Donnerstag, 11. Januar 2024

Die Götterwelt der Antike

Schon als Schüler war ich von der Götterwelt der Antike fasziniert. Ich las nicht nur die Sagen des klassischen Altertums, studierte die Kunstgeschichte in dicken Wälzern, die ich in Antiquariaten erstand, sondern auch meine erste Reise nach dem Abitur ging nach Griechenland. Noch heute faszinieren mich die Skulpturen der Gottheiten,  die in den Tempeln an den schönsten Stellen der Inseln verehrt wurden.  Naturgottheiten, steinerne Abbilde des Menschen, mit allen menschlichen Fehlern behaftet. Ihnen wurde nicht nur mit Opfern gehuldigt, mit Gebeten und Festen, die immer auch menschliche Feste waren. Im Olymp ging es zu wie im Leben des Menschen. Intrigen, Liebschaften, Mord und Totschlag. Für mich waren die herrlichen Tempel und die steinernen Abbilder, die Opfer an die Gottheiten, immer Ausdruck des Menschen nach der Suche des Ewigen im Diesseitigen.  Aber gleichzeitig waren die entleerten Tempel, beraubt von ihrem Schmuck, das was die Gottheit ausmacht, Raum und Leere und Stille. Wenn ich durch die geborstenen Säulen der Vergangenheit  wanderte, in den Museen die Statuen  der Gottheiten  der Antike bewunderte, dachte ich an die  Menschen, die diese Götter verehrten, und vielleicht auch im Stein der Skulpturen die Gottheit sehen konnten,  die in Allem sich offenbart.  Sie waren sich nur der Gottheit in sich nicht bewusst, denn es war diese, die sich in steinerner Gestalt offenbarte.  Nur Gleiches kann Gleiches erschaffen, der Mensch erschuf sein göttliches  Ebenbild in Stein. Vielleicht waren die Griechen die ersten Menschen, die erkannten, dass auch die dunklen Seiten des Lebens Teil des Göttlichen sind, und  dass Schönheit der Vergänglichkeit und dem Tod unterliegt. Die Menschenwelt  als Götterwelt  abzubilden  ist keine Blasphemie,  es ist eine tiefe Wahrheit, die dem Weisen aufgeht, wenn er erkennt, dass die diesseitige Welt nur ein Spiegel der ewigen Wahrheiten und göttlichen Welten  ist.   

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