Sonntag, 13. September 2020

Romantische Liebe

Ein ganzer Medienzweig lebt davon die romantischen Beziehungen der Medienstars zu schildern und auch das Ende der Beziehungen, meistens in einem schmutzigen Scheidungsstreit. Hintergrund ist die Unvollkommenheit des Menschen, der hineingeboren wird in die Polarität der Welt. Jedem Menschen ist ein Geschlecht zugeteilt, und dieses Geschlecht ist unvollkommen, solange es sich nicht mit dem ergänzenden andere Geschlecht vereinigt. Ein genialer Zug der Natur, so könnte man meinen, um den Fortbestand des Lebens zu bewirken. Auf der emotionalen Ebene entwickelt unser Körper ein Sehnsuchtsgefühl, das nach Ergänzung sucht und erst mit dem richtigen Partner gestillt werden kann. Was am Anfang als Liebe zum Anderen in Erscheinung tritt ist genauso dem Gesetz der Dualität unterworfen und wir wissen, dass im Hintergrund auch das Gegenteil von Liebe lauern kann, wenn die Phase der Euphorie im Alltagsleben umschlägt in Gewohnheit, Langweile, Gleichgültigkeit. Der vorher geliebte Mensch ist plötzlich nur noch normal, der Verliebte wird ent-täuscht und sieht seinen Partner plötzlich mit anderen Augen. Diese Ent- Täuschung ist nichts Schlechtes. Sie zieht nur den rosaroten Schleier fort und zeigt das Leben in seiner Realität. Das muss nicht das Ende einer Beziehung bedeuten, denn inzwischen könnte eine tiefere Erfahrung, ein tieferes Wissen um den anderen eingetreten sein. Dieses tiefere Wissen tritt ein, wenn wir dem anderen Zutritt zu unserem inneren Wesen gewähren, wenn wir das Rollenspielen fallen lassen und der Mensch sind, mit allen Eigenschaften, mit allen Stärken und Schwächen, der wir wirklich sind. Wenn wir nur unsere Oberfläche zeigen, den Zutritt zu uns verweigern oder unser eigenes Inneres noch gar nicht wahrgenommen haben, dann kann eine Beziehung kaum Bestand haben und die Auseinandersetzungen, die bei einer Trennung folgen, können unangenehm werden. Wenn eine romantische Beziehung aber Zugang gewährt zum eigentlichen Sein eines Menschen und die eigentlichen Wesenszüge des anderen erkennbar werden, dann können wir in die tiefe Region der Liebe vordringen, die zwei Menschen verbindet, die sich gegenseitig erkannt haben. Sich erkennen heisst in die Tiefe des eigenen und des anderen Seins vorzudringen und dort das Gleiche vorzufinden wie in uns selbst.

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