Donnerstag, 12. März 2020

Das Geheimnis des Atmens

Mein Leben gleicht einem Einatmen und einem Ausatmen. Die Phase des Einatmens ist die Wachstumsphase, es ist die Phase, in der sich alles weitet, scheinbar alles aufgebaut wird, um dann in der Ausatmung alles wieder schrumpfen zu lassen. Die meisten Menschen sehen die Abwärtsbewegung als etwas schlechtes an, sie begreifen nicht, dass diese Abwärtsbewegung genauso wichtig für ihr Leben ist, wie die Aufbauphase. Dabei spiegelt sich für mich in meinem Leben das Leben des ganzen Universums wieder, die Geburt eines Sternensystems und dessen Erlöschen, gefolgt von der Geburt eines neuen Systems, im ewigen Kreislauf. Was wird geboren? - eine physische Form, - was stirbt? – eine physische Form. Das gleiche gilt für mein Leben, das Ziel meines Lebens ist die Entwicklung der physischen Form und deren Auflösung. Das innere Ziel meines Lebens ist das in mir wieder zu finden, was durch die physische Geburt verdeckt wurde, das was die physische Form schafft und in das sich die physische Form wieder auflöst. Auch die grossen Physiker und Denker können nur die Gesetze der physischen Formen erkennen und denken. Sie haben keine Erklärung für das was diese Gesetze schafft. So wie ein Atemzug abgelöst wird durch einen neuen Atemzug, so wie ein Sternensystem stirbt und durch die Geburt eines neuen Sternensystems ersetzt wird, sehe ich auch unser menschliches Leben im ewigen Spiel von Einatmen und Ausatmen, von Geburt und Tod. Jede Nacht kehre ich im Schlaf zurück in die ewige Weite des Lebens in mir und auch im Tod kehre ich mich nur ab von meiner physischen Existenz und trete ein in die ewige Weite meines Seins, in dem ich schon immer zu Hause war. In meinem physischen Leben, in der Phase des Ausatmens, lasse ich bewusst alle physischen Güter, die mein Schöpfergeist geschaffen hat, hinter mir, und am Ende der physischen Existenz gebe ich auch diese auf. Was bleibt ist die ungeheure Tiefe meines Seins, in der sich erneut die Schöpferkraft bewegt und zu einem neuen Spiel der Formen aufbricht. So ist der Tod, den alle so heftig beklagen, nur ein Neubeginn, nur ein ewiges Spiel der Formen, die kommen und vergehen, aber auch die Rückkehr in die Dimension in der ich schon immer war, jenseits von Zeit und Form. Wie wunderbar, wenn ich schon in der Phase meines Ausatmens die ewige Weite in mir entdecken konnte, mein ewiges Zuhause, in dem ich schon immer war und immer sein werde.

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