Mittwoch, 2. September 2020

Das Polykrates Syndrom

Wir kennen alle aus Schillers die Geschichte eines griechischen Königs, dem alles gelingen will und des Gastfreundes, der mit den Worten „die Götter wollen Dein Verderben, fort eil ich, nicht mit Dir zu sterben“ ihn am Ende verlässt. An dieses Gedicht denke ich, wenn ich in eine schwierige Lage gerate. 75 Jahre meines Lebens habe ich in Frieden gelebt und alles wollte mir gelingen. Wenn jetzt ein Ereignis wie Corona eintritt, sehe ich das als Zeichen der Götter, ein Zeichen, das nicht Vernichtung anzeigt, sondern, dass die Götter es gut mit uns meinen, sie erinnern uns daran, dass auf gute Zeiten auch schwierige Zeiten kommen. So geht es mir auch mit anderen negativen Ereignissen - gerade gelingt mir so gut wie alles – und plötzlich aus heiterem Himmel trifft mich ein Unglück, eine Krankheit, ein verlorener Prozess, ein finanzieller Fehlschlag. Ich betrachte diese Ereignisse als positiv. Die Gottheit erinnert mich daran, dass alle Dinge dieser Welt zwei Seiten haben und das Eine nicht ohne das Andere zu haben ist. Vielleicht fragen meine Mitmenschen - was bringt es, alles positiv zu sehen? – Es bringt die Kraft mit den Hindernissen umzugehen, die auf uns zukommen. Besorgt wäre ich, wenn mir alles gelingen würde. Dann müsste ich wie Polykrates befürchten, dass die Götter mein Verderben wollten.

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