Donnerstag, 16. Februar 2023

Mein geliebter Mikrokosmos

Mehrmals am Tag beschäftige ich mich mit meinem Mikrokosmos. Ich werde mir der Milliarden von Kleinstlebewesen bewusst, die mit mir in Symbiose leben, die meine Haut in Ordnung halten, in meinem Darm aufräumen, in meinen Blutbahnen fremden Eindringlingen nachspüren. Ich versuche ihnen ein freundlicher Wirt zu sein. Ich vermeide alles, was sie schädigen könnte, von der Ernährung bis zu den Wasch- und Pflegemitteln, die uns die Industrie als gesund anpreist. Ich höre das laute Protestgeschrei, das meine kleinen Freunde anstimmen, wenn ich an den Regalen der Drogeriemärkte vorbeigehe, wo mir Badezusätze, Waschgels und andere Wunderdinge angeboten werden, die meine kleinen Schutzengel auf der Haut in ihrer Existenz bedrohen. Wie sollen wir Deine Haut schützen, wenn Du uns vernichtest, höre ich sie sagen.  Ich bin im Laufe der Jahre ein schlechter Kunde der Drogerien und Parfümerien geworden, ein einfaches Stück Seife genügt und keine heissen Bäder die nur die Haut aufweichen und Türen für fremde Keime öffnen.- Und bei der Nahrung das  Gleiche, nur naturbelassene Produkte nehmen, meine Darmflora dankt es mir mit Blumensträussen, meine kleinen Schutzgeister in den Blutbahnen  gehen unermüdlich ihrer Arbeit nach. Gesundbleiben heisst für mich mit der Natur verbunden bleiben, deren Teil ich bin und einen weiten Bogen um die Läden zu machen, die nur der Industrie, nicht aber dem Menschen dienen. Wenn ich gleich unter die morgendliche Dusche gehe, denke ich wieder an meine kleinen Freunde, und selbst beim Abtrocknen tupfe ich nur die Haut, aus Vorsicht, ich könnte Sie ja durch Rubbeln beschädigen. Wenn ich ein guter Wirt bin, kehren meine kleinen Gäste gern bei mir ein und helfen mir gesund zu bleiben.


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