Montag, 6. Februar 2012

Die Vögel unter dem Himmel

Die Blumen auf dem Felde. Wir sehen und kennen diese Bilder aus der Bergpredigt. Was lehren sie uns? Was sagt der Satz: Sie säen nicht, sie ernten nicht? Hinter diesen Bildern steht die Aussage, dass das Leben der Tiere und Pflanzen nicht durch planmässiges Handeln bestimmt ist, dass ihre Existenz auch gesichert ist, obwohl es scheinbar niemanden gibt, der sich um die Sicherung ihres Lebens kümmert. Diese Bilder lehren uns mehr Vertrauen in die Sicherheit unseres Lebens zu haben. Tieren und Pflanzen sind Sorgen und Nöte unbekannt. Was aber macht es, dass wir nicht so leben können, dass wir am Morgen aufwachen und uns die Sorgen und Ängste quälen, was der Tag wohl bringen könnte? Und warum haben uns diese Gedanken nicht während des Schlafens geplagt? Wir Menschen sind mit einem Verstand ausgestattet , der uns von der Pflanzen- und Tierwelt unterscheidet. Dieser Verstand ist auf dem Weg der Evolution der Schöpfung ein wichtiger Meilenstein, aber auch eine grosse Herausforderung. Nachts erholen wir uns im Schlaf von der ewigen Gedankenwalze, die uns die Vergangenheit immer wieder hochbringt und die beim Blick in die Zukunft uns in Sorgen und Ängste stürzt. Zumindest in der Tiefschlafphase, in der auch unsere Träume ausgeblendet sind, gehen wir in den bewusstseinslosen Zustand der Pflanzen und Tiere über und holen uns die Kraft, die Gedanken des Tages zu ertragen. Wie aber gelingt es uns, auch im Wachzustand unsere Gedanken so zu kontrollieren, dass der Frieden in uns einkehren kann? Die Zenmeister lehren uns , durch das Tor der Annahme zu gehen. - Was bedeutet das? Es bedeutet, das Leben so anzunehmen, wie es auf uns zutritt. Keinen Widerstand zu leisten, wenn wir scheinbar Negatives erfahren. Erst Widerstand schafft Leiden. Wir erfahren Krankheit, Verlust, Tod. Es ist wie es ist. Wir nehmen diese scheinbar negativen Erlebnisse als Gefährten unseres Weges an. Indem wir sie als notwendig und wichtig in unser Leben aufnehmen, wandelt sich unser Blick, das was scheinbar etwas Schreckliches ist, wandelt sich bei fehlendem Widerstand in etwas Wichtiges und Nützliches. Wir machen uns durchlässig für die Widrigkeiten und ändern unseren Blick auf das scheinbar Negative. Wir erkennen, dass nur durch unsere Gedanken die Ereignisse des Lebens negativ besetzt werden, dass erst der“ Wahnsinn“ des Denkens uns in den Unfrieden stösst. Nur durch das Denken spalten wir uns ab von dem Sein und unterteilen die Welt in Positiv und Negativ. Nehmen wir das Leben an, so wie es ist, werden wir wieder eins mit dem Sein und treten ein in den Frieden dieser Welt, der eben höher ist als die Vernunft und der Verstand. Das können uns die Vögel am Himmel und die Blumen auf dem Felde lehren, die nicht säen und nicht ernten, wie es uns die menschliche Vernunft vorschreibt, und die dennoch ohne Sorgen und Ängste leben.

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