Montag, 2. April 2012

Liebe und Angst

Gestern hatte ich ein langes Gespräch mit meinem Patensohn F. Wir hatten uns selten einmal persönlich unterhalten können. Bei seiner Hochzeit hatte er mich mit einer Rede an seine Frau S beeindruckt, die so voller Liebe war, wie ich es selten erlebt habe. F ist zum Mann geworden, seine Liebe zu seiner Frau und seinem Kind haben ihm eine neue Welt eröffnet, die Welt der Liebe. Liebe macht frei. Sie beginnt , und wenn es echte Liebe ist, dann endet sie nie. Sie erschliesst Dir den Raum des Universums, sie macht Dich frei von den bisherigen Bindungen , Elternhaus, Schule, Uni, Gesellschaft, alles bleibt hinter Dir. Du gehst in die Welt hinein und Du liebst. Angst ist die andere Seite der Liebe. Warum sind Frauen oft ängstlicher als Männer – weil sie mehr lieben können. So wie Licht die andere Seite der Dunkelheit ist und die Dunkelheit besiegt wenn es da ist, so beendet Liebe die Angst, wenn sie in unser Leben tritt. Angst entsteht aus dem Verstand, Liebe aus dem Herzen. Wenn wir ganz lieben, dann gibt es keine Angst. In traditionellen Familien werden Kinder noch von den Eltern verheiratet. Die Familien will den Besitz an ihren Kindern nicht aufgeben. Das hat nichts mit Liebe zu tun, das ist die dunkle Seite der Liebe, die Einengung und der Besitz. Liebst Du, dann wirst Du frei, Du öffnest Dich dem anderen und lässt den anderen ganz in Dich hinein und auch ganz in seine Freiheit hinaus. Liebe hat nichts einengendes, liebst Du, dann fliesst die ganze Liebe des Universums in Dich und Du verbündest Dich mit dem All und den Sternen. - F kommt aus einer Familie mit viel Liebe. Sein Vater hat in seiner Idealwelt ein Umfeld für seine Kinder geschaffen, in der diese in einem grossen harmonischen Familienverband leben sollten. Die Kinder sind inzwischen alle erwachsen und jeder entwickelt seine Eigendynamik. Wie es nicht anders sein kann, ziehen die Kinder hinaus in die Welt. Jeder von ihnen lebt sein eigenes Leben und nicht das Leben seiner Eltern. Die Bindung der Kinder an das Elternhaus ist nur dann von Bestand, wenn sie nicht einem moralischen oder finanziellem Druck ausgesetzt ist. Eine Bindung aus Liebe hat Bestand, eine Bindung aus anderen Gründen ist zum Scheitern verurteilt. - Und auch wenn wir in der Liebe leben, immer wieder mischt sich der Verstand ein. Bedenken kommen hoch, Angst etwas zu verlieren, Angst vor Verantwortung für die neue Familie, für die Eltern und Geschwister. - F , Du hast keine Verantwortung für das Leben Deiner Eltern, für das Leben Deiner Geschwister, jeder lebt sein eigenes Leben, jeder von ihnen trägt die Verantwortung für sich allein. Du hast auch keine Verantwortung für das Glück Deiner Eltern. Wenn Deine Eltern Dich mit der Liebe lieben, die eine gebende und nicht eine nehmende ist, dann ist Dein Glück ihr Glück. Verantwortung hast Du erst dann, wenn Deine Eltern wieder zu Kindern werden und nicht mehr für sich sorgen können. Bis dahin kannst Du sie ruhig ihrem eigenen Leben überlassen. Du machst sie glücklich, indem Du glücklich bist. Auch bei Geschwistern ist es ähnlich, jeder strebt in die Welt hinaus, jeder geht seinen eigenen Weg und hat sich seine eigenen Aufgaben vorgenommen. Du hast keine Verantwortung für Deine Geschwister, wenn Du sie in Liebe teilweise begleiten kannst, dann umso besser. Du machst Dir Gedanken um das Glück Deiner Eltern. Eltern haben nun einmal die Eigenschaft Dich nur ein Stück des Weges zu begleiten. Sie haben Dich in der ersten Phase Deines Lebens das Leben gelehrt, jetzt ist der Moment gekommen, wo sie sich wieder Ihrem eigenen Leben zu wenden müssen. Das Glück der Eltern liegt in der Weisheit des Alters, in der Weisheit loslassen zu können, loslassen das was Du am meisten liebst, Deine Kinder, loslassen in die Freiheit und in den grenzenlosen Raum der Liebe, dem anderen die Freiheit geben sein eigenes Leben zu leben. Dieser Moment kommt auch später für Dich. Sorge bei Zeiten dafür, dass nicht eine Leere entsteht, wenn dieser Moment eintritt. Der ältere Mensch erkennt, wenn sich sein Leben langsam von Außen nach Innen richtet, dass seine Liebe die sich von seiner Natur her lange Jahre auf seine Kinder richtete jetzt eine neue Dimension erhält. Er ist plötzlich gefordert loszulassen. Und in diesem Loslassen liegt die grosse Möglichkeit unsere Aufmerksamkeit auszuweiten auf das ganze Umfeld, auf die Menschen, die Dich Dein Leben über begleitet haben, auf die Natur und auf das ganze Universum um Dich, und vor allem auf Dich selbst. Warum auf Dich selbst? Weil Dein Blick durch die Forderungen des Lebens immer zu sehr nach Außen gerichtet war, weil Du immer den Forderungen des Alltags gefolgt bist und Dir nie die Zeit genommen hast, Deinen Blick nach innen zu richten. Indem Du Deinen Weg gehst, gibst Du Deinen Eltern die Möglichkeit ihren Blick von Dir zu nehmen und wenn es ihnen gegeben ist, den Blick nach innen zu richten, vielleicht zu dem zu finden was uns wirklich ausmacht, unser eigentliches Sein. Geh weiter Deinen Weg, solange er voller Liebe ist, kannst Du nichts falsch machen, Liebe kennt keine Rücksicht (Rücksicht heisst nach hinten blicken) und keine Vorsicht (kein nach vorne blicken), Rücksicht und Vorsicht werden aus der Angst geboren etwas falsch zu machen, solange Du in der Liebe bist, machst Du alles richtig.

Keine Kommentare: