Freitag, 11. September 2020

Warum Zuhören so wichtig ist

Eine der wesentlichen Voraussetzungen des menschlichen Zusammenseins ist das sich gegenseitige Mitteilen, aber auch das Zuhören können. Bei Kindern ist das starke Mitteilungsbedürfnis normal und die Eltern hören gerne dem Geplapper ihres Nachwuchses zu, bringen eine Geduld auf, die sie oft unter Erwachsenen nicht haben. Bei Erwachsenen beobachte ich, wie jeder gerne reden und sich mitteilen möchte, aber kaum die Fähigkeit hat zuzuhören. Aber gerade das Zuhören können ist eine wesentliche Voraussetzung für das menschliche Miteinander. Ich habe immer die Menschen besonders gemocht, die diese Eigenschaft hatten. Es ist nicht damit getan, den anderen zu Wort kommen zu lassen, wenn gleichzeitig deutlich erkennbar das Gedankenkarussell sich im Gegenüber weiter dreht und er gar nicht richtig zuhört. Wichtig ist es beim Zuhören in sich Stille eintreten zu lassen, dem Gegenüber Raum in sich zu geben. In diesem Augenblick begreift der Andere vielleicht, dass Du ihm wirkliche Aufmerksamkeit schenkst, ihn ernst nimmst und auch andere Gedanken zulässt als Deine eigenen. Warum können wir etwas bei Kindern, was uns bei Erwachsenen nicht gelingt, ihnen unsere vollkommene Zuwendung zu geben? Weil wir unseren Kindern Raum in uns selbst geben, sie als einen Teil von uns sehen. Ich denke, dass viele Beziehungen daran scheitern, dass wir unserem Partner nicht den Raum einräumen, der bei unseren Kindern selbstverständlich ist. Vielleicht sollten wir ein Gespräch mit unserem Partner damit beginnen einfach zu schweigen, ihn zu Worte kommen zu lassen, bewusst erfassen was er sagt, weil wir bei bewusstem Zuhören das eigene Gedankenkarussell zum Stillstand bringen und ihm damit vermitteln, dass er tatsächlich in uns angekommen ist. Wenn wir dem Anderen Raum in uns geben, wird er Teil von uns - und das ist es worauf es ankommt, Teil zu werden am Leben des Anderen. Ich denke, wenn Einer von uns damit beginnt dem Anderen zuzuhören, wird der andere nicht nur das Interesse des Anderen merken, sondern auch selber lernen dem Anderen Raum in sich zu geben. Vielleicht verhilft das Verstehen von diesem Zusammenhang zu einem besseren gegenseitigen Verständnis.

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