Sonntag, 5. November 2023

Der Untergang des Abendlandes

In diesen Tagen denke ich oft an Oswald Spengler. Mich überzeugt seine natürliche Betrachtungsweise für den Verlauf von Geschichte als  das,  was uns die Natur täglich vorführt, das Wachstum und das Vergehen von Völkern und Kulturen.  Wenn wir heute das Abendland in seinen Schwierigkeiten sehen, den fehlenden Willen zur Selbstverteidigung, zur Leistung, zur Pflege seiner Kultur, dann sieht es ganz danach aus, als ob wir in das finale Stadium unserer  Geschichte eingetreten sind. Das gilt fast für alle Länder Europas, Russland eingeschlossen. -   Es gibt aber auch eine ganz andere Betrachtungsweise. Reiche und Völker  sind verschwunden, und gleichzeitig hat jede Kultur bei ihrem Niedergang den Untergrund für etwas Neues geschaffen, neue Völker haben sich mit alten Völkern vermischt und neue Kulturen sind aus den Vorgängerkulturen hervorgegangen. Wenn man genauer hinschaut war immer der Aufstieg und Abstieg von Völkern und Kulturen nur Wandel, aus Altem ist Neues geworden. So gibt es auch keinen Untergang von Völkern, sondern nur Vermischung mit anderen Völkern –   Franzosen sind längst keine Franken mehr, wie der Name andeutet und die Deutschen keine Germanen. Wir alle,, als Bewohner Europas,  sind über die Jahrhunderte als  Mischung aus den Völkern Mitteleuropas hervorgegangen, uns verbindet mehr als uns trennt. Aus dieser Mischung ist die Kultur Europas entstanden und hat bis nach den beiden Amerikas ausgestrahlt. – Wenn wir jetzt von Abstieg sprechen, ist das nur eine oberflächliche Betrachtungsweise. Man müsste von Änderung der Lebensbedingungen sprechen.  Der Wohlstand hat uns müde und träge gemacht, und das ist deutlich in den Ländern Europas zu spüren. Was wir  Abstieg nennen  ist ein natürlicher Vorgang, er ist notwendig, um einen Neuanfang zu ermöglichen. Es gibt nie ein gut oder schlecht in der Geschichte, es gibt nur Erneuerung. So wie das Ende der römischen Zeit kein Ende war, sondern Erneuerung, die anderen Völkern den Aufstieg ermöglichte, so sind die Kriege des 20. Jahrhunderts Erneuerung gewesen, ein neues Europa ist entstanden. Das Volk der Juden hat einen eigenen Staat gegründet, und die alten Zöpfe abgeschnitten, um sich  zwischen den alten Nachbarn behaupten zu können. Der Niedergang der Wirtschaft ist erforderlich, damit die Unternehmen neue Kräfte entwickeln, um sich der Zeit anzupassen. Es sind neue europäische Völker entstanden und alte Völker, die den Wandel nicht zulassen wollen, werden nicht überleben. Alles ist ewiger Wandel, es gelten die Darwin’schen Gesetze, das Starke setzt sich durch und überlagert das Schwache. Auch das ist Leben, weder gut noch schlecht. Wenn Spengler von Untergang redet, dann irrt er. Er müsste vom Wandel des Abendlandes reden. So werden sich auch die europäischen Kulturen wandeln, die Bevölkerung sich verändern, vermischen, sich weiter entwickeln. - Aber wir Menschen hängen am Gewesenen, es sollte immer so bleiben, wie es war. Wer so denkt ist zum Untergang verurteilt.  Nur ewiger Wandel und  Veränderung ist das ewige Gesetz in uns und um uns.

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