Mehrmals am Tag beschäftige ich mich mit meinem Mikrokosmos.
Ich werde mir der Milliarden von Kleinstlebewesen bewusst, die mit mir in
Symbiose leben, die meine Haut in Ordnung halten, in meinem Darm aufräumen, in
meinen Blutbahnen fremden Eindringlingen nachspüren. Ich versuche ihnen ein
freundlicher Wirt zu sein. Ich vermeide alles, was sie schädigen könnte, von
der Ernährung bis zu den Wasch- und Pflegemitteln, die uns die Industrie als
gesund anpreist. Ich höre das laute Protestgeschrei, das meine kleinen Freunde
anstimmen, wenn ich an den Regalen der Drogeriemärkte vorbeigehe, wo mir
Badezusätze, Waschgels und andere Wunderdinge angeboten werden, die meine
kleinen Schutzengel auf der Haut in ihrer Existenz bedrohen. Wie sollen wir
Deine Haut schützen, wenn Du uns vernichtest, höre ich sie sagen. Ich bin im Laufe der Jahre ein schlechter
Kunde der Drogerien und Parfümerien geworden, ein einfaches Stück Seife genügt
und keine heissen Bäder die nur die Haut aufweichen und Türen für fremde Keime
öffnen.- Und bei der Nahrung das Gleiche, nur naturbelassene Produkte nehmen,
meine Darmflora dankt es mir mit Blumensträussen, meine kleinen Schutzgeister
in den Blutbahnen gehen unermüdlich
ihrer Arbeit nach. Gesundbleiben heisst für mich mit der Natur verbunden
bleiben, deren Teil ich bin und einen weiten Bogen um die Läden zu machen, die
nur der Industrie, nicht aber dem Menschen dienen. Wenn ich gleich unter die
morgendliche Dusche gehe, denke ich wieder an meine kleinen Freunde, und selbst
beim Abtrocknen tupfe ich nur die Haut, aus Vorsicht, ich könnte Sie ja durch
Rubbeln beschädigen. Wenn ich ein guter Wirt bin, kehren meine kleinen Gäste
gern bei mir ein und helfen mir gesund zu bleiben.
Donnerstag, 16. Februar 2023
Mein geliebter Mikrokosmos
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