Bei Montaigne
las ich eine interessante Beobachtung. Die meisten Menschen leben in der Angst
vor einem zukünftigen Ereignis. Angst vor Krankheit, Angst vor Verlust, Angst
vor der Armut, Angst vor dem Tod. Dabei scheint in der Realität der Eintritt
eines dieser Ereignisse die vorherige Angst nicht zu rechtfertigen. Tritt
Krankheit in unser Leben, dann leben wir oft ganz selbstverständlich in der
Krankheit, sie wird Teil unseres Lebens. Armut
herrscht in der Mehrheit der Menschheit. Die in Armut lebenden Menschen
gehen mit der Armut ganz selbstverständlich um, sie macht ihnen keine Angst.
Glücksgefühle werden auch in der Armut erlebt.
Die Hybris des Westens, arme Völker mit der Zivilisation zu beglücken,
beruht auf dem Irrtum, dass Besitz oder Reichtum glücklich machen. Und wir
leben in der Angst vor dem Tod, solange der Tod nicht an uns herantritt. Ich
habe noch nie von sterbenden Menschen gehört, die im Moment des Todes noch
Ängste hatten. Ich selber hatte schon mehrfach einen Moment, in dem ich die Nähe des Todes gefühlt hatte. Ich gehe davon aus, dass wir das gleiche erleben
wie beim Geburtsvorgang, der auch der Weg von der Dunkelheit in das Licht ist.
Tod und Leben sind Geschwister, Leben
ist der Tod von etwas was vorher war, und Tod ist die Rückkehr in das Leben, das allumfassende
Leben, dessen Teil wir sind. Angst
brauchen wir nicht zu verspüren, denn Eingang und Ausgang sind die gleiche Tür
mit zwei Seiten, nach beiden Seiten gehen wir in das Leben.
Donnerstag, 29. Februar 2024
Ein Leben voller Ängste
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