Donnerstag, 26. April 2012

Das Glück in uns finden

Wir gehen durch das Leben auf der Suche nach Glück. Lange beschränkt sich diese Suche auf das materielle Glück, bald erkennen wir aber, das die Glücksgefühle von kurzer Dauer sind. Wir suchen das Glück auf geistiger Ebene, wir streben Gelehrsamkeit an, Wissen und kommen nur zu schnell zu der Erkenntnis, dass auch unser Geist engen Grenzen unterliegt. Jeder von uns kennt aber Glücksmomente, die wenn auch nur von kurzer Dauer, eine Vorstellung vermitteln, was Glück sein könnte. Für den einen ist das ein Blick in fröhliche Kinderaugen, für den Anderen der Anblick einer Blume, der Blick über das Meer, der Sonnenaufgang über den Bergen, die Umarmung eines geliebten Menschen. Warum sind diese Momente so flüchtig, können wir sie nicht anhalten und die Momente des Glücks auf unser ganzes Leben ausstrahlen lassen? Ein wichtiger Gesichtspunkt ist der Begriff der Zeit. Wir wünschen uns, dass dieses Glück, an das wir uns so gut erinnern können, aus der Vergangenheit in die Gegenwart und weiter in die Zukunft strahlt. - Zeit ist ein linearer Prozess, das Glück aber empfinden wir immer vertikal , es findet nur im Jetzt statt. Das Jetzt der Vergangenheit, in dem ich das Glück empfunden habe, ist abgeschlossen in dem Moment, in dem ich mich im Jetzt der Gegenwart befinde. Jeder Moment hat seine eigene Energie. Energie unterliegt den physikalischen Gesetzen, sie verändert sich ständig und mit ihr verändert sich auch unser energetisch bestimmtes Empfinden. Auf der Ebene der Zeit lässt sich Glück nicht anhalten, aber vielleicht auf einer anderen Ebene? Was macht die Glücksgefühle aus, die wir kennen, was verursacht sie? Das Lächeln des Kindes berührt eine Ebene in uns, die nicht die Ebene des Körpers und auch nicht die des Geistes ist, sie geht mitten hinein in unser Herz in unsere Seele. Sie ist Teil der Liebesenergie, die in uns wohnt und nur in dieser Energie schwingen Glücksgefühle wieder. Können wir diese Momente anhalten oder dauerhaft erleben? Wir können es sicher nicht, solange wir die von unserem Verstand bestimmte Absicht haben, Glück zu empfinden. Glück lässt sich nicht über unseren Verstand erreichen. Wir können auf der Ebene des Körpers Glück empfinden, beim Sport, im Training Momente des Glücks erleben, wenn die Endorphine die Herrschaft übernehmen, der Verstand ist dann im Hintergrund und der Körper erfüllt uns mit Glück. Wir können in der Meditation unseren Verstand zum Stillstand bringen und erleben in der Stille die Tiefe unseres Seins, und auf der Ebene der Seele können wir uns in den Zustand der Liebe versetzen und alles um uns und uns selbst mit Liebe betrachten. Es scheint so, dass wir auf allen Ebenen in der Lage sind Glücksgefühle zu entwickeln, wir müssen es nur wollen. Glück scheint sich in den Regionen aufzuhalten, die unserem menschlichen kollektiven Denken und unseren Gewohnheiten entzogen sind. Glück ist ein Gefühl, das nur mit unseren Sinnen, nicht mit unserem Verstand wahrgenommen werden kann. Wir können beim Essen Glück empfinden, wenn wir uns freimachen von den Gewohnheiten der kollektiven industriellen Nahrungsaufnahme und wieder die einzelne Frucht oder Pflanze wahrnehmen können, aus der die Nahrung besteht. Wir können im Reich der Töne und Geräusche Glück wahrnehmen, wenn wir wieder in der Lage sind, uns aus der Dauerbeschallung freizumachen und die Stille zwischen den Tönen wahrnehmen können. Stille trägt die Töne und nur aus der Stille kann die Musik entstehen, die unserer Seele entspricht. In der Welt der Gedanken ist die Anhäufung von Wissen allein nicht glücklich machend. Der Geisteswissenschaftler, das Wort „Schaftler“ sagt da so manches aus, muss sich der Grenzen seines Wissen bewusst bleiben, glücklich aber wird er nur sein, wenn er seine Fähigkeit zur „Wahrnehmung“ nicht verloren hat und zeitweise das wahrnehmen kann, aus dem alles Wissen fliesst. Es ist das „Sein“ hinter den Formen, aus dem alles fliesst, auch unser Wissen. In dem kollektiven Wissen unserer Zeit ist diese Wahrnehmung weitgehend verloren gegangen, Glück aber kann der Wissenssuchende nur auf der Ebene der Wahrnehmung erfahren, wenn er sich dem Sein öffnet aus dem alles Wissen fliesst. Glück auf der Ebene des Sehens erfahren wir, wenn wir die Flut der Bilder die täglich auf uns einstürmen, im Fernsehen, auf Reisen, im Internet, auch aus unserem Bewusstsein ausblenden können. Wenn wir wieder lernen, die einzelne Blume zu betrachten, den Baum, einen Grashalm, wenn wir unserer Katze zusehen und die gleiche Entspannung fühlen können, wenn wir sie beim Ruhen betrachten. Glück können wir auf der Ebene der Seele erfahren, wenn wir in den Menschen um uns, in unserem Partner, unseren Kindern, in den Mitarbeiteren, nicht den Anderen sehen, sondern uns selbst, wenn wir die Kraft fühlen, die uns alle vereint, wenn wir lernen, das Gefühl des Getrenntseins zu überwinden. Wie aber ist es, wenn wir in ungünstigen Umständen leben, wenn uns Krankheit, Tod und Missgeschick heimsuchen? Können wir auch dann noch glücklich sein? Jeder Mensch weiss, dass wir auf der Ebene der Form der Veränderung unterliegen, dass nichts was heute ist, auch morgen so sein wird. Wenn wir dieses Wissen annehmen und es nicht verdrängen, wenn wir jede Situation, und mag sie noch so ungünstig sein, annehmen als notwendigen Schritt in unserem Leben und uns klarmachen, dass es unser Sein ist, das zu uns spricht, das unseren Weg bestimmt, dass Vergänglichkeit und Tod nur unsere physische Existenz berühren, nicht aber unser Leben und unser Sein, dann können wir womöglich auch den schweren Momenten Lebensqualität abgewinnen, die Herausforderung sehen, die das Leben an uns stellt. Wir müssen die Sprache erlernen, die das Leben mit uns spricht, die wir aus unserem kollektiven Wissen gestrichen haben, die aber jeder von uns ganz hinten in seinem Herzen bewahrt hat und sie hervorholen kann, wenn er sie dringend benötigt. Wenn wir diese Sprache des Lebens wieder verstehen lernen, dann kann sich scheinbares Unglück wieder in tiefes seelisches Erleben wandeln.

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