Von dem Balkon des Hotels blicke ich weit über das Meer. Ein
Surfparadies im Süden Sri Lankas. Den Menschen mit ihren Brettern ist wohl kaum
bewusst, dass die Wellen vielleicht schon aus Australien herübergewandert sind
und hier am Strand sich aufbäumen und dann in Schaum auflösen. Einen kurzen Augenblick reiten die Surfer die
Welle, ein kurzer Moment des Rausches, und dann ist schon alles vorbei, und sie
paddeln wieder hinaus in die Weite, um eine nächste Welle zu nutzen. Da
draussen, in der Weite des Ozeans, sieht es nur so aus, als ob sich eine Welle vorwärtsbewegt,
in Wirklichkeit wird, von Sonne und Wind, das Wasser auf und ab gewiegt. Und unter den
Wellen die nicht sichtbare, unergründliche Tiefe der Meere. Welch wunderbare
Metapher für unser Leben. Wir sehen nur die Welle auf der Oberfläche, nicht
aber die unermessliche Tiefe, die unsere Welle des Lebens trägt, und dann der
kurze Rausch der Freude, wenn wir die Welle reiten. Ähnelt dieser Rausch nicht dem Leben, das so
schnell vorüber ist. Haben wir auf unserem Ritt, auf der Welle des Lebens, je Zeit gehabt, über die Dimension der Tiefe
nachzudenken, der Tiefe, auf der die Welle sich bewegt, und schwimmen wir vielleicht wieder hinaus, um die nächste
Welle zu reiten? Und haben wir je hinaufgeblickt in den Himmel, der meistens von Wolken verhangen ist? Haben wir uns je den nicht sichtbaren, gewaltigen Raum über uns
bewusst gemacht, zeitlos, ohne Anfang und ohne Ende? Ist uns bewusst, dass wir Sternenstaub
sind, aus dem zeitlosen Raum geboren, in
den zeitlosen Raum zurückkehrend, Sternenenergie,
die sich in uns formt, und die wieder in die Ewigkeit zurückkehrt? Die Intelligenz der Tiefe auch dort in den
gewaltigen Räumen des Alls, die alles entstehen und vergehen lässt. Aber wem auf den Surfbrettern, unter diesem
Himmel, ist schon die Dimension der Tiefe bewusst, die nicht nur in den Tiefen
der Wasser und den Räumen des Himmels erkennbar
ist, und des gleichen ewigen Raumes in
sich selbst, der unser Leben ausmacht und Sternenstaub zu Lebewesen verwandelt? Das Wunder des Lebens gibt sich überall zu
erkennen und fast niemand sieht es. Und so surfen wir durch unser Leben, sehen
nur die Oberfläche, und der ewige Raum der Tiefe muss weiter darauf warten, von
uns wahr genommen zu werden.
Samstag, 20. Januar 2024
Auf Surfbrettern
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