Freitag, 20. Mai 2022

Vergänglichkeit und Gegenwart

Kürzlich klagte ein Freund, alles was er in der Vergangenheit aufgebaut habe, sei inzwischen wieder verkauft,  ein Abschnitt seines Lebens verloren. - So ist aber unser ganzes Leben, wir bereiten uns ein Essen zu, geniessen es, und schon ist es vorbei.  Wir bauen ein Haus und in einer oder zwei Generationen ist es veraltet und wird abgerissen.  Jedes Unternehmen, jeder Besitz unterliegt der Vergänglichkeit. Unsere Freude am Schaffen an den Dingen ist aber nicht betroffen.  Es ist die Tätigkeit, der Aufbau,  das kreative Schaffen, das uns Befriedigung verschafft, nicht das besitzen, das Verwalten von längst Vergangenem. Wer ein erfülltes Leben führen möchte, wird ständig bemüht sein, Neues zu schaffen, in der Gegenwart zu leben,  sich auf das zu konzentrieren, was er gerade tut. Das kann das Zubereiten einer Speise sein, oder eine Berufstätigkeit, das Vorlesen einer Geschichte, ein liebevoller Blick auf den Partner. Jede sinnvolle Tätigkeit  findet in der Gegenwart statt, in diesem Moment meines Lebens. Und  alles Geschaffene gehört der Vergangenheit an, in dem Moment, in dem ich es geschaffen habe, ist es bereits gewesen, liegt bereits hinter mir. Ist deswegen mein Tun sinnlos gewesen?  Wer so denkt, hat das Leben nicht verstanden. Ein sinnerfülltes Leben liegt   im Tun, im ewigen Wandel, wir ähneln darin der Natur,  die sich ständig wandelt und erneuert, auch wenn das Vergangene zurückbleibt und langsam vergeht. Leben findet in der Gegenwart statt, in dem was wir gerade tun. Unser grösster Irrtum liegt darin, wenn wir glauben etwas geschaffen zu haben, was Bestand hätte, denn so etwas hat es  noch nie gegeben.

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