Sonntag, 12. Februar 2012

Ist Gott tot?

Solange die Menscheit in ihrer denkenden Erscheinungsform existiert ist sie auf der Suche nach Gott. Immer wenn der Mensch an seine Grenze gelangte und übermenschliche Qualitäten gefragt waren, wurden diese Position mit menschenähnlichen Figuren besetzt, bei den Griechen und Römern mit den Gottheiten der Antike, die jeweils für einzelne übermenschliche Qualitäten standen, bei den monotheistischen Religionen mit den Religionsgründern, wie Moses,Buddha, Christus und Mohammed, denen als Menschen übermenschliche Eigenschaften zugewiesen wurden, vor allem aber die direkter Verbindung mit Gott. Viele Menschen bezeichnen sich als Gottsucher, andere suchen nach dem Sinn des Lebens, was wohl auch nichts anderes als die Suche nach Gott ist. So ist unter dem Namen "Gott" in jeder Menschengeneration eine Vielzahl von Vorstellungen entstanden, es fällt uns schwer, diese zahlreichen Ideen alle unter einem Namen zu vereinen. Dabei ist es nicht schwer zu begreifen, dass der Verstand und das Denken nicht das geeignete Medium sind, Gott zu definieren oder zu begreifen. Die übergeordnete Intelligenz, die allen Erscheinungen und Formen dieser Welt innewohnt, kann nicht auf der Ebene der Formen und Materie begriffen werden, weil Worte und Verstand nicht ausreichen um diese Dimension zu begreifen. Wie Goethe formuliert hat: nur das sonnenklare Auge kann die Sonne sehen, nur das Göttliche in uns kann das Göttliche wahrnehmen. In uns ist, wie in allen Dingen und Formen dieser Welt und in dem für uns begreifbaren Universum, diese Qualität des Göttlichen vorhanden, das es uns ermöglicht, das Göttliche wahrzunehmen. Wissenschaftler, Denker und Philosophen kommen alle an diese Grenze unseres Denkens und Verstandes und ahnen, dass hinter der wahrgenommenen und erklärbaren Materie eine ordnende Kraft und Intelligenz steht, die sich in ihrer eigenen Dimension dem menschlichen Denken entzieht. Das Denken und die Sprache sind daher nicht das geeignete Medium um uns mit dem Göttlichen zu beschäftigen. Wenn wir es tun, dann geschieht es auf einer anderen Ebene, auf der Ebene der Wahrnehmung. Was aber ist die Ebene der Wahrnehmung: es ist die Ebene, in die wir gelangen, wenn wir uns in die Stille begeben, wenn wir in der Meditation die Gedankenwalze zum Stillstand bringen, wenn ich meine Lebensreise von der horizontalen Linie der 1000 Schritte zum Stillstand bringe und den einen Schritt in der Vertikalen Linie zu meinem eigenen Sein zurücklege, oder wenn ich, wie ich gestern bei einem Dichter las, in einem Moment den "Elan" spüre, der das gewöhnliche Wort zur Dichtung macht. Schon in dieser kleinen Aufzählung von Lebensmomenten spüre ich die ganze Vielfalt des göttlichen in mir und um mich, spüre ich den lebendigen Gott in allem.

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