Samstag, 4. Mai 2019

Unsere Mütter


Ich wurde gebeten über die Frauen in unserer Familie zu sprechen. Ich blicke auf meine Mutter, was weiss ich über sie?  Aus ihrem Tagebuch erlebe ich eine junge Frau, die voller Mut und nur mit dem Nötigsten ausgestattet zum Studium  nach Berlin ging. Was weiss ich von ihren Ängsten und Nöten, was weiss ich von ihren Träumen und ihren Glücksgefühlen?   Meine Mutter gehörte einer Generation an, die den 1. und den 2. Weltkrieg erlebten. Wahrscheinlich die schlimmsten und menschenverachtenden Zeiten unseres Planeten.  Wie hat sie diese Zeiten erlebt?  Was hat ihr die Kraft gegeben zu überleben?  Im 1. Weltkrieg vielleicht die Kraft und Verbundenheit mit ihren Eltern,  im 2. Weltkrieg  die Verbundenheit und Liebe zu ihren Kindern?  Es sind unsere Mütter, die eigentlichen Kraftträger der Familien. Es sind sie, die das Überleben sichern  Haben wir ihnen die Stellung in der Gesellschaft eingeräumt, die ihnen zusteht?  Warum sind nicht sie es, die den Namen ihren Familien geben?   Ich schaue auf meine Mutter, die Grossmütter, deren Mütter, die ganze Reihe meiner weiblichen Vorfahren, wie viel von ihnen ist in mir? Welche Schicksale haben sie an mich weitergegeben, welche Liebe, welche Freude und welchen Frieden haben sie in sich gefunden?  Alles Fragen die ich im Spiegel meines Lebens wiedererkennen kann,  denn ich bin der,  der ihr Leben weiterträgt und der die Evolution des Lebens  in der kurzen Zeitspanne meines Hierseins fortführt. Ich würdige das Leben meiner weiblichen Vorfahren in dem Versuch das, was sie mir als ihren Erbteil übergeben haben  in Würde, Dankbarkeit und Liebe meinen  Nachkommen weiterzureichen.

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