Vor meinem Bett steht eine fast lebensgrosse Figur des Buddha. Sie soll mich daran erinnern, wohin mein Geist gehört, zu mir allein. Sie hat mich das Management meines Geistes gelehrt. Der menschliche Geist hat leider die Eigenschaft fremd zu gehen, immer dort zu sein, wo er gerade nicht gebraucht wird. Gebraucht wird er in mir, in meiner Mitte. Er wird für alles gebraucht, was ich mache, er ist mein wichtigster Begleiter durch den Tag. Jeden Morgen versammle ich meine Gedanken in mir, meine Morgenmeditation, mindestens eine Stunde. Da gibt es für den Geist kein Entkommen, er muss sich mir stellen. Und deshalb schreibe ich auch nur morgens, wenn der Geist noch bei mir ist. Wenn das Tagesgeschehen beginnt, da ist es auch hilfreich, wenn wir uns auf das konzentrieren, was wir gerade machen, vom Essen bis hin zum Beruf, wenn wir immer den Geist darauf konzentrieren, was wir gerade machen, dann gelingt fast alles was wir anfassen. Aber wie oft gleitet der Geist ab, ist ganz woanders, als bei uns selbst, bei den Menschen die um uns sind, beim Beruf, bei den Tagesereignissen, nur nicht bei uns selbst. Im Volkslied heisst es: Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten? Nicht einmal wir selbst können sie erraten, weil sie überall sind, nur nicht bei uns selbst. Der menschliche Geist spielt verrückt, wenn wir ihn nicht unter Kontrolle halten. Dabei brauchen wir ihn dringend in uns selbst, in allem unseren Tun, wenn es gelingen soll. Selbst bei der kleinsten Tagesverrichtung. Beim Sport, beim Essen, beim Arbeiten, welch grosser Unterschied, wenn unser Geist in uns bleibt, alles gelingt, das Essen, die Arbeit, unser Verhältnis zu unseren Mitmenschen – alles verlangt nach unserer geistigen Präsenz. Deshalb gelingt dem Einem alles, dem anderen nichts, alles hat nur mit unserer geistigen Anwesenheit zu tun. Der Mehrheit der Menschen ist gar nicht bewusst, dass sie ständig geistig woanders sind, nicht in dem Buch, das sie lesen, nicht in dem Gespräch, das sie führen, nicht bei der Arbeit die sie machen. Sie wissen nicht, was sie tun, und wie soll da etwas gelingen? Wie sollte ich diesen Text schreiben, wenn ich nicht geistig in diesem Text anwesend wäre? Vielleicht brauchte jeder Mensch einen Buddha, der ihn daran erinnert, wo sich sein Geist befinden sollte.
Sonntag, 10. November 2024
Sonntag, 3. November 2024
Assoziationen mit einer Paella
Ich biete meinen Gästen gerne eine Paella an, selten aber die Bilder die ich mit ihr verknüpfe. Für mich verbinden sich bei der Paella die Früchte des Meeres, mit den Früchten des Landes. Und wenn die Paella vor ihrer Vollendung steht, dann lässt das Gesamtbild einen Moment des höchsten Genusses zu, ein Bild der Freude die aus der Gesamtheit dieser Verbindung fliesst. Im nächsten Moment schon wird diese Freude zerstört durch uns selbst, wenn wir die Paella zerlegen, um sie zu essen. - Freude ist ein göttlicher Moment, wenn wir die Einheit mit der Schöpfung spüren. Erst unser menschliches Tun beendet die Freude, und der folgende Genuss ist nur von kurzer Dauer. So ergeht es uns in allen Momenten, in denen wir uns mit der Gesamtheit verbinden, in den Momenten der Liebe, der Freude und des Friedens. Immer nur ein kurzer Moment höchsten Glückes und dann die Rückkehr in die Realität des Lebens. Ich wünschte mir manchmal mit Faust sagen zu können: Verbleibe doch, du bist so schön.
Samstag, 2. November 2024
Worte und Bilder
Wenn ich meine Texte lese, erkenne ich immer, ob sie meinem
Anteil Welt entspringen oder ob sie aus der Gesamtheit fliessen. Worte sind
immer Teil der Kultur, in der wir leben. Auch die Bilder, die in unserem
Inneren entstehen, sind Teil dieser Kultur, sie werden in anderen Kulturen ganz
anders aussehen, im Tantra anders als bei Konfuzius. Das gilt für die tieferen
Wahrheiten, die sich uns aus der Gesamtheit offenbaren, aber auch in der
Dichtung und Musik, die aus einer höheren Intelligenz fliessen.
Wissenschaftliche Texte verstehen wir in allen Kulturen gleich, da werden die
inneren Bilder nicht benötigt. Innere
Bilder, mit denen wir uns ausdrücken müssen, wenn Worte fehlen, sind für tiefere Wahrheiten gedacht, die aus der
Gesamtheit fliessen, wann immer wir uns der Gesamtheit öffnen. Und da beginnt
der schwierigste Teil, wenn wir diese
Bilder wieder in die Welt bringen, wenn wir sie in Worte fassen wollen. Das einzige
was uns hilft, ist das Bewusstsein, dass eine Trennung von Gesamtheit und Welt nur
in unserer menschlichen Vorstellung existiert, das Worte auch die Gesamtheit
enthalten, wenn wir uns den Worten öffnen. Alle grossen Lehrer haben Worte und
Bilder benutzt, und das Zusammenfliessen von Beiden war die Lehre. Wenn ich meine eigenen Texte lese, dann sehe
ich sofort, ob sie meinem Verstand entsprungen sind oder inneren Bildern. Wir
sind immer ein Kind von Beidem, ein Kind der Erde und ein Teil der Gesamtheit.