Samstag, 20. Januar 2024

Auf Surfbrettern

Von dem Balkon des Hotels blicke ich weit über das Meer. Ein Surfparadies im Süden Sri Lankas. Den Menschen mit ihren Brettern ist wohl kaum bewusst, dass die Wellen vielleicht schon aus Australien herübergewandert sind und hier am Strand sich aufbäumen und  dann in Schaum auflösen.  Einen kurzen Augenblick reiten die Surfer die Welle, ein kurzer Moment des Rausches,  und dann ist schon alles vorbei, und sie paddeln wieder hinaus in die Weite, um eine nächste Welle zu nutzen. Da draussen, in der Weite des Ozeans, sieht es nur so aus, als ob sich eine Welle vorwärtsbewegt, in Wirklichkeit wird, von Sonne und Wind,  das Wasser auf und ab gewiegt. Und unter den Wellen die nicht sichtbare, unergründliche Tiefe der Meere. Welch wunderbare Metapher für unser Leben. Wir sehen nur die Welle auf der Oberfläche, nicht aber die unermessliche Tiefe, die unsere Welle des Lebens trägt, und dann der kurze Rausch der Freude, wenn wir die Welle reiten.  Ähnelt dieser Rausch nicht dem Leben, das so schnell vorüber ist. Haben wir auf unserem Ritt, auf der Welle des Lebens,  je Zeit gehabt, über die Dimension der Tiefe nachzudenken, der Tiefe, auf der die Welle sich bewegt, und schwimmen wir vielleicht wieder hinaus, um die nächste Welle zu reiten?  Und haben wir je hinaufgeblickt in den Himmel, der meistens von Wolken verhangen ist?  Haben wir uns je den  nicht sichtbaren, gewaltigen Raum über uns bewusst gemacht, zeitlos, ohne Anfang und ohne Ende?  Ist uns bewusst, dass wir Sternenstaub sind,  aus dem zeitlosen Raum geboren, in den zeitlosen Raum zurückkehrend,  Sternenenergie, die sich in uns formt, und die wieder in die Ewigkeit zurückkehrt?  Die Intelligenz der Tiefe auch dort in den gewaltigen Räumen des Alls, die alles entstehen und vergehen lässt.  Aber wem auf den Surfbrettern, unter diesem Himmel, ist schon die Dimension der Tiefe bewusst, die nicht nur in den Tiefen der Wasser und  den Räumen des Himmels erkennbar ist, und  des gleichen ewigen Raumes in sich selbst, der unser Leben ausmacht und Sternenstaub zu Lebewesen verwandelt?  Das Wunder des Lebens gibt sich überall zu erkennen und fast niemand sieht es. Und so surfen wir durch unser Leben, sehen nur die Oberfläche, und der ewige Raum der Tiefe muss weiter darauf warten, von uns wahr genommen zu werden.


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