Sonntag, 10. November 2024

Der wandernde Geist

Vor meinem Bett steht eine fast lebensgrosse Figur des Buddha. Sie soll mich daran erinnern, wohin mein Geist gehört, zu mir allein. Sie hat mich das Management meines Geistes gelehrt.  Der menschliche Geist hat leider die Eigenschaft fremd zu gehen, immer dort zu sein, wo er gerade nicht gebraucht wird. Gebraucht wird er in mir, in meiner Mitte. Er wird für alles gebraucht, was ich mache,  er ist mein wichtigster Begleiter durch den Tag.  Jeden Morgen versammle ich meine Gedanken in mir, meine Morgenmeditation, mindestens eine Stunde. Da gibt es für den Geist kein Entkommen, er muss sich mir stellen. Und deshalb schreibe ich auch nur morgens, wenn der Geist noch bei mir ist.  Wenn das Tagesgeschehen beginnt, da ist es auch hilfreich, wenn wir uns auf das konzentrieren, was wir gerade machen, vom Essen bis hin zum Beruf, wenn wir immer den Geist darauf konzentrieren, was wir gerade machen, dann gelingt fast alles was wir anfassen. Aber wie oft gleitet der Geist ab, ist ganz woanders, als bei uns selbst, bei den Menschen die um uns sind, beim Beruf, bei den Tagesereignissen, nur nicht bei uns selbst. Im Volkslied heisst es: Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten?  Nicht einmal wir selbst können sie erraten, weil sie überall sind, nur nicht bei uns selbst.  Der menschliche Geist spielt verrückt, wenn wir ihn nicht unter Kontrolle halten. Dabei brauchen wir ihn dringend in uns selbst, in allem unseren Tun, wenn es gelingen soll. Selbst bei der kleinsten Tagesverrichtung. Beim Sport, beim Essen, beim Arbeiten, welch grosser Unterschied, wenn unser Geist in uns bleibt, alles gelingt, das  Essen, die Arbeit, unser Verhältnis zu unseren Mitmenschen – alles verlangt nach unserer geistigen Präsenz. Deshalb gelingt dem Einem  alles, dem anderen nichts, alles  hat nur mit unserer geistigen Anwesenheit zu tun. Der Mehrheit der Menschen ist gar nicht bewusst, dass sie ständig geistig woanders sind, nicht in dem Buch, das sie lesen, nicht in dem Gespräch, das sie führen, nicht bei der Arbeit die sie machen.  Sie wissen nicht, was sie tun, und wie soll da etwas gelingen? Wie sollte ich diesen Text schreiben, wenn ich nicht geistig in diesem Text anwesend wäre?  Vielleicht brauchte jeder Mensch einen Buddha, der ihn daran erinnert, wo sich sein Geist befinden sollte.

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