In der benediktinischen Ordensregel ist das Horchen eine der
wichtigsten Vorschriften. Das Horchen ist die Vorstufe zum Hören, ich versuche
etwas zu hören, was ich noch nicht hören kann. Gemeint ist nicht, das was die
Welt unter hören versteht, es ist nicht die Musik, die ohne Unterlass aus den
Ohrstöpseln dröhnt, die so viele Menschen heute tragen, nicht die Geräusche der
Fernseher, die Tag und Nacht laufen. Es sind auch nicht die Gedanken im Kopf,
die, ohne Laute, sich von früh bis spät in unserem Kopf bewegen. Dieses Hören, ist
nicht gemeint. - Wir müssen nicht in ein Kloster eintreten, um das Horchen zu erlernen.
Es reicht, wenn wir in die Natur gehen und den Tönen der Natur lauschen, dem Rauschen des Windes in den Blättern,
dem Zwitschern der Vögel, und wenn es gelingt, die Stimme in unserem Kopf
zum Schweigen zu bringen, die, mit ihren unablässigen Gedankenströmen, das wirkliche Hören verstellt, fangen wir an, die leisen Töne zu hören. Wir müssen das Horchen wieder erlernen,
erst die sanften feinen Töne der Natur und am Ende, das Horchen
auf die Stille.- Die Mönche in früheren
Jahrhunderten haben die Litanei benutzt, die ewige Wiederholung von Worten und Gesängen, um die Welt der
Gedanken zum Stillstand zu bringen. Ob das der richtige Weg war, wissen wir
nicht – eins wissen wir, am Ende sollte die Stille stehen, die Stille in der
Klosterzelle, in die sich der Mönch zurückzog, die Stille im Kopf, wenn die
Töne verklungen waren. - Heute suchen wir die Stille in der Natur, in der
Meditation, in Yogaübungen, in denen wir die Gedanken abschalten und uns auf
unser Tun konzentrieren. Der Mensch scheint intuitiv zu wissen, dass die Stille
zum Wertvollsten gehört, das wir besitzen. Und wir horchen, nicht um Töne zu hören,
sondern um Stille zu hören. Wieder eine dieser paradoxen Wahrheiten, die unser
Leben begleiten. -Stille enthält jeden Ton, jedes Wort, jede Weisheit, - alles kommt aus der Stille, wird zu Energie
und Leben und kehrt in die Stille zurück. - Die Buddhisten verwenden die Klangschale, der Ton erklingt
und kehrt in die Stille zurück. Ein wunderbares Symbol für das Leben, das aus
dem Raum und der Stille entsteht, anschwillt und vom ewigen Raum wieder zurückgenommen wird.
Wenn wir lernen wollen zu hören, dann sollten wir uns vielleicht eine
Klangschale besorgen. Sie zeigt uns im Klang,
wie Leben entsteht und vergeht. Sie zeigt uns das Ziel des Horchens,
das Horchen auf die Stille - und wenn die Stille eintritt, dann hören
wir die ewigen Wahrheiten des Lebens: - Es ist
die Stille, aus der Gott spricht und der
ewige Raum aus dem Leben entsteht.
Ich schreibe dies in ersten Stunden des Tages, die Morgenröte
kündet den Tag, vor mir liegt das Meer und
ich höre das sanfte Rauschen der Wellen. Ich kann mir
keinen besseren Platz vorstellen, für meine morgendliche Meditation. Die Stille
ist hier ganz nahe – ich kann sie hören.
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