Samstag, 4. Oktober 2025

Gedanken zur Ernährung 2

Die Mehrheit der Menschheit in den modernen Zivilisationen denkt bei ihrer Ernährung nur an das Essen, das auf den Tisch kommt. Kaum einer ist sich bewusst, dass er nicht nur aus Materie und Energie besteht, sondern auch aus einer Seele, aus dem Geist,  der Träger jeglicher Materie ist. Wer ist sich schon bewusst,  dass unsere Seele auch Nahrung benötigt, und ohne diese Nahrung verkümmert, genauso wie jeder Körper, der unzureichend ernährt wird.

Wenn wir Kinder sind, ernähren wir uns nicht nur von der Muttermilch, sondern auch von der Liebe, die mit der Muttermilch in uns hineinfliesst, ernähren uns von der zärtlichen Zuwendung unserer Mütter. Wenn Mütter früher bei der Geburt starben, übernahmen Ammen diese Funktion, und zogen die Babys an ihrer Brust gross. Ihre Liebe zum Säugling ersetzte die Mutterliebe, und der kleine Mensch konnte in Liebe aufwachsen. Wer in Waisenhäusern gross werden musste, entbehrte dieser Liebe und Zuwendung, seine Seele verkümmert und konnte sich nicht entfalten. Es ist die Liebe, die unsere Seele braucht, um gesund aufzuwachsen.

Auch die Seele des erwachsenen Menschen braucht ständig Nahrung. Wir finden diese Nahrung in unseren Gedanken, in unseren Gebeten, in der Meditation. Die wichtigste Nahrung unserer erwachsenen Seele  ist die Stille, der Moment, wenn wir Stille in uns eintreten lassen, jeden Gedanken aus unserem Kopf verdrängen und in uns hineinhorchen, auf die Stimme unserer Seele hören, auf die Stimme, die unsere Ohren nicht hören können, aber unser Herz . -  Viele Menschen nehmen sich nicht mehr die Zeit, Stille in sich eintreten zu lassen, mit ihrer Seele zu sprechen. Sie sind auf die Stunden des Schlafes angewiesen, wenn sich unsere Seele  mit ihrem eigentlichen Zuhause verbindet, ihre Erlebnisse des Tages verarbeitet und Kraft schöpft, für den nächsten Tag.

In fast allen Artikeln die wir täglich in den Medien über unsere Nahrung vorgesetzt bekommen,  vermisse ich diesen Aspekt unserer geistigen Ernährung, die für die Menschheit genauso wichtig ist, wie unser tägliches Brot. Erst wenn wir erkennen, dass unser Körper der Tempel der Gottheit ist, einer Gottheit, die wir Leben nennen,  kommen wir der eigentlichen Wahrheit über unser Menschsein näher. - Wenn in der Antike von Gottheiten die Rede war, denen Opfer zu bringen waren, dann waren symbolisch die Gottheiten gemeint, die in uns und in allen Lebewesen sichtbar sind.  Mit Opfern waren die geistige und physische Ernährung  gemeint, die wir unserem Körper und unserer Seele täglich darbringen. Wenn in den Tempeln die Opfer  zelebriert wurden, sollte dies eine Erinnerung   sein,  täglich seiner Seele und seinem Leib die notwendige Nahrung zu geben. - Noch heute wird in den Kirchen des Abendlandes das Opfer symbolisch gefeiert. Es ist der magische Moment des Gottesdienstes. Materie verwandelt sich in Geist.  Es soll uns an unsere Doppelnatur erinnern, an unsere Bestimmung, unseren Körper in Geist zu verwandeln, das Schicksal aller Lebewesen, die den Weg der Evolution gehen. - Nur ein Gleichgewicht von geistiger und körperlicher Nahrung erhält unsere körperliche und geistige Gesundheit;  daran erinnert uns das alte ehrwürdige Opfer der Verwandlung.

Gedanken zur Ernährung 1

Immer mehr Menschen machen sich Gedanken zu ihrer Ernährung. In sehr armen Volkswirtschaften greift der Mensch nach Allem, was ihm sein Leben sichert, ohne sich Gedanken zu machen, aus was die Nahrung besteht. In der westlichen Welt ist  die industrielle  Verarbeitung der Nahrungsmittel so weit fortgeschritten, dass schon keiner kaum mehr erkennen kann, was er gerade isst. Wenn ich eine fertige Pizza esse, ist mir nicht mehr bewusst, dass sie aus dem Korn besteht, dass auf den Feldern wogte, oder aus den köstlichen Tomaten, die einst am Strauch hingen und darauf warteten von uns gepflückt zu werden.Niemand macht sich Gedanken, dass auch die Pflanze, die wir gerade essen, aus der gleichen Materie bestehen, aus der wir selbst geschaffen sind. Keiner denkt darüber nach, dass der gleiche Geist, der uns selbst erfüllt auch die Pflanze erfüllt hat. Gedankenlos nehmen wir Materie in uns auf, und sind uns nicht bewusst, dass diese auch den Schöpfergeist enthält, der diese Materie geschaffen hat.

Noch viel deutlicher wird uns der Doppelcharakter von Geist und Materie  in unserer Ernährung bei Fleischkonsum. Den frühen Menschen war bewusst, dass sie einem Tier das Leben nehmen mussten, wenn sie auf die Jagd gingen. Vielleicht sind  die frühen Bilder in den Höhlen, in denen unsere Vorfahren lebten, die magischen Beschwörungen des Lebens, das sie einem Tier nahmen. Heute schieben wir uns gedankenlos ein Stück Fleisch in den Mund, essen eine Wurst, ohne daran zu denken, dass wir auch ein Stück Leben essen, dass einem anderen Lebewesen gehörte.

In den vielen Büchern und Sendungen über unser Essen,  vermisse ich diesen Aspekt unserer Ernährung. Im Kreislauf der Ernährung erhält nur Leben das Leben. Die Materie die wir aufnehmen ist von Leben erfüllt, die Materie erhält  unseren materiellen Körper, das Leben in der Nahrung aber fliesst in unser Leben. Wenn wir heute versuchen, wieder bewusster zu essen, dann sollten auch die Bilder mit von uns gewürdigt werden, die wir zu uns nehmen, die stillen Pflanzen, die zu uns sprechen, wenn wir sie essen, die schon zu uns gesprochen haben, wenn wir sie in der Natur sahen, und die Tiere, die früher mit uns in unseren Häusern lebten und heute in seelenlosen Fabriken gezüchtet werden, nur um uns zur Nahrung zu dienen .

Früher dachte man im Tischgebet über die Nahrung nach, die auf den Tisch kam. Heute stopfen sich die Menschen gedankenlos die Nahrung in den Mund, ohne über das Leben nachzudenken, dass sie gerade zu sich nehmen.  Es wäre schön, wenn die Menschen,  die über unsere Ernährung schreiben, diesen Aspekt des Lebens, das wir mit unserem Essen zu uns nehmen, mehr würdigen würden.