Sonntag, 2. Mai 2021

Kirche und Frauen

Gerade lese ich einen Artikel über die Rolle der Frauen in der katholischen Kirche, über den Wunsch nach Gleichberechtigung mit den Männern. Ich glaube, dass dieser Denkansatz nicht der Richtige ist. Wie kann ich mir Gleichberechtigung in einer Organisation wünschen, die völlig vom Weg abgekommen ist, die selber nicht mehr versteht, was sie ursprünglich war. Heute zeigt sich Kirche, nicht nur die katholische, nur noch als Kulturträger, Verwaltungsorganisation, Anbieterin von sozialen Diensten, nicht aber als Mittlerin für das Verständnis von Gott. So werden die Kirchen immer leerer, ihr zeitliches Ende ist abzusehen. Die alten Buchreligionen sind durch Jahrhunderte nur Herrschaftsinstrument gewesen, haben Kriege wie weltliche Imperien geführt, unbestritten grosse Kulturgüter geschaffen, aber dabei den Zugang zum Göttlichen verloren. Das Weibliche wurde in allen Religionen unterdrückt, ob Juden, Christen oder Muslim. Dabei hatte gerade das Christentum so gut begonnen. Ein Jesus der verkündete, dass das Göttliche mitten unter den Menschen ist, dass der Tempel in jedem Menschen errichtet werden muss. Es ging um Erlösung von der Vorstellung, die Welt wäre das Wichtigste, es geht um das Erwachen aus der Illusion von Welt. Schon zu Lebzeiten Jesu haben die Inhaber des Monopols auf Glauben diesen revolutionären Denkansatz mit dem Tod geahndet. Und die Epigonen von Jesus haben das Göttliche nicht in Worte fassen können und sich von dem entfernt, was von Jesus gelehrt wurde. Die Kirche wurde zum weltlichen Herrschaftsinstrument, das alles unterdrückte, was der verordneten Ideologie widersprach. Die kleine Gruppe von alten Männern, die bis heute die letzte Macht in der Kirche in den Händen halten hat sich als letztes Final für den Untergang die Unfehlbarkeit ausgedacht, als ob die Zeichen der Zeit für die Kirche unsichtbar wären. Die Rolle der Frauen als Gläubige, als Nonnen in den Klöstern, als tragende Mitglieder der Gemeinden wurde immer wenig geachtet. Und doch hat bei Ihnen am Ehesten das eigentliche Christentum überlebt, in Barmherzigkeit, in Liebe und Zuwendung an die Mitmenschen. Der Marienkult ist eine einzige grosse Hymne an das Leben, an die ewige Mutter, die Leben erschafft, die wir Menschen in jeder Frau verehren. Wahrscheinlich hat die Kirche bis heute nur überlebt, weil wir die Frauen als Träger der Kirche hatten, ohne die Frauen gäbe es die Kirche schon lange nicht mehr. Gleichberechtigung mit der unfehlbaren Männerrunde, wer sollte so etwas wollen? Wenn die Kirche überleben will muss sie an ihre Wurzeln zurückkehren, zu dem was ein Christus gelehrt hat, sie muss wieder das Göttliche in der Welt bewusst machen, den Menschen helfen, die Tiefe des Lebens in sich selbst zu entdecken. Wer könnte das besser als die Frauen?

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