Sonntag, 25. April 2021

Der ideale Partner

Unsere Geburt ist die Vertreibung aus dem Paradies. Von unserer Geburt an leben wir in der Dualität, wir sind in die Unvollkommenheit geboren. Die Suche nach Vollkommenheit wird uns nie verlassen. Wir kommen als Mann oder Frau zur Welt, als die Hälfte vom Ganzen, und auf der Suche nach Vollkommenheit suchen wir im anderen Geschlecht das, was uns selber fehlt. In der Vereinigung mit dem Anderen erleben wir für einen kurzen Augenblick die Einheit, die wir suchen, aber diese Einheit verfliegt so schnell wie jede andere Illusion. Auf der Suche nach der verlorenen Einheit glauben wir in einem Partner die Lösung zu finden, es muss nur der Richtige sein. Wir glauben den Richtigen zu finden, wenn wir uns am Äusseren orientieren, an Aussehen, Beruf, sozialer Position, Besitz und Einkommen. Aber bald könnten wir enttäuscht werden, alles das kann schnell verloren gehen und was geschieht dann mit unserer Beziehung? Suchen wir nach den inneren Werten des Anderen vergessen wir oft unsere eigenen inneren Werte anzusehen. Verlangen wir vom Anderen etwas was wir selbst nicht haben? Und ist heute, wo die Ehen nicht mehr von den Eltern oder vom Verstand arrangiert werden, das spontane Verliebtsein ein Garant für eine erfolgreiche Partnerschaft? Wenn wir verliebt sind, ist die Bereitschaft da, alle Bedenken fallen zu lassen, wir springen in die Ungewissheit und die Angst von Enttäuschung, Verlust und Mangel begleiten uns. Was geschieht, wenn die Phase der Verliebtheit vorüber ist und wir in den grauen Alltag eintreten? Und trotzdem veranlasst uns unsere eigene Unvollkommenheit eine Partnerschaft einzugehen, und wir wissen nicht wie es ausgeht. So gehen wir durch die Welt, immer in der Angst vor Verlust oder Veränderung, leiden an Mangel an Zuwendung und Liebe in unserer Beziehung, oder wir verdrängen unsere Ängste, in der Hoffnung wir wären nicht betroffen. Und wir hören von Ehen die im Himmel geschlossen werden und fragen uns, ob auch unsere Ehe unter dem höheren Segen steht. Wenn Kinder in eine Beziehung eintreten erleben wir, mit welcher Liebe die Kinder behandelt werden, und oft vermissen wir diese Liebe in unserer eigenen Beziehungen zum Partner, wir fragen uns, warum erfahren wir nicht die gleiche Liebe wie sie Kindern zuteil wird? Gedanken über Gedanken. Können uns Gedanken überhaupt eine Lösung anbieten, uns einen Weg zeigen zu einer Erlösung von unseren Ängsten und Zweifeln, von den Ahnungen von Verlust und Enttäuschung? Und doch gibt es einen Weg, eine Möglichkeit ohne Enttäuschung mit einem anderen Menschen zu leben : Wenn ich lerne, mich selbst in meiner Unvollkommenheit anzunehmen, wenn ich lerne, mit mir selbst zu leben.- Auf den ersten Blick, den mir meine Sinne bieten, sieht es bei mir nicht viel anders aus, als bei den Menschen um mich. Auch ich bin aus der Einheit gefallen, in die Zweiheit dieser Welt. Im Spiegel blickt mir der Mensch entgegen, den mir meine Sinne zeigen. Das Bild das ich sehe oder die Vorstellungen, die ich von mir habe ,beruhen weitgehend auf Illusion. Aber ich habe die Möglichkeit mich von den Illusionen über mich zu befreien. Ich muss mir bewusst werden, wer ich wirklich bin, jenseits meiner Gedanken und sinnlichen Wahrnehmungen. Es ist der schwierige Weg zu meinem eigentlichen Selbst. Das was meine Sinne als mein Bild erschaffen muss ich als Illusion erkennen, ich muss mich neu entdecken. Es ist das, was unsere christliche Kultur – den Tempel neu errichten - nennt. Und mit dem Abschalten meiner Vorstellungen von mir selbst trete ich ein in eine andere Dimension, in der es keine Bilder gibt, keine Zeit, kein Denken - nur Stille, Leere, Tiefe. Und erst jetzt öffnet sich die eigentliche Tiefe meines Seins, die ungeheure Weite und die Ewigkeit des Raums in mir, die eigentliche Realität von dem was ich bin. Jenseits von allen Sinneswahrnehmungen erlebe ich die Ewigkeit des Lebens, das mich in den Händen hält, das die Gesetze der Materie bestimmt, nach denen ich für einen Moment in dieser Welt in Erscheinung trete. - Alle grossen Religionen haben in ihren Bildern auf diese eigentlichen Wahrheiten hingewiesen, die wenigsten von uns haben aber verstanden, was gemeint ist. – Wenn ich den Tempel betrete, dann betrete ich mich selbst, ich bin dieser Tempel des ewigen Lebens und ich vergebe mir alle Illusionen, die mir die Welt vorgaukelt. Denn nicht das Ewige ist die Illusion, sondern die Welt und ihre Erscheinungen, eine Täuschung unserer Sinne. Wenn es gelingt uns aus dieser Illusion zu befreien, dann verlieren wir alle Ängste von Verlust und Tod, wir sehen die unglaubliche Vielfalt und Schönheit der Schöpfung mit anderen Augen, wir begreifen uns als einen Teil dieser Schöpfung, als das ewige Leben, das sich für einen kleinen Moment in uns zeigt. Wir können dann gelassen diese Welt betreten, ohne Ängste von Verlust, weder von Verlust der Dinge dieser Welt, die uns nur einen kurzen Moment anvertraut werden, noch von Verlust der Menschen, die uns begleiten, noch von Verlust unseres eigenen Lebens - denn das was wir Leben nennen ist ewig und kann uns nicht genommen werden, - es war immer und wird immer sein. Wenn wir das Leben in uns gefunden haben, gehen wir mit anderen Augen durch unser Leben, voller Liebe zu dieser Welt, zu den Menschen die uns begleiten, alle aus dem gleichen Leben entstanden, das mich selbst erfüllt. Wir sind erwacht. Und die Kraft die von einem erwachten Menschen ausgeht verändert diese Welt. Der erwachte Mensch ist der ideale Lebensbegleiter, denn er braucht keinen anderen als sich selbst, aber jeder andere wird ihn als Freund und idealen Partner für sein Leben empfinden.

Keine Kommentare: