Samstag, 20. Januar 2024

Freiheit die ich meine

Wenn wir von Freiheit sprechen, meinen wir wahrscheinlich zunächst die in der Verfassung verankerten Freiheitsrechte. Soweit ist es aber mit unseren Freiheitsrechten nicht her. Es gibt zwar keine Sklaverei mehr, aber ist nicht jeder schon in Abhängigkeiten und in Unfreiheiten geboren?  Wir werden nicht gefragt, in welches Elternhaus, in welche sozialen Verhältnisse, wir hineingeboren werden, in welche Nationalitäten, in welche Sprachen, in welchen Glauben. Wir haben zwar die Wahl, aus diesen Vorgaben auszubrechen, aber wir empfinden diese Vorherbestimmung nicht als Unfreiheit. Wir bleiben freiwillig in der Unfreiheit. Es ist die Freiheit in der Unfreiheit zu bleiben. Dann kommt die Freiheit der Berufswahl, ich suche eine Ausbildung und einen Beruf, um Geld zu verdienen. Kaum habe ich diesen Weg beschritten, gerate ich wieder in die Unfreiheit,  vorgeschriebenen Arbeitsstunden, Einhaltung von Normen, die Freiheit entpuppt sich wieder als Unfreiheit, als Einbindung in Zwänge.  Und dann die Freiheit mir einen Partner für die Gründung einer Familie zu suchen. Keine Zwänge mehr durch das Elternhaus, durch gesellschaftliche Normen, Kasten  und Religionen. Die romantische Komödie der Neuzeit ist nur von kurzer Dauer. Der graue Alltag spült bald alle Illusionen fort.   Was bleibt ist die Erkenntnis, dass Freiheit und Unfreiheit zwei Seiten der gleichen Medaille sind, dass wir das Eine nicht ohne das Andere haben können. Wie  wäre es aber, wenn wir erkennen, dass nicht das Eine gut und das Andere schlecht ist, sondern dass beides eine Einheit bildet, ein Geschenk des Lebens an uns ist, bei dem wir uns nicht für eine Seite entscheiden müssen?  Dies wäre die wirkliche Freiheit, das Eins Werden der Gegensätze als Eintrittskarte in die wirkliche Freiheit, in der Freiheit auch Unfreiheit ist und Unfreiheit Freiheit.

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