Sonntag, 30. Januar 2022

Von der Schönheit des Alters

Es ist eine besondere Auszeichnung, wenn das Leben Dir gestattet in Würde alt zu werden. Wenn wir achtsam durch das Leben gegangen sind und die spirituelle Seite in uns nicht vernachlässigt haben, werden wir im Alter immer durchsichtiger, unsere wahre Schönheit wird sichtbarer. Hinter der zerfallenden äusseren Form tritt unser inneres Sein immer mehr in den Vordergrund. In unserer westlichen Welt ist die Kultur der Spiritualität weitgehend verloren gegangen. Statt mit Faszination auf die zerfallende Form  und das Sichtbarwerden des wahren menschlichen Geistes zu blicken, wird nur der Zerfall bemerkt und mit Schrecken von sich geschoben. Der Tod wird nicht als endgültiger Übergang in die spirituelle Dimension  gesehen, sondern als endgültiges Aus unseres Lebens. - Wir brauchen keine Religionen und keine Lehrbücher, um die spirituelle Seite in uns zu erfahren. Sie ist ein immanenter Teil von uns, es ist das was wir das Leben nennen, das was unsere körperliche Existenz ausmacht, das was da war bevor wir waren, und da sein wird, wenn unsere  physische Existenz erlischt. Spiritualität ist die Fähigkeit, die Ewigkeit in uns wahrzunehmen. Warum ist in unserer Kultur die Spiritualität weitgehend verloren gegangen?  Warum greift Alzheimer, Demenz und anderer Verlust unserer geistigen Fähigkeiten weitgehend um sich? Weil wir nur noch lernen die materielle Seite unseres Lebens zu leben und die Vernachlässigung unserer  geistigen Seite zum Verlust unserer spirituellen Seite führt. Wer nicht mit leerem Blick im Altersheim vegetieren möchte, muss rechtzeitig erwachen, muss spätestens wenn der tägliche Druck nachlässt sich mit seinem geistigen Teil beschäftigen. In allen spirituellen Lehren wird  das  Erwachen als der wichtigste Teil unseres Lebens bezeichnet. Erwachte Menschen erkennen wir, wenn wir ihnen in die Augen schauen. Die bleiben voller Leben bis zu ihrem Tod. Der Körper verfällt  aber das Leben wird bei erwachten Menschen immer sichtbarer. Geburt und Tod betreffen nur unsere physische Form, unser Leben ist ewig und äussert sich in uns und in  Allem immer wieder aufs Neue. Wer heute Naturwissenschaften studiert und glaubt am Ende die Welt zu verstehen, hat nichts verstanden. Ein Einstein hat einmal gesagt, -  Ich möchte wissen wie Gott denkt. -  Wahrscheinlich war er ein wirklicher spiritueller Mensch,  der Gott als die andere Seite von sich wahrgenommen hat.  Wenn wir Naturwissenschaft als Wissen über die Natur begreifen, dann nähern wir uns unserer spirituellen Seite,  denn Wissen über die Natur heisst Gott in der Natur zu begreifen,  und uns als Teil dieser Natur. Und wirkliche Schönheit treffen wir nur in der Natur  an,  wenn die Natur sich im Frühling entfaltet, wenn die Früchte im Sommer reifen, wenn im Herbst sich das Leben langsam zurückzieht, und im Winter die Natur sich in ihrem Winterkleid zeigt.  Immer zeigt sich die Natur in ihrem vollendeten Kleid.  Und nicht anders ist es im Leben des Menschen, in jeder Jahreszeit zeigen wir uns in vollendeter Schönheit und wenn im Alter die Blätter von uns abfallen, das Leben sich in unsere Wurzeln zurückzieht, dann künden unsere Augen von neuem erwachenden Leben,-  denn Leben ist nicht der Vergänglichkeit unterworfen. – So denkt Gott - möchte ich Einstein antworten.

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