Freitag, 18. Oktober 2024

Das Mehr-Sein-Wollen

Wir können  nicht mehr sein wollen als wir sind. Das ist die höchste und zugleich tiefsinnigste Aussage über uns selbst. Täglich sehen wir  im Fernsehen oder in Filmen die Rollenspiele von Schauspielern, Politikern, Staatenlenkern. Alle spielen eine Rolle, nehmen sich wichtig und glauben auch selbst an ihre Wichtigkeit. Ihnen ist nicht bewusst, dass ihr Rollenspiel durchschaubar ist , und hinter den Fassaden der kleine unbedeutende Mensch lauert, der eines Tages auf seine blosse Existenz reduziert  wird. An den Höfen der Mächtigen, in vergangenen Zeiten,  gab es immer den Narren, der Narrenfreiheit besass. Er sollte den Darstellern der Mächtigen die Maske vom Gesicht zerren und sie daran erinnern, wer sie wirklich waren. - Wenn wir der sein wollen, der wir sind, dann müssen wir alle Rollenspiele ablegen, uns vor uns selbst entblössen, uns reduzieren auf unser Menschsein. Vor uns selbst gibt es keine Titel, keine Ränge, keine Autoritätspersonen mehr. Selbst  unsere Rolle als Vater und Mutter, als Mann und Frau werden ungültig. Erst wenn wir werden wie unsere Kinder,  wieder rein und unschuldig, können wir wieder das Leben so erleben, wie es uns geschenkt wurde. Müssen wir denn wirklich warten, bis der Tod uns ereilt, um zu begreifen, dass wir das wichtigste und wertvollste Geschenk ein ganzes Leben lang nicht beachtet haben, das wunderbare einzigartige Sein, das wir sind?  Warum zwängen wir uns in enge, selbst gestrickte Rollen, die wir doch gar nicht sind? Es beginnt damit, dass wir bei unseren Kindern wieder lernen, die Welt unbefangen und offen zu sehen, alles erforschen, was um uns ist, alles in Frage stellen und keine Antworten haben, wo keine Antworten sind. Erst wenn wir nicht mehr sein wollen, als wir sind, breiten sich die Geheimnisse des Lebens vor uns aus.  Das ist es was wir als Schätze unseres Lebens erwerben können, wenn wir alle Rollenbilder hinter uns lassen. Es ist der Himmel den wir finden, den wir als Kinder erlebten,  und der so schnell verloren ging. Unsere Suche nach den Schätzen des Lebens  erfolgte meistens an den falschen Plätzen, und oft dauert die  Suche ein ganzes Leben,  und wenn sie erfolgreich gewesen ist, dann ist sie an den Anfang zurückgekehrt.

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