Wir können nicht mehr
sein wollen als wir sind. Das ist die höchste und zugleich tiefsinnigste
Aussage über uns selbst. Täglich sehen wir im Fernsehen oder in Filmen die Rollenspiele
von Schauspielern, Politikern, Staatenlenkern. Alle spielen eine Rolle, nehmen
sich wichtig und glauben auch selbst an ihre Wichtigkeit. Ihnen ist nicht
bewusst, dass ihr Rollenspiel durchschaubar ist , und hinter den Fassaden der
kleine unbedeutende Mensch lauert, der eines Tages auf seine blosse Existenz
reduziert wird. An den Höfen der
Mächtigen, in vergangenen Zeiten, gab es
immer den Narren, der Narrenfreiheit besass. Er sollte den Darstellern der
Mächtigen die Maske vom Gesicht zerren und sie daran erinnern, wer sie wirklich
waren. - Wenn wir der sein wollen, der wir sind, dann müssen wir alle
Rollenspiele ablegen, uns vor uns selbst entblössen, uns reduzieren auf unser
Menschsein. Vor uns selbst gibt es keine Titel, keine Ränge, keine
Autoritätspersonen mehr. Selbst unsere
Rolle als Vater und Mutter, als Mann und Frau werden ungültig. Erst wenn wir
werden wie unsere Kinder, wieder rein
und unschuldig, können wir wieder das Leben so erleben, wie es uns geschenkt
wurde. Müssen wir denn wirklich warten, bis der Tod uns ereilt, um zu
begreifen, dass wir das wichtigste und wertvollste Geschenk ein ganzes Leben
lang nicht beachtet haben, das wunderbare einzigartige Sein, das wir sind? Warum zwängen wir uns in enge, selbst
gestrickte Rollen, die wir doch gar nicht sind? Es beginnt damit, dass wir bei
unseren Kindern wieder lernen, die Welt unbefangen und offen zu sehen, alles
erforschen, was um uns ist, alles in Frage stellen und keine Antworten haben,
wo keine Antworten sind. Erst wenn wir nicht mehr sein wollen, als wir sind,
breiten sich die Geheimnisse des Lebens vor uns aus. Das ist es was wir als Schätze unseres Lebens
erwerben können, wenn wir alle Rollenbilder hinter uns lassen. Es ist der
Himmel den wir finden, den wir als Kinder erlebten, und der so schnell verloren ging. Unsere Suche
nach den Schätzen des Lebens erfolgte
meistens an den falschen Plätzen, und oft dauert die Suche ein ganzes Leben, und wenn sie erfolgreich gewesen ist, dann
ist sie an den Anfang zurückgekehrt.
Freitag, 18. Oktober 2024
Das Mehr-Sein-Wollen
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen