Schon früh in meinem Leben lernte ich meinen besten Freund
kennen. Eigentlich war es ein Fuchs, der uns bekannt machte. Da las ich, dass
der Fuchs den «Kleinen Prinzen» das
Sehen mit dem Herzen lehrte und erkannte, dass unser Herz unser bester
Freund ist. Das Herz spricht zu uns, ist immer für uns da, wir hören mit dem Herzen, wir sehen mit dem Herzen, wir
fühlen und lieben mit dem Herzen. Es ist auch das Herz, das uns mit unserer Seele verbindet, mit dem Leben, das uns erfüllt, mit dem Teil unseres Wesens, den unser
Verstand nicht verstehen kann. - Viele Menschen gehen durch ihr Leben und sehen
in ihren Herzen nur ein Organ, das einen physischen Dienst zu erfüllen hat. Bei
ihnen verkümmert das Herz, leidet und friert, oft wird es zu einem Eisblock. Es
sind die Menschen mit toten Herzen, die das Leben nicht wahrnehmen, denen das
Leben ihrer Mitmenschen nichts bedeutet, die diesen Planeten fast unbewohnbar
gemacht haben. - Wer aber ständig mit seinem Herzen in Berührung ist, mit ihm
spricht, es bewusst wahrnimmt, sieht die
Welt mit anderen Augen. Er hat einen
Freund an seiner Seite, der ihn nie verlässt, immer für ihn da ist. Das Herz ist auch der Wegweiser zu unserem
tieferen Sein, wenn wir, auf unserem Weg durch die Zeit, nach der Tür zu unserem eigentlichen Ich suchen,
- es ist das Herz, das diese Tür öffnen kann. Was für ein wunderbares Geschenk
haben wir mit unserem Herzen erhalten, wir haben einen Freund für unser Leben. -
Und so gehe ich durch die Zeit, schaue
mit meinem Herzen auf die Menschen, die mich begleiten, meine Familie, meine
Freunde, und mein Herz lässt mich tief schauen, denn ich sehe die Welt mit den
Augen meines Herzens, es ist eine andere Welt als die Welt der Sinne, die Welt
des Verstandes. Wenn du einen echten
Freund für dein Leben brauchst, musst du nur in dich hineinschauen, der Freund,
den Du dort findest, wird immer für Dich da sein.
Samstag, 24. September 2022
Mein bester Freund
Sonntag, 18. September 2022
Mit Kindern beten
Eine der stärksten Erinnerungen meiner Kindheit ist immer
noch das abendliche Gebet mit meiner Mutter. Vielleicht verstand ich nicht viel
von den Worten, die ich sprach, aber immer breitete sich ein tiefer Frieden in
mir aus und am Ende des Gebetes schlief ich ein. Ich wusste, ich war geborgen
in der Liebe meiner Mutter und in der Liebe dessen an den sich mein Gebet
richtete. Wenn ich heute bei meinen Enkeln bin und die Mutter ihre Kinder ins
Bett legt und mit ihnen betet, weiss ich, was in den kleinen Herzen vor sich
geht. – Kinder begreifen noch, dass sie
nicht nur in der Liebe ihrer Eltern geborgen sind, sie haben noch dieses
Wissen, dass sie auch Teil eines höheren Wesens sind, dass sie liebt, so wie
die Eltern sie lieben. Es ist ein tiefes
Wissen, das uns bleibt, auch wenn wir auf unserem Weg durch die Zeit das
Elternhaus verlassen, auch wenn wir vergessen, woher wir kommen und wohin wir
gehen, es kommen die Momente, an denen wir uns erinnern, an dieses Gefühl der
Geborgenheit und des Einsseins, und an denen wir vielleicht die Kinderworte in
unserem Herzen bewegen, die plötzlich wieder da sind. - Gute Gebete sind nicht Worte, sind nicht Bitten, um Etwas, es sind das Gefühl, mit unserem tiefsten Sein
in Verbindung zu stehen, es ist das nach
innen schauen, das Eins werden mit unserem Leben, es ist die Zwiesprache mit
unserer Seele. - Wenn wir im Gebet
unseren inneren Raum betreten, dann begreifen wir, dass nichts was aussen ist, uns
je nehmen kann was innen ist. Wir treten in das Haus des Friedens, in dem sich
Welt und Ewigkeit vereinen. Wenn Meister
Eckhart vom Gebet sagte, das Wichtigste am Beten sei das Danken, dann meinte er
das Danken für das Wissen, dass sich in uns das Göttliche verwirklicht hat. Wenn
wir mit Kindern beten, dann erinnern wir uns an dieses tiefe Wissen. Es sind
nicht die Worte, die uns bewegen, es ist die Erinnerung an ein lange vergessenes Land.
Mittwoch, 14. September 2022
Der Verlust der Mitte
In einem Gedicht «Wer je die Flamme umschritt» beschreibt
Stefan George das Gesetz der Mitte, solange wir die Flamme des Lebens sehen
können, entfernen wir uns nie zu weit vom Leben. Leider ist in den westlichen
Zivilisationen weitgehend der Verlust der Mitte eingetreten, wir haben uns dem
fremden Schimmer unserer Gedanken anvertraut und die Verbindung zu unserem eigentlichen Sein, unserem Leben verloren.
Wir streben nach Wissen, nach Besitz, nach Macht und Position und vergessen was
uns eigentlich ausmacht, unser Leben.
Solange wir Geschichtsschreibung haben, ist es immer das Gleiche
geblieben, wir sorgen uns um Güter, um das Morgen, und vergessen darüber unser
eigentliches Leben, unser Jetzt, wir
verlieren unsere Mitte, wir sehen nicht mehr die Flamme in uns, die uns leitet, unser Blick ist nach
aussen gerichtet, auf die Welt, und wir vergessen, dass viel wichtiger unser
Innen ist, unser Sein, unser Leben, unsere Schöpfernatur. Unsere heutige Welt
hat weitgehend die Verbindung zu ihrem Inneren verloren, und mit dem Verlust dieser
Verbindung vergessen wir langsam, wer wir wirklich sind. Wir treiben in die Welt hinaus, wir begreifen
die Welt nicht mehr als einen Teil der Schöpfung, als ein Teil von uns selbst,
sondern als eine Sache, als ein Ding, das wir nur noch benutzen . Wir schneiden
uns ab von unseren Wurzeln, die uns nähren, wir sind die verdorrte Traube am
Weinstock, der uns keine Nahrung mehr zuführt. Die Welt, die uns heute Sorgen macht, mit
ihrer Verschmutzung, mit ihrem Klimawandel, ist nur ein Spiegelbild von uns
selbst, eine vertrocknete Innenlandschaft, fast mehr ohne Leben. So sieht es in
der Mehrheit der Menschheit aus, sie
sehen die Flamme in ihrem Inneren nicht mehr, sie sind tot , bevor sie
gestorben sind, und so sehen sie auch
die Welt als etwas Totes, zu dem keine Verbindung mehr besteht, wie innen, so
aussen. – Wen kann es verwundern, dass die Rettung des Planeten kaum gelingen
kann, weil wir uns selbst nicht mehr retten können, weil wir den Blick für unsere innere Welt verloren
haben, sie vergessen haben und wie gespannt auf eine Welt blicken, die uns nur
ein totes Wesen ist, das wir nicht mehr
als den Weinstock wahrhaben wollen, der uns ernährt. So wie die Mehrheit der Menschheit den Blick nach
innen verloren hat, das Licht des Lebens
nicht mehr wahrnimmt, das in uns brennt, sieht sie auch die Welt mit toten
Augen und sieht nicht, das Leben und die Tiefe und die Gesamtheit und
Vollendung der Schöpfung, den lebenden Organismus, der sie umgibt, schützt,
ernährt und trägt. Wenn wir die Welt und unser Leben wirklich
retten wollen, müssen wir bei uns selbst beginnen, jeden Tag der Flamme in uns
neue Nahrung geben, uns als Teil eines einzigen grossen Organismus begreifen,
der ernährt werden will, ernährt durch
jeden einzelnen von uns, der sich wieder als Teil des Lebens begreift, das
alles erfüllt. Wir müssen bei uns selbst
beginnen, jeden Tag in unser Innerstes
blicken, in unsere Mitte, in die Flamme unseres Lebens, und das Feuer des Lebens in alles tragen, das mit
uns in Berührung kommt. Die Rettung der Welt kann gelingen, wenn jeder seine eigene Mitte wieder findet und dazu
beiträgt, die Welt als das zu sehen, was sie ist, ein grosser Gesamtorganismus,
deren Teil wir sind.
Sonntag, 11. September 2022
Reicht ein gesunder Menschenverstand?
Es ist in der Religion wie in der Politik. Überall sind wir von Verwaltern umgeben, von Mittelmässigkeit und Ignoranz. Anscheinend reicht ein Psychologie-, Soziologie-oder Politikstudium, um für höhere Aufgaben geeignet zu sein. Ein Theologiestudium um Pfarrer zu werden und höhere Einsichten zu verkünden. - Persönlichkeit, Erfahrung und Charisma sind wenig gefragt und scheinen eher hinderlich zu sein, die Anderen könnten ja befürchten, die eigene Mittelmässigkeit könnte auffallen. Ängstlich wird auf Aktivisten, auf immer verrücktere Trends geschielt, bloss nichts Falsches sagen, das könnte ja einen Shitstorm auslösen. Die grüne Selbstgefälligkeit ist an ihre Grenzen gelangt, selbst eine Physikerin, die Einiges über Energie wissen sollte, trifft Entscheidungen, die ihr Land energiewirtschaftlich in das letzte Jahrhundert zurückwerfen. Vielleicht glauben ja sogar die Verantwortlichen, sie hätten einen gesunden Menschenverstand und träfen ihre Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen. Sieht man aber die Ergebnisse der politischen Entscheidungen, dann muss man am Wissen der Entscheidungsträger zweifeln, am Gewissen erst recht, wenn es nur um den Erhalt der eigenen Position geht. – Von einem gesunden Menschenverstand müssen wir erwarten können, dass er sich seiner Gedanken und seiner Gefühle bewusst ist. Schon diesen Satz versteht die Mehrheit der Entscheidungsträger nicht. Wie soll der Verstand sich seiner bewusst werden, welche Instanz soll meine Gefühle deuten? Und wie soll jemand, der diesen Text liest verstehen, was er bedeutet, wenn er selbst nicht bei Bewusstsein ist? Die Mehrheit unserer Mitmenschen glaubt, sie hätten einen klaren Verstand und ist sich nicht bewusst, dass der Verstand nur der kleinste Teil einer uns innewohnenden höheren Intelligenz ist. Nur wenn es gelingt, unsere Gedanken und Gefühle von unserer höheren Intelligenzwarte aus zu betrachten, werden sie Teil des kosmischen Gedankengutes und gut geheissen oder verworfen. Glaubt jemand ernsthaft, dass wir viele Wissenschaftler und Politiker haben, die sich bewusst neben ihre Gedanken und Gefühle stellen können und sich fragen, ob ihr Wissen und ihre Entscheidungen einer höheren Instanz standhalten können? - Ich habe einige Menschen in meinem Leben gekannt, die sich der höheren Intelligenz in sich bewusst waren, es waren aber nur einige Wenige. Es waren die Menschen, die sich in Frage stellten oder die, wie Sokrates es ausdrückte: Die wussten, dass sie Nichts wussten. - Von einem gesunden Menschenverstand muss ich erwarten, dass er in der Lage ist, sich neben seine Gedanken und Gefühle zu stellen und sie von dort aus zu betrachten. – Wer aber kann das schon?
Sonntag, 4. September 2022
Die Verortung des Himmels
In der Mythologie wird der Himmel in der Unterwelt, im Reich
der Toten vermutet. Der Fährmann Charon schifft die toten Seelen über den Fluss Styxx.
Bei Dante betreten wir die Kreise der Hölle. In den christlichen Mythen wird
der Himmel in Wolken mit Cherubinen dargestellt. Und der Wächter des
Himmeltores ist Petrus. In Brasilien trägt die afrikanische Gottheit Iansà, die
Göttin der Winde, die toten Seelen davon. -In den monotheistischen Religionen werden
dem Paradies irdische Dimensionen zugeschrieben, von Gärten und Früchten, Mann
und Frau. – Das Christentum hat dabei vergessen,
dass bereits Jesus den Himmel (Paradies) mitten unter den Menschen gesehen hat,
nicht an einem fernen Ort und nicht erst
nach dem Tod des Menschen, sondern mitten unter uns, an jedem Ort, in jedem Lebewesen, in jedem Ding. Im Buddhismus
ist die Vorstellung vom Nirwana , der Vorstellung vom Himmel mitten unter uns, sehr
nahe. – Durch Meditation wird die Dualität aufgehoben,
es ist die Rückkehr in den Zustand der
Vollkommenheit, in dem Gut und Böse nicht mehr existieren und eine Wandlung des Menschen, nicht durch den Tod, sondern als Teil des Lebens eintritt, - wir erschaffen
durch unsere Wandlung eine neue Welt, den Himmel mitten unter uns und kehren zurück in die Einheit, in das Vaterhaus,
in uns selbst. Durch unsere eigene Wandlung
erscheint die gesamte Schöpfung wieder in
ihrem paradiesischem Zustand, einem
Zustand, in dem es kein Gut und Böse gibt, wir finden zurück in den HIMMEL. - Alle
Tiere, alle Pflanzen, der Planet Erde der gesamte Kosmos, befinden sich in einem paradiesischen
Zustand, in dem nicht zwischen Gut und Böse unterschieden wird. Nur dem Menschen ist es vorbehalten, in diesem Himmel eine Hölle zu schaffen – und
diese Hölle ist, wie der Himmel, mitten unter uns Menschen. - Wenn wir den Himmel wieder finden wollen,
müssen wir verstehen, was die Hölle ist. Die Hölle ist menschengeschaffen, es ist der Mensch in seinem Glauben an seinen
Verstand und sein Wissen, der die Welt
in eine Hölle oder einen Himmel verwandeln kann. - Jedes
menschliche Lebewesen kommt aus der Einheit und wird sich seines Verstandes
bewusst. Erst aus dem Verstand erwächst die
Zweiheit, die Dualität, der Zweifel.
Jeder Einzelne geht auf seinem Weg durch das Leben durch den Zweifel und
sehnt sich zurück in die Einheit. Das Danaergeschenk
an das Leben des Menschen ist sein Verstand und mit ihm der Zweifel, ob es denn
eine Einheit gäbe. Es ist der Zweifel,
der dem Menschen den Zutritt zum Himmel verwehrt, zum Leben in der Einheit mit
dem Göttlichen. -Es ist dieser Zweifel, der in den mystischen Figuren der Religionen Gestalt annimmt und den Zutritt zur anderen Welt verwehrt, den
Zugang zum Paradies, das nicht jenseits von uns liegt, sondern in jedem Einzelnen
von uns Menschen, und dessen Eingang von
Zerberus, unserem Verstand, verstellt wird. Wenn ich das Paradies zu verorten
habe, dann muss ich die grösste Hürde, meinen Verstand überwinden, um den
Eingang zu mir selbst und zu meinem
Himmel zu finden, der mitten in mir selbst liegt.