Sonntag, 4. Juli 2021

Die Angst des Ego

Alle Ängste des Ego hängen mit Verlust zusammen. Eine ganze Industrie versucht uns diese Ängste zu nehmen. Verlust kann uns in vielfältigster Form treffen, Verlust von Gesundheit, Verlust von Sachen, Verlust von Beruf und Positionen, Verlust des Verstandes und schliesslich Verlust des Lebens. Lassen sich wirklich diese Güter so versichern, dass unsere Ängste weniger werden oder sich zumindest abmildern lassen? Wäre es nicht sinnvoller sich zu fragen – worauf beruhen diese Ängste? Sie beruhen auf dem Ego, das eine bestimmte Vorstellung von sich hat. In der Jugend geht es um das Aussehen, später um die Position im Leben, um Geld und Erfolg, Auto, Haus, Prestigeobjekte, um angeblich wichtige Leute, die man kennt. Das Ego lebt in ständiger Angst vor dem Verlust von diesen angeblich so wichtigen Sachen. Dabei ist dem Ego nicht klar, dass alles das angeblich so Wichtige eine reine Phantasievorstellung ist, dass der Verlust von Dingen das Normale ist, dass kein Besitz ewig ist. Alles ist dem ständigen Wandel unterworfen, es kommt und geht. Aber der Wert unseres Lebens hängt nicht von diesen Dingen ab. Schon die Vorstellung von uns selbst beruht auf reiner Phantasie. Das beginnt von der Vorstellung von unserem Körper, den wir als Sinnestäuschung wahrnehmen, obwohl wir es besser wissen. Wenn wir ihn wenigstens als ein Wunderwerk von energetischen, molekularen Strukturen wahrnehmen würden, kämen wir der Wahrheit über uns näher. Wenn wir das Leben in uns fühlen könnten, das diesen Körper zusammenfügt, uns schon vor unserer Geburt begleitet und es uns ermöglicht in unsere vorbestimmte Form hineinzuwachsen, das Leben das uns begleitet und nicht dem Wandel unterworfen ist, und nicht verloren gehen kann. Unser Verstand kann das Leben nicht erfassen, aber unser Bewusstsein, das erkennt, was unsere molekulare Struktur zusammenhält und auf der Ebene des Lebens das ist, was der Verstand auf der Ebene der physischen Existenz ist. Alles was physische Existenz ist, werden wir verlieren, weil es dem ewigen Wandel unterworfen ist. Geburt und Tod wechseln sich ab, das gilt für alle Lebewesen und für alles was existiert, selbst für unseren Planeten und die Sterne im All. Und hinter jeder Existenz, die Kraft, die wir das Leben nennen können, das Ewige, das sich individualisiert und wieder in die Ganzheit zurückfliesst, im ewigen Rhythmus einer göttlichen Melodie, nach der wir und alles sich bewegen. Und vor diesem Hintergrund fragen wir uns, was können wir wirklich verlieren? Alles ist uns nur für eine kurze Zeit geliehen, unser physische Existenz, alles Gegenständliche, das mit unserer Existenz verbunden ist, alles ist dem Wandel unterworfen: Jugend und Schönheit dauern nur kurze Zeit, Rang und Namen sterben mit unserer physischen Existenz, alle Güter die uns als Leihgabe zur Verfügung standen verschwinden mit unserem Ende. Und doch geht nichts verloren, alles unterliegt nur dem Wandel, der Metamorphose des Lebens, das sich in ewigen Formen wiederholt, selbst die Sternensysteme vergehen und werden im ewigen Rhythmus neu geboren - und hinter allem die Kraft, die wir das Leben nennen, aus dem wir kommen und in das wir vergehen. Verlust ist nirgends zu erkennen, Angst, wo ist Dein Schrecken? Wir sind nicht das kleine Ego unserer Vorstellung, sondern Teil des ewigen Lebens.

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