Sonntag, 20. November 2022

Nur ein Stein

Meine Enkel haben mir vom Strand einen runden Kieselstein mitgebracht.  Er ist rund und abgeschliffen. Was für ein wunderbares Geschenk, sage ich. Und ich meine auch, was ich sage. Schon seit Beginn der Schöpfungsgeschichte existiert dieser Stein. Vielleicht noch nicht in dieser Form, die er erst nach Millionen Jahren durch die Bewegung des Meeres erhalten hat.  Welche Kostbarkeit, die eigentlich in ein Museum gehört, aber dort werden nur Gegenstände verwahrt, die viel jüngeren Datums sind. Und schon hat mich der Stein in seinen Bann gezogen. Ich fühle das, was mich mit dem Stein verbindet.   Aber etwas in mir öffnet den Stein, dieses seit ewigen Zeiten so feste und sichere Werk der Natur.  Ich fühle die gleiche Substanz im Stein, wie in mir, die Ewigkeit, den Raum, der diesen Stein erfüllt, die Energie, die Atome, die in ihm ihr Werk tun.  Die anscheinend tote Materie fängt an zu leben, es ist das gleiche Leben, das mich erfüllt, nicht mit meinen Sinnen erfahrbar,  nur mit meinem inneren Gehör. Es ist die Stille, die aus dem Stein zu mir spricht, das Ewige, das mich und den Stein erfüllt, das gleiche Leben, das den Stein und mich geschaffen hat. Die Natur ist in Form eines Steines zu mir gekommen und erinnert mich daran, wer ich bin. Welch wunderbares Geschenk, dieser Stein, welche Verbundenheit in mir entstanden ist. 

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