Sonntag, 15. Mai 2022

Die Begegnung mit dem Selbst

Immer wieder entgleitet uns unser Selbst. Natürlich erst, wenn wir unserem Selbst begegnet sind.  Was ist das, was wir Selbst nennen -  Es ist Sein, Leben, Seele, Himmel,  Ewigkeit,  das Gegenteil von Materie und Welt,  unsere andere Natur, die wir so oft nicht sehen können, weil uns die Welt unseren Blick versperrt.  Wenn wir unserem Selbst begegnen, dann ist das ein glücklicher Moment und wir würden gerne häufiger diese glücklichen Momente erleben. - Verweile doch, Du bist so schön -  sagt Faust,  es ist der Moment, in dem er die Welt zum Stillstand bringt, die Zeit anhält und etwas von dem  erfasst, was  Leben bedeutet. Es ist nicht der Moment, wo ihm alles Wissen dieser Welt zu Füssen gelegt wird, nicht aller Reichtum, alle Schönheit.  Es ist der Moment des Erwachens, der Erleuchtung, in dem er dem Leben begegnet,  seinem eigenen Leben, das jenseits der Illusionen,  in dem Bereich liegt , den wir den Himmel nennen. - Es sind nur flüchtige Momente in denen wir das Leben erfassen,  und schon sind wir wieder der Welt verfallen, unserem Verstand, mit seinen Grenzen, der Zeit mit Vergangenheit und Zukunft. - Aber schon eine kurze Begegnung mit der  Dimension der Tiefe in unserem Sein, eine Begegnung mit unserem Selbst, jenseits der Grenzen dieser Welt ist unvergesslich, es ist die Begegnung mit unserer Seele.   Für einen Moment sehen wir in den Himmel, sehen in den Teil von uns, der wir auch sind. Und schon ist dieser Moment wieder vorübergegangen, aber nicht verloren,  Wenn wir einmal  diesen Moment des Erwachens  erfahren haben, werden wir süchtig und   immer wieder versuchen, die Zeit anzuhalten, um noch einmal den Rausch der Ganzheit zu erleben, denn wir haben einen Blick in das Land geworfen, das unsere eigentliche Heimat ist. Aber wir wissen, dass uns nur flüchtige Momente gegönnt sind, und im nächsten Augenblick uns die Welt schon wieder  zurück  gewinnt. Jeder von uns hat solche Momente erlebt. Momente in der Natur,  Momente der Liebe, der Freude und vor allem des inneren Friedens.  Wir machen uns meistens nur nicht klar, dass wir in solchen Momenten jenseits von Zeit und Welt sind und uns ein Blick in die Tiefe des Lebens, in das Göttliche unserer Existenz vergönnt wird.  Wenn wir diese Momente nicht als das sehen können, was sie sind,  der  Versuch des Lebens sich mit uns in Verbindung zu setzen, uns klar zu machen, wer wir auch sind, bleiben wir Erdenwanderer und die Vergänglichkeit holt uns immer wieder ein,  die Dimension des Ewigen verweigert sich uns.  Es scheint uns dann,  als ob unsere Existenz mit unserem Tod beendet sei. -   Es ist eine Gnade,  die Momente zu begreifen, die uns über unsere irdische Existenz hinausführen, die kurzen Augenblicke, wenn  wir einen Blick  in unsere andere Dimension werfen können, wenn wir den Himmel  erblicken, der auch ein Teil von uns ist. - Die meisten Menschen gehen durch die Welt als Blinde,  als arme Gläubige.  Sie glauben an ihren Verstand, sie glauben an die Wissenschaften, sie glauben an das was ihre Sinne erfassen können.  Sie begreifen nicht, dass alles um sie herum ganz anders ist, als es ihnen erscheint.  Jeder Stein voller Leben, voller Energie ist, alles was uns als fester Körper begegnet, im Wesentlichen aus leerem Raum besteht, dass sie in einer ständigen  Sinnestäuschung leben. Sie machen sich über die armen Irren lustig, die über die Religion Zugang zu  den Bereichen suchen, die sich unserer sinnlichen Wahrnehmung entziehen. Dabei würde ein Blick in die Tiefe ihres eigenen Lebens  genügen,  um  diese Bereiche in sich selbst zu entdecken,  die Ewigkeit in der Endlichkeit,  das Leben das diese ganze Welt erfüllt, die Leere des  Kosmos mit seinen Welten nicht als Leere begreifen, das Licht in der Dunkelheit  als den Wegweiser zum Leben. - Es ist das Leben, dem wir begegnen, wohin wir auch blicken, warum wollen die meisten Menschen es nicht sehen, warum scheuen sie die Begegnung mit ihrer eigenen Natur,  ihrem eigentlichen Selbst?  Ist ihnen Dunkelheit lieber als Licht?

Keine Kommentare: