir müssen verstehen, dass wir nur nach etwas suchen können, was schon da ist. Sonst wäre uns gar nicht bewusst, dass uns etwas fehlte.  Nicht anders ist es, wenn wir nach dem  Sinn des Lebens suchen, oder nach dem, was wir Gott nennen,  oder nach dem  «Wer bin ich?».  Alles ist schon da, wir wissen nur nicht, wo wir danach suchen sollen.

Und so ergibt es sich, dass wir viele Jahre unseres Lebens auf der Suche sind. Die einen suchen nach Wissen, die anderen nach Weisheit, andere nach materiellem Erfolg, nach Anerkennung. Wieder andere suchen nach privatem Glück, nach  Liebe und Familie.

«Wer suchet der wird finden», sagt uns die Bibel. Das ist ein grosses Wort. Es weist darauf hin, dass alles vorhanden ist, alles, was uns unsere kühnsten Träume versprechen können. Es ist nicht irgendwo vorhanden, es ist in uns selbst vorhanden.  Jedes Lebewesen trägt das gesamte Potential der Schöpfung in sich. Selbst die Amöbe, die wir möglicherweise einst waren, hatte schon  die Präsidentschaft in sich getragen, die sie heute ist.

So sucht der Mensch seit jeher  nach Schönheit, nach Liebe, nach Erfolg, nach Besitztümern, - aber auch nach Erkenntnis, nach dem Sinn seines Lebens, nach dem Göttlichen.  Alles das ist ihm  mit seiner  Geburt mit auf den Weg gegeben worden, ging aber auf seinem Weg in das Leben verloren, geriet in die Vergessenheit und wartet darauf wieder gefunden zu werden. Wahrscheinlich werden viele Menschen sagen, sie hätten vieles von dem nicht erhalten, von dem hier die Rede ist.- Sie irren sich.  Sie sollten sich daran erinnern, dass in jeder Zelle von ihnen die gesamte Information der Schöpfung verborgen ist, das gesamte Wissen, das  ihn und diese Welt ausmacht, ein unermesslicher Schatz, der von jedem Einzelnen von uns gehoben werden kann. Wir haben nur vergessen, was uns  an Gaben mitgegeben wurde,  und niemand hat uns beigebracht, wo wir hinschauen sollten, wo mit unserer Suche beginnen. - Aber wenn wir zu den Menschen gehören, die sich erinnern können, dann werden wir auch alles das finden, was anscheinend verloren ging, jeder das, was ihm am wichtigsten für sein Leben ist.

 


Sonntag, 26. Oktober 2025

Ein authentisches Leben

Für mich ist eine der wichtigsten Eigenschaften des Menschen, seine Authentizität. Darunter habe ich immer verstanden, Menschen die im Einklang mit ihrem Denken, Fühlen und Handeln stehen. Ich habe immer akzeptiert, wenn die Werte eines anderen Menschen, nicht mit meinem eigenen Wertesystem übereinstimmten, das Wesentliche ist für mich, dass die Werte des Anderen glaubwürdig und offen vertreten werden und in Übereinstimmung mit einem Wertekodex stehen, der den Menschen ein Zusammenleben in Frieden, Freiheit und Eintracht ermöglicht. In meinem Leben spielten Faschismus und Kommunismus, aber auch Sozialismus eine grosse Rolle, auch Diktaturen, Wertesysteme, die ich immer auf das tiefste abgelehnt habe. Sie haben verhindert, dass ein grosser Teil der Menschheit authentisch leben konnte, und hatten Tod und Vernichtung im Gefolge.

Vielleicht habe ich es mir zu einfach gemacht, wenn ich die Menschen in authentische und nichtauthentische Personen eingeteilt habe.  Für mich selbst habe ich immer in Anspruch genommen, authentisch zu leben, mehr zu sein als zu scheinen, im Einklang mit meinem inneren Wertesystem zu sein, meine Kinder und Partner in diesem Sinn zu beeinflussen und mein eigenes Leben nach meinen Vorstellungen auszurichten. Der äussere Schein war mir nie wichtig, obwohl sich das Meiste, das ich in meinem Beruf anfasste, sich positiv entwickelte und erfolgreich wurde. Für mich war nie entscheidend, welche äusseren Titel, Würden und Anerkennungen andere Menschen hatten. Wichtig war mir immer das innere Format des anderen Menschen. Ein gutes Beispiel eines authentischen Menschen war mein Bruder Arnim. Schon als kleiner Junge war sein Leben bereits als bedeutender Sprachwissenschaftler erkennbar. Nach aussen hin war er nicht auf Ämter und Würden bedacht, hat aber die Linguistik seiner Zeit geprägt.  Sein Äusseres hat ihn so wenig interessiert, dass er sich zu seiner Antrittsvorlesung eine Jacke von mir leihen musste. Für ihn galt immer, Mehr Sein als Scheinen.  

Für mich ist der Mensch authentisch, der im Einklang mit seinen Fähigkeiten lebt. Das gilt für den Handwerker, wie für die kaufmännischen Berufe, bis hin zu den akademischen Bereichen. Wer seine Talente nutzt und etwas aus seinem Leben macht, Erfolg hat, sowohl im Beruf wie in seiner Familie, ist ein authentische Mensch, der zum Wohl seiner Umwelt lebt. Es kann nicht jede Spitzenleistung bringen, jeder kann nur die Talente verwalten, die ihm auf seinem Weg zur Verfügung stehen. Ich habe immer alle Menschen geachtet, die in ihrem Bereich ihr Bestes gaben. In allen Berufszweigen, mit denen ich je in Berührung kam, konnte ich sofort erkennen, wer mit Liebe und Sorgfalt seine Arbeit erledigte, - ich erkannte sie als meine Brüder und Schwestern im Geiste.

Es gibt keine verlässlichen Zahlen über Menschen die authentisch, sich selbst leben, und die Menschen, die sich an andere anhängen und nur passiv in der Gesellschaft mitlaufen. Wenn wir die Tagespresse lesen, kommen wir zu dem Schluss, dass sich ein Grossteil unserer Mitmenschen dem modernen Wohlfahrtsstaat anvertraut, Forderungen an die Gesellschaft stellt und sich keine Mühe gibt, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Das gilt auf allen Ebenen. Je mehr die Gesellschaft dem Wohlstandsdenken der modernen Sozialstaaten verfallen ist, desto geringer ist die Leistungsbereitschaft geworden und das Gefühl, selbst für das eigene Leben verantwortliche zu sein. Ich habe in vielen Bereichen des Lebens, im In-und Ausland gearbeitet. Ich habe die wunderbarsten Menschen in allen Berufen kennengelernt, im Dienstleistungsgewerbe und auch in der Landwirtschaft. Wer mit Liebe seinen Beruf machte, seine Familie ernährte und sich auf sich selbst verliess, und nicht die Verantwortung anderen überliess, den empfand ich immer als meinen Bruder im Menschsein. Jeder kennt aber auch die Menschen um sich, die keine Verantwortung übernehmen wollen, sich stets auf die Anderen verlassen, und auf Kosten der Allgemeinheit leben wollen. Sie haben nicht begriffen, was authentisches Leben bedeutet.

 

 


Sonntag, 19. Oktober 2025

Tod und Auferstehung

Der Tod ist ein Thema, das aus unserem Leben weitgehend verdrängt wird. Eigentlich sollten wir an den Tod gewöhnt sein, denn unser ganzes Leben sterben wir. Jeden Tag sterben Millionen von Zellen, alle 3 Monate erneuern sich so viele Zellen wie der ganze Körper besitzt. Das Thema Tod ist trotzdem  aus unserem Denken verdrängt. Eine unerklärliche Angst hält uns davon ab über den Tod nachzudenken.

Die erste Frage, die wir uns stellen sollten:  Was stirbt?  Für den Wissenschaftler ist es unser Zellkörper. Aber schon stellt sich die Frage, was geschieht aus den Atomen und Molekülen, den Energieteilchen, aus denen unser Körper besteht – Keine Energie stirbt, sie ändert nur ihre Erscheinungsform?

Was geschieht mit der Seele des Menschen. Nicht nur die Religionen, fast alle Menschen glauben an eine Seele.  Die Religionen haben sich der Seele bemächtigt. Die östlichen Religionen gehen von einer Seelenwanderung aus. Die westlichen Religionen  glauben an eine einmalige Existenz der Seele, die  nach dem Tod des Körpers auf ein jüngstes Gericht wartet.

Viel überzeugender ist für mich die Idee eines einheitlichen Schöpfergeistes, der die ganze Schöpfung erfüllt, dessen Teil auch der Mensch ist. Der Schöpfergeist ist in jedem Menschen enthalten, ohne ihn würde der Mensch und die ganze Schöpfung nicht entstehen. Nur dem Menschen ist es gegeben, diesen Schöpfergeist in allem zu erkennen.

Anders als der Mensch glaubt, findet die Geburt des Menschen schon vor seiner physischen Entstehung statt, es ist der individualisierte Geist, in den die physische Entstehung des Menschen hineinwächst. Erst im Tod entlässt unser Geist die physischen Komponenten des Körpers. Wir wissen nicht, ob der Schöpfergeist  bei unserem physischen Tod in die Gesamtheit zurückkehrt oder eine neue Gestalt annimmt. Bei unserem Tod stirbt nur der Teil von uns, den wir die Welt nennen, die physische Existenz. Unsere Seele aber entscheidet, ob sie zurück in die Einheit findet oder neue Gestalt annimmt.

Mit unserem Tod fallen alle Formen von Bewertungen von uns ab, die unser physisches Leben bestimmen. Es gibt kein Gut und Böse mehr, kein Jung und Alt, keinen Tod und keine Zerstörung, kein Fromm und keine Sünde. Als Teil des Schöpfergeistes entscheiden wir selbst, ob wir mit der Schöpfung unseres vergangenen Lebens zufrieden waren, und welchen Weg wir gehen wollen. Ich sehe unser menschliches Leben nur als kleinen Teil  des gewaltigen Schöpfungsprozesses und unsere Seele als Teil der Gesamtheit, die diese Schöpfung bestimmt. Wir brauchen keine Angst vor dem Tod zu haben, es erwartet uns nicht ein Richter, der unsere Sünden bestraft, allenfalls die bessere Einsicht,  die uns motiviert im nächsten Leben vieles anders zu machen.

Samstag, 4. Oktober 2025

Gedanken zur Ernährung 2

Die Mehrheit der Menschheit in den modernen Zivilisationen denkt bei ihrer Ernährung nur an das Essen, das auf den Tisch kommt. Kaum einer ist sich bewusst, dass er nicht nur aus Materie und Energie besteht, sondern auch aus einer Seele, aus dem Geist,  der Träger jeglicher Materie ist. Wer ist sich schon bewusst,  dass unsere Seele auch Nahrung benötigt, und ohne diese Nahrung verkümmert, genauso wie jeder Körper, der unzureichend ernährt wird.

Wenn wir Kinder sind, ernähren wir uns nicht nur von der Muttermilch, sondern auch von der Liebe, die mit der Muttermilch in uns hineinfliesst, ernähren uns von der zärtlichen Zuwendung unserer Mütter. Wenn Mütter früher bei der Geburt starben, übernahmen Ammen diese Funktion, und zogen die Babys an ihrer Brust gross. Ihre Liebe zum Säugling ersetzte die Mutterliebe, und der kleine Mensch konnte in Liebe aufwachsen. Wer in Waisenhäusern gross werden musste, entbehrte dieser Liebe und Zuwendung, seine Seele verkümmert und konnte sich nicht entfalten. Es ist die Liebe, die unsere Seele braucht, um gesund aufzuwachsen.

Auch die Seele des erwachsenen Menschen braucht ständig Nahrung. Wir finden diese Nahrung in unseren Gedanken, in unseren Gebeten, in der Meditation. Die wichtigste Nahrung unserer erwachsenen Seele  ist die Stille, der Moment, wenn wir Stille in uns eintreten lassen, jeden Gedanken aus unserem Kopf verdrängen und in uns hineinhorchen, auf die Stimme unserer Seele hören, auf die Stimme, die unsere Ohren nicht hören können, aber unser Herz . -  Viele Menschen nehmen sich nicht mehr die Zeit, Stille in sich eintreten zu lassen, mit ihrer Seele zu sprechen. Sie sind auf die Stunden des Schlafes angewiesen, wenn sich unsere Seele  mit ihrem eigentlichen Zuhause verbindet, ihre Erlebnisse des Tages verarbeitet und Kraft schöpft, für den nächsten Tag.

In fast allen Artikeln die wir täglich in den Medien über unsere Nahrung vorgesetzt bekommen,  vermisse ich diesen Aspekt unserer geistigen Ernährung, die für die Menschheit genauso wichtig ist, wie unser tägliches Brot. Erst wenn wir erkennen, dass unser Körper der Tempel der Gottheit ist, einer Gottheit, die wir Leben nennen,  kommen wir der eigentlichen Wahrheit über unser Menschsein näher. - Wenn in der Antike von Gottheiten die Rede war, denen Opfer zu bringen waren, dann waren symbolisch die Gottheiten gemeint, die in uns und in allen Lebewesen sichtbar sind.  Mit Opfern waren die geistige und physische Ernährung  gemeint, die wir unserem Körper und unserer Seele täglich darbringen. Wenn in den Tempeln die Opfer  zelebriert wurden, sollte dies eine Erinnerung   sein,  täglich seiner Seele und seinem Leib die notwendige Nahrung zu geben. - Noch heute wird in den Kirchen des Abendlandes das Opfer symbolisch gefeiert. Es ist der magische Moment des Gottesdienstes. Materie verwandelt sich in Geist.  Es soll uns an unsere Doppelnatur erinnern, an unsere Bestimmung, unseren Körper in Geist zu verwandeln, das Schicksal aller Lebewesen, die den Weg der Evolution gehen. - Nur ein Gleichgewicht von geistiger und körperlicher Nahrung erhält unsere körperliche und geistige Gesundheit;  daran erinnert uns das alte ehrwürdige Opfer der Verwandlung.

Gedanken zur Ernährung 1

Immer mehr Menschen machen sich Gedanken zu ihrer Ernährung. In sehr armen Volkswirtschaften greift der Mensch nach Allem, was ihm sein Leben sichert, ohne sich Gedanken zu machen, aus was die Nahrung besteht. In der westlichen Welt ist  die industrielle  Verarbeitung der Nahrungsmittel so weit fortgeschritten, dass schon keiner kaum mehr erkennen kann, was er gerade isst. Wenn ich eine fertige Pizza esse, ist mir nicht mehr bewusst, dass sie aus dem Korn besteht, dass auf den Feldern wogte, oder aus den köstlichen Tomaten, die einst am Strauch hingen und darauf warteten von uns gepflückt zu werden.Niemand macht sich Gedanken, dass auch die Pflanze, die wir gerade essen, aus der gleichen Materie bestehen, aus der wir selbst geschaffen sind. Keiner denkt darüber nach, dass der gleiche Geist, der uns selbst erfüllt auch die Pflanze erfüllt hat. Gedankenlos nehmen wir Materie in uns auf, und sind uns nicht bewusst, dass diese auch den Schöpfergeist enthält, der diese Materie geschaffen hat.

Noch viel deutlicher wird uns der Doppelcharakter von Geist und Materie  in unserer Ernährung bei Fleischkonsum. Den frühen Menschen war bewusst, dass sie einem Tier das Leben nehmen mussten, wenn sie auf die Jagd gingen. Vielleicht sind  die frühen Bilder in den Höhlen, in denen unsere Vorfahren lebten, die magischen Beschwörungen des Lebens, das sie einem Tier nahmen. Heute schieben wir uns gedankenlos ein Stück Fleisch in den Mund, essen eine Wurst, ohne daran zu denken, dass wir auch ein Stück Leben essen, dass einem anderen Lebewesen gehörte.

In den vielen Büchern und Sendungen über unser Essen,  vermisse ich diesen Aspekt unserer Ernährung. Im Kreislauf der Ernährung erhält nur Leben das Leben. Die Materie die wir aufnehmen ist von Leben erfüllt, die Materie erhält  unseren materiellen Körper, das Leben in der Nahrung aber fliesst in unser Leben. Wenn wir heute versuchen, wieder bewusster zu essen, dann sollten auch die Bilder mit von uns gewürdigt werden, die wir zu uns nehmen, die stillen Pflanzen, die zu uns sprechen, wenn wir sie essen, die schon zu uns gesprochen haben, wenn wir sie in der Natur sahen, und die Tiere, die früher mit uns in unseren Häusern lebten und heute in seelenlosen Fabriken gezüchtet werden, nur um uns zur Nahrung zu dienen .

Früher dachte man im Tischgebet über die Nahrung nach, die auf den Tisch kam. Heute stopfen sich die Menschen gedankenlos die Nahrung in den Mund, ohne über das Leben nachzudenken, dass sie gerade zu sich nehmen.  Es wäre schön, wenn die Menschen,  die über unsere Ernährung schreiben, diesen Aspekt des Lebens, das wir mit unserem Essen zu uns nehmen, mehr würdigen würden.