Freitag, 16. Februar 2024

Unsere Ahnen

Wir haben  in den Familien meistens nur noch eine Vorstellung von unseren Eltern und den Grosseltern, vielleicht noch von den Familien der Onkel und Tanten. Schon bei den Urgrosseltern hört unsere Vorstellung  und Erinnerung auf. Auch sind unsere  Erinnerungen an Familienangehörige, sofern sie nicht auf die engere Familie bezogen sind, auf das Äussere, auf Beruf und Vermögen beschränkt. Viel mehr wissen wir nicht.  In traditionsbewussten Familien wird Genealogie betrieben,  immer auf die männlichen Namensträger abgestellt. Jeder merkt, wie oberflächliche eine solche Betrachtungsweise ist, sie sagt nichts über die Menschen aus, die sich hinter den Namen verbergen. Was ist schon ein Name, wenn wir nichts über den Menschen wissen, der hinter dem Namen steht, nichts über sein Leben, über sein Sterben, über seine Gedanken, über seine Seele wissen? - In den alten asiatischen Kulturen gab es den Ahnenkult, in jedem Haus und Zelt gab es einen Hausaltar, auf dem die Ahnen verehrt wurden. Und die Verehrung galt besonders  den Frauen, den Trägerinnen des Lebens. Die Anwesenheit der Ahnen war selbstverständlich, keiner ging davon aus, dass  die Seele des Menschen mit seinem Tod nicht mehr anwesend sei. Diese Form der Ahnenverehrung macht für mich viel  Sinn. Die Ahnen setzen sich in uns fort, sind Teil von uns, unsere Seele ist tief mit den Seelen unserer Ahnen verbunden, und unsere Ahnen bleiben in uns lebendig. Wir wissen über unsere Ahnen mehr, als wir glauben, denn wir sind ein Teil von ihnen.  Und wenn ich über unsere Ahnen nachdenke und zu den genealogischen Büchern greife, dann suche ich vor allem nach den Müttern. Die Mütter waren es, die uns zur Welt brachten, die uns schützten, die Trägerinnen des Lebens waren, die unsere Familien durch die Jahrhunderte getragen haben. Wie viele Schicksale sind mit den Namen der Mütter verbunden.  Die früheren Kulturen, die noch dichter am Menschen waren, verehrten die Mütter als Trägerinnen des Lebens. -  Wir tragen in unseren westlichen Gesellschaften die Namen der Väter, aber in unseren Herzen tragen wir die Namen der Mütter.

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