Sonntag, 12. Mai 2019

Reichtum oder Mangel


So oft höre ich von Menschen, die mich umgeben: Ich habe nicht das erreicht, was ich mir vorgenommen habe, - mein Beruf macht mit keine Freude, ich  könnte viel mehr erreichen, - mein Leben macht keinen Sinn, nichts gelingt mir. - Menschen, die auf ihr Leben zurückblicken heben ihre Leistungen hervor, oder erklären, warum ihnen nichts gelungen ist, dass ihre Eltern schuld daran sind, wenn ihr Leben nicht so geworden ist, wie sie sich das einmal vorgestellt haben.  – Das einzige, was ich dazu sagen kann ist,  diese Überlegungen führen zu nichts. Es gibt nichts was ich falsch gemacht habe und es gibt auch nichts, was ich in der Zukunft richtig machen könnte.  Es gibt nur das was ich in diesem Augenblick mache. Ich schreibe diese Sätze und mein Leben fliesst in diese Sätze, ich bin ganz gegenwärtig. Meine Gedanken kommen aus der Stille und formen sich zu Worten.  Nur das was ich gerade mache zählt  – Wir lesen so oft vom hier und jetzt – sind das nur leere Phrasen  oder liegt in diesen Worten nicht die einzige wirkliche Wahrheit die zählt. Wir neigen dazu die Jugend zu verherrlichen,  da liegt noch das ganze Leben vor den jungen Mensche, das ganze Universum der Möglichkeiten, die das Leben bietet. Haben wir denn selbst diese Möglichkeiten genutzt?  Haben wir nicht im Alter die gleichen Möglichkeiten, wenn wir mehr über das Leben wissen und nicht unsere Zeit ohne Sinn und Verstand vergeuden?  In jeder noch so kleinsten Handlung kann ich das Leben in seiner Fülle erfahren. – Ich steige eine Treppe hinauf, ich fühle wie das Leben in meinen Beinen alles bewegt, wie dieser Mikrokosmos, der mich trägt mit mir nach oben geht, ein Wunder wenn man Wunder wahrnehmen kann.  Ich mache einen Tee,  ich fühle, wie andere Menschen die Teeblätter in den grossen Plantagen gesammelt und bis hierher geschickt haben, damit ich sie geniessen kann. Wieviel Energie in einem so kleinen Teebeutel steckt.  Ich sitze an einem Strand und esse einen Fisch. Welche gewaltigen Geschenke macht das Leben an mich, dieser Sonnentag, der Wind der über das Meer kommt,  der Mensch  an meiner Seite, der Einblicke in sein Leben gibt.  -  Wohin ich auch blicke, überall die Fülle des Lebens.   Wenn ich den Reichtum des Lebens in jedem Moment wahrnehmen kann, dann schenkt mir das Leben Reichtum ohne Ende. Dann erfüllt sich die kleinste Handlung mit Leben, kein  Beruf ist ohne Sinn, sondern reiht sich ein in das grosse Miteinander, das das Leben uns bietet.  Statt Mangel erlebe ich den Reichtum den das Leben für mich aus seinem Füllhorn über mich ausschüttet.

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