Sonntag, 30. Juni 2024

Selbstbestimmung

Wenn wir in das Leben eintreten, erfahren wir als Kinder meistens nur Liebe und Zuwendung. Unsere Wünsche werden uns buchstäblich von den Lippen abgelesen. Wir befinden uns aber gleichzeitig in völliger Abhängigkeit von unseren Eltern. Mit zunehmenden Alter entwickelt sich in uns ein eigener Wille. Neben die Eltern treten jetzt Lehrer, oft religiöse Einflüsse,  Parteien, Philosophien, Ideologien. Die Mehrheit der menschlichen Bevölkerung ergibt sich diesen Einflüssen und den Mehrheitsmeinungen. Wir passen uns den gesellschaftlichen Normen und  Konventionen an und erliegen dem Gruppenzwang. Selbstständiges Denken und Verhalten wird dann eher zur Ausnahme. Die Forderung der modernen Demokratien nach Selbstbestimmung sind ein frommer Wunsch, tatsächlich bleibt die Mehrheit der Menschheit fremdbestimmt und unmündig, und das meistens auf eigenen Wunsch.  Es gibt nur einen Bereich, in dem wir uns dem Gruppenzwang  entziehen können, das ist unser eigenes Selbst.  Nur in unserem eigenen Inneren  bleiben wir unser eigener Herr und können die von aussen auf uns einwirkenden Meinungen und  Einflüsse abschütteln. Nur in  uns selbst können wir Freiheit erfahren und das aus uns machen,  was wir uns für unser inneres Leben wünschen. Selbst wenn uns die politischen Verhältnisse  mit Zwang und Indoktrinierung  ein Einheitsdenken aufzwingen wollen, können wir innerlich unseren eigenen Weg gehen. Unsere  innere Selbstbestimmung kann uns kein äusserer Druck nehmen.  Nur wenn wir uns gedankenlos den Einflüssen der Welt aussetzen und die Verbindung zu unserer eigenen inneren Mitte verlieren, geben wir unser Recht auf Selbstbestimmung auf und verlieren die Verbindung zum Wertvollsten, das uns auf unseren Weg mitgegeben wird, zu unserer inneren Gewissheit.

Donnerstag, 27. Juni 2024

Heiligkeit

Kein Mensch sollte mit Seine  Heiligkeit tituliert werden, es sei denn er lebte in der Ganzheit der Schöpfung, er wäre gottgleich.  Die Natur und die gesamte Schöpfung ist heilig, denn sie kennt nicht  das Gegenteil von heil. Nur der Mensch  lebt in der Gegensätzlichkeit.  Die ganze Menschheit aber strebt zurück in die Einheit,  und vielen von uns wird  die Einheit vergönnt. So sind Kinder heilig,  bevor ihnen die Gegensätzlichkeit bewusst ist, sie leben in Einheit mit dem Göttlichen.  Jeder Mensch ist heilig, der in Einheit mit der Schöpfung lebt, mit dem Leben, das in Allem sichtbar ist.  Eltern sind heilig, die mit Liebe und Freude ihre Kinder erziehen.  Alle Menschen , die ihr Leben für andere einsetzen, damit es  den Anderen besser geht.  Soldaten sind heilig,  die ihren Mitmenschen  die Freiheit  und ihr Menschsein  erhalten wollen. Selbst Verbrecher sind heilig, die das Unrecht ihrer Tat einsehen und die Wiedergutmachung anstreben. Heil ist jeder, der die Schönheit und Ganzheit der Schöpfung in sich und in Allem erkennt und in Dankbarkeit sein Leben der Einheit widmet, das   in Allem sichtbar ist. Heiligkeit kennt   kein Gegenteil. Selbst wenn wir die Heiligkeit  nicht verspüren und  gegen das Leben handeln, vielleicht sogar  Leben vernichten, können wir uns dem Leben nicht entziehen,  das in Alllem wirkt. Wir sind und bleiben Teil des Lebens, selbst wenn wir nur an die  Gegenständlichkeit  und Endlichkeit unserer jeweiligen Existenz glauben. Das Leben aber strebt seiner Vollendung entgegen, der Einheit mit der Ganzheit, auch wenn es für den Einzelnen vieler Leben bedarf, um aus der Vielheit in die Ganzheit zurückzukehren. Nur wer in der Ganzheit lebt, darf sich heil nennen,  aber er wird sich nicht heilig nennen, weil er es ist.

 


Sonntag, 23. Juni 2024

Wer bist Du?

Diese Frage kann ich an mich selbst oder an den anderen richten. Die Antwort wird meistens lauten: Ich bin ein physischer Körper. Das ist eine Antwort, die uns in die falsche Richtung lenkt. Sie berücksichtigt nicht, dass ich ein lebendiger Körper bin. Und mit lebendig kommt das Wort Leben ins Spiel. Leben ist Sein, ist etwas, was unseren menschlichen Geist mit Ehrfurcht erfüllt, weil wir es nicht begreifen können und dennoch sind. Alles, was wir nicht begreifen können, hat für uns mit Übersinnlich, mit göttlicher Natur zu tun. Heute wissen wir, dass die gegenständliche Sicht unserer Existenz weitgehend auf Sinnestäuschung beruht, dass die physische Existenz nicht das ist, was sie zu sein scheint. Jede physische Existenz, in allen ihren Erscheinungsformen, ist auch Leben, ist Sein.  Wenn wir die Scheu überwunden haben, uns selbst und den anderen als Inkarnation des Göttlichen zu sehen, verändert sich unsere Welt. Dann wird die Frage an unseren Nächsten: Wer bist Du? - mit tieferem Sinn erfüllt, wir begreifen, dass alles was wir sehen gut ist, weil es mit Liebe erfüllt ist, weil es ein Teil der Schöpfungskraft ist. Ich schaue auf meine Nächsten, ich schaue auf mich selbst, alles, was ich sehen kann, ist vollendet, ist aus dem göttlichen Alles geboren. Die körperlichen Welt löst sich auf, wird transparent, ich schaue in die tiefsten Geheimnisse der Schöpfung, in die Schönheit des Geschaffenen, in die Stille, in die Leere und fühle die Anwesenheit der Gottheit in Allem. Wir begreifen, dass das Ich und das Du eins sind, alles Teil eines grossen Ganzen.  Das Ich wurde zum Du und das  Du zum Ich.

Freitag, 21. Juni 2024

Unsere Selbstfindung

Immer wieder auf unserem Lebensweg gerät uns das Ziel unseres Lebens aus den Augen. Immer wieder müssen wir uns daran erinnern, wer wir wirklich sind. Die Welt in ihrer Vielfältigkeit und Schönheit lenkt uns immer wieder davon ab, was unsere eigentliche Lebensaufgabe ist, was das Ziel unseres Lebens ist. Es geht um uns selbst, unser Leben, die Liebe zu uns selbst, weil sich in jedem von uns das Göttliche offenbart. Stattdessen suchen wir die Liebe immer woanders, in anderen Menschen, in der Welt der Eindrücke und Gefühle, nur nicht dort wo wir Liebe im tiefsten Sinne wirklich erfahren, im Göttlichen, das sich in uns offenbart.  Das ist es auch, was Christentum in seiner reinsten Lehre bedeutet,  was wir nicht in Kirchen und  Tempeln erfahren, wo ein ferner und unerreichbarer Gott verehrt wird.  Das Göttliche offenbart sich in uns selbst, in jedem Einzelnen von uns, es ist immer da und wartet darauf von uns gesehen zu werden. Wir müssen nicht um Erlösung bitten, wir sind erlöst, im gleichen Augenblick in dem wir uns erinnern, wer wir wirklich sind:  Wir sind die Offenbarung des Göttlichen in dieser unserer Existenz. Der Himmel ist nicht an fernen Horizonten zu finden, der Himmel ist in uns, und der Vater ist Sohn geworden,   in unser eigenes so wunderbares Leben getreten, wir sind der Sohn, von dem die Religion spricht.  Das Reich, das wir betreten, wenn wir uns selbst sehen, bietet den ganzen Reichtum des Lebens. Wir müssen nicht mehr woanders suchen, wir haben das, was wir suchten, in uns selbst gefunden.   Und darum bitten wir in unserem Gebet, uns von dem Übel zu befreien, von dem Übel, blind durch das Leben zu gehen, immer auf der Suche nach dem Sinn des Lebens.   Wenn wir uns selbst finden, dann haben wir das Ziel erreicht, in uns selbst gefunden. Das Göttliche hat sich in uns offenbart.   Das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit liegen nicht mehr in einem fernen Land, sie liegen mitten in uns, in unseren Herzen und warten darauf, von uns gesehen zu werden. Darum allein geht es in unserem Leben, unser eigenes Selbst zu finden, das Ziel zu finden, unser Selbst als das Göttliche zu erkennen, das sich in uns offenbart hat.

Sonntag, 16. Juni 2024

Wie wir Meister werden

Das halbe Land sitzt vor den Fernsehern oder in den Stadien, um die  Meisterschaften der Fußballteams zu verfolgen. Meine Vorstellung von Meisterschaft geht dabei ganz andere Wege, als die der Fans. Was wir sehen, bringt uns dem Begriff des Meisters näher. Menschen die sich so intensiv einem Teil des Lebens widmen, dass sie in diesem Bereich Höchstleistungen erbringen. Meister können wir in jedem Lebensbereich werden, nicht nur im Fussball. Meister ist im Handwerk die höchste Auszeichnung, die eine langjährige Ausbildung krönt. Meister zu sein in dieser Welt ist ein hoher Anspruch, den nicht die Welt an uns stellt, sondern wir selbst sind gefordert, aus uns einen Meister zu machen. Es reicht nicht, passiv anderen zuzusehen, wie es ist Meister zu sein, vor dem Fernseher zu sitzen und die Hände in den Schoss zu legen. Meister wird man nur, wenn man mit seiner ganzen Kraft und Begabung sich dem widmet, was uns in die Wiege gelegt wurde, unserer jeweiligen Begabung.  Das kann Sport sein, ein Handwerk, ein geistiger Beruf, aber auch  Feld und Haushalt, einfach alles, was diese Welt von uns verlangt. Wenn wir nur eine Begabung haben, dann  widmen wir uns dieser Begabung, wenn wir von der Natur durch viele Begabungen ausgestattet sind, dann diesen Begabungen. Es gilt, nichts zu beginnen, was wir nicht beenden können. Jedem Tun ist unsere höchste Aufmerksamkeit zu widmen, auch wenn es um einfache Verrichtungen geht, das macht uns zu Meistern, zu Menschen, die alle Aufgaben vollkommen verrichten, die ihnen das Leben stellt. - So wie die Welt ihre Meister hat, so hat auch der Geist und die Seele ihre Meister.  Wir müssen nicht Jesus oder Sokrates sein, um geistige und seelische Meister zu sein. Wir müssen auch nicht Pfarrer werden oder eine geistliche Berufsausbildung haben. Jeder Mensch kann sich seiner göttlichen Natur bewusst sein, sie ist es,  die ihn geschaffen hat. Und wenn wir die Fähigkeit haben in uns hinein  zu hören,  im Einklang  mit unserer inneren Stimme zu leben, dann sind wir die wahren Meister, durch die das Göttliche in die Welt kommt. Um ein wahrer Meister zu werden, reicht es nicht als Zuschauer  am Leben teilzunehmen, und zu sehen, wie andere es machen, wir sind aktiv gefordert zu handeln, zu leben und den Einklang zwischen der Natur und dem Schöpfergeist herzustellen.  Die Menschheit hat alle Voraussetzungen,  um als Meister zu leben, und es werden immer mehr, die sich aus ihrer Passivität befreien. Vielleicht werden sich einmal alle Menschen als Meister der Welt fühlen können.

Mittwoch, 12. Juni 2024

Das ewig Gestrige

Die Mehrheit der Menschheit ist in ihrem Denken gefangen, das von der Schulweisheit und der Wissenschaft bestimmt ist. Es ist ein rückwärts gerichtetes Denken, über das schon Faust klagte. Nur wenigen Menschen gelingt es über dieses Denken hinaus zu wachsen. Dabei ist der Mensch, wie auch der gesamte Kosmos, in einer ständigen Evolution begriffen, von der auch das Denken profitieren sollte.  Es reicht nicht, dass wir bei unserer Schulweisheit stehen bleiben, sondern wir müssen uns persönlich, aber auch in unseren Lehranstalten, immer neuem Wissen stellen und dürfen nie stehen bleiben und zu den ewig Gestrigen gehören. Es ist nicht nur das menschliche Wissen evolutionär gefordert, sondern auch die geistige und seelische Entwicklung. Es ist doch sichtbar, dass sich die Kirchen leeren, weil dort noch immer eine sprachliche und geistige Lehre aus tausendjährigen Zeiten verkündet wird?  Ist es den Theologen und Philosophen nicht aufgefallen, dass das Werte- und Geistesbild des Menschen auch der Evolution des Göttlichen unterliegt?  Wer wagt es zu behaupten, das Ewige und das Göttliche ändere sich nicht?  Alles was ist,  alles was sich in den Zeiten ändert, ist göttlicher Natur. Schon in Rom wusste man das. Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns mit den Zeiten.  Tempora mutantur, et nos mutamur en illis, - hiess es dort.  Wer am Alten und angeblich Bewährten festhält, ist ein Gestriger, der die göttliche Evolution  der Welt und des Kosmos nicht begreifen will.  In der Gegenwart blicken wir voller Erstaunen und Ehrfurcht  auf die  Schöpfung, die sich vor uns entfaltet, in Allem sichtbar wird,  auf  die Schönheit dieser Welt, auf die Weiten des Universums  und auf die Gegenwart. Wir Menschen sind ein Teil dieser ewigen Evolution und des ewigen Wandels. Wir dürfen nicht unsere geistige und seelische Entwicklung jemals  anhalten. Die äussere Welt ändert sich ständig und gleichzeitig wandelt sich unsere innere Welt, und neue Erkenntnisse treten  in unser bewusstes Sein.  Wer  glaubt, sich dem ewigen Wandel entziehen zu können, der verkümmert und ist zum Untergang verurteilt, er gehört  zu den ewig Gestrigen.

Dienstag, 11. Juni 2024

Ewigkeit und Endlichkeit

Je mehr sich die Menschheit mit  kosmischen Modellen beschäftigt, desto mehr wird klar, dass nichts so ist, wie menschliche Modelle es gern hätten. Selbst   Milliarden Lichtjahre Entfernungen sind nicht ausreichend, um den Kosmos zu beschreiben.  Es scheint  den Wissenschaftlern schwer zu fallen, die Unendlichkeit als  Möglichkeit in Betracht zu ziehen. So wie die Menschheit davon ausgeht, dass Leben endlich ist, muss der Kosmos auch in ein Endlichkeitsschema gepresst werden.  Alles was nicht berechenbar ist, scheint für die Wissenschaft der Esoterik anzugehören. Schöne Theorien, die um ihrer selbst entstehen, werden nie die  Unendlichkeit erklären, sie enden immer in der Endlichkeit. Obwohl das Standardmodell der Kosmologie längst überholt ist, und jedes Jahr  neue  kosmische Welten hinzukommen, scheint für das menschliche Denken die Unendlichkeit des Kosmos kaum in Betracht zu kommen. Das gleiche gilt für den Mikrokosmos, da ist die Wissenschaft auch bis in kleinste Energieteilchen vorgedrungen,  aber auch dort ist noch immer das Ende nicht erreicht,  für die Wissenschaft endet der Kosmos, wie  der Mikrokosmos dort, wo die menschliche Wahrnehmungsmöglichkeit ihre Grenzen findet. Der Mensch wäre aber durchaus in der Lage, die Grenzen der menschlichen Wahrnehmung zu überschreiten und das Undenkbare zu denken. Wir sind in der Lage Unendlichkeit zu begreifen, alles das, was jenseits der menschlichen Wahrnehmungsmöglichkeit liegt.  Wir können  das Nichts als das Alles akzeptieren,  das Nichts, das die unendlichen Räume im Kosmos und im Mikrokosmos  ausmacht. Über die Grenzen hinaus denken ist das, was uns in die wahren Geheimnisse des Lebens führt. Es beginnt damit, dass wir uns bewusst werden, dass wir zu fast 100 % aus Nichts bestehen, und dieses Nichts das ist, was uns ausmacht.  Auch der Kosmos besteht fast nur aus Leere und die Sterne und Galaxien  scheinen nur Beiwerk zu sein. Die gewaltige Kraft des Nichts ist das, was wir mehr beachten sollten, wenn wir in die Geheimnisse der Schöpfung und des Lebens eindringen wollen.  Vielleicht kommen wir dann zu der Erkenntnis, dass Endlichkeit und Ewigkeit  eins sind, und Leere und Nichts die gewaltigste Kraft des Universums darstellen.

Dienstag, 4. Juni 2024

Körper und Seele

Heute beerdigen wir die Grossmutter der Kinder in Hadamar. Wenn ich zu der Beerdigung sprechen sollte, würde ich daran erinnern, dass wir nur den Körper begraben, nicht ihre Seele.  Es ist unsere Aufgabe im Leben, Körper und Seele im Gleichgewicht zu halten, und doch verschiebt das Leben oft den Schwerpunkt auf den Körper, auf die Welt und vergisst die Seele.  Die Seele fühlt sich nie beeinträchtigt, wenn wir sie vernachlässigen und sie oft vergessen, vielleicht sogar glauben, nur die Welt wäre es, die uns ausmachte. Die Seele verzeiht es uns, sie verzeiht uns alles, was wir je getan und gedacht haben,  denn sie ist sich ihrer selbstbewusst, sie ist das Göttliche in uns, das uns nie verlässt, immer an unserer Seite ist, bis zur Stunde unseres  Todes. Und heute wenn wir die sterbliche Form dieses Menschen beerdigen, dann ist die Seele mitten unter uns,  sie ist ein Teil ihrer Kinder und Kindeskinder. Ich erinnere mich, dass jemand einmal über sie gesagt hat,  «She is a poor haunted  soul» -  da irrte er.  Die Seele des Menschen ist göttlicher Natur, und sie unterliegt nicht den Einflüssen dieser Welt, sie kann nie verkümmern und nicht verfolgt werden. Sie erhebt sich im Triumph über den Tod und sorgt in ihren Kindern dafür, dass alles was der Mensch vielleicht unterlassen hat, wieder seinen Ausgleich findet. Wenn das gilt, was wir Menschen sagen,  die Seele am dritten Tag wieder auferstehe, dann ist die Seele heute mitten unter uns,  an dem Tag, an dem wir den sterblichen Körper begraben. Daran sollten wir uns heute erinnern.


Sonntag, 2. Juni 2024

Die 9 Kreise der Hölle

Dante hat  eine, noch heute lebendige, Vorstellung  der Hölle geschaffen.  Dantes  Hölle ist genauso wie alle anderen Vorstellungen von Hölle reines Menschendenken.  Die Hölle entsteht in einer Welt voll Wut und Hass, dort wo Menschen leben, die keinen Frieden finden. Es ist die Welt der Vernichtung, des Untergangs, der inneren Dunkelheit. Wut und Hass sind mächtige Energien, sie erschaffen eine eigene Welt, in  einzelnen Person und in ganzen Völkern, oft über Jahrhunderte. Es ist die Gegenwelt  zur Welt des Friedens und der Liebe. In  Armut und im Elend zu leben ist nicht die Hölle, auch dort finden sich viel Liebe und Frieden, und  im Wohlstand und Reichtum zu leben, bedeutet nicht Frieden und Liebe.  Entscheidend ist, wohin sich der Blick des einzelnen Menschen richtet. Wenn wir nur nach aussen, auf die Welt blicken, können Neid und Missgunst, Wut und Hass entstehen, wie wir sie täglich in den Medien erleben.  Viele  Menschen leben in der Hölle, ohne es zu wissen, oft in einem Teufelskreis, aus dem es kein Entkommen gibt. Sie werden nicht so geboren, denn in der Geburt erfahren sie nur  Güte und Liebe. Irgendwann auf ihrem Weg , verlieren sie   die Verbindung zu ihrem inneren Licht, zu ihrer Mitte und stürzen in die Finsternis, in ein Leben, das wir die Hölle nennen.  Das trifft auf einen grossen Teil der Menschheit zu, auf die Wohlhabenden und auf die Armen. Das Einzige was uns vor einem Absturz in die Hölle bewahrt, ist unsere Verbindung zu unserem eigenen  Inneren. Solange wir nicht unsere innere Mitte verlieren, nicht  die Güte und die uns angeborene Liebe vergessen, sind wir nicht Absturz gefährdet. Nur wenn wir geblendet von der Welt, unser eigenes Innere vergessen, unsere innere Orientierung  verlieren,  stürzen wir in fremde Welten und oft in die Vernichtung.  Wenn wir Dante auf seiner Höllen Wanderung  begleiten, dann sehen wir die Grossen und Mächtigen, Menschen die jedes Mass verloren haben,  die grossen Helden der Kriege, die Tod und Vernichtung über die Menschheit brachten, die Mächtigen der Kirche und der Regierungen, die nur an ihre eigene Macht dachten, die Menschen, die ihr Leben allein dem Gewinn  und ihrem Vorteil gewidmet hatten. -  Hölle, das sind die Anderen, hat Sartre gesagt. Was er meinte:  Wir sollten immer bei uns selbst beginnen, zu überlegen, ob wir  noch dem Gesetz unserer inneren Mitte folgen, ob sich nicht ein Höllenkreis auch bei uns eingeschlichen hat, ohne dass wir es gemerkt haben.  Wenn wir uns in unserer eigenen  Hölle wähnen, dann  sollten wir uns aber auch  erinnern: Dort wo wir uns dem Göttlichen am meisten entfernt haben, dort ist uns Gott am Nächsten, denn immer wenn es uns ganz schlecht geht, dann brauchen wir ihn am Meisten, vor Allem in der Stunde unseres Todes.