Freitag, 18. September 2020

Liebe und Erlösung

Eine der geheimnisvollen Bitten im Vaterunser ist der Wunsch nach Erlösung von dem Übel oder Bösen. Was ist mit dem Bösen gemeint – das Böse als Gegenteil vom Guten? Diese Bitte ginge fehl, weil es illusorisch wäre um etwas zu bitten, was Bestandteil der Schöpfung ist. Gemeint kann damit sein, die Erlösung von der Täuschung unserer Sinneswahrnehmung. Nicht nur die sinnlich erfahrbare Oberfläche der Welt und des Menschen wahrnehmen zu können, sondern den Blick öffnen zu lernen, der nach innen geht und die Einheit hinter aller Dualität zu sehen lernt. Einer der Wege in die Einheit mit dem Leben ist die Liebe. Nicht die Liebe von der wir in den Gazetten lesen, gemeint ist die tiefe Liebe die jenseits aller Vernunft dieser Welt und jenseits unserer sinnlichen Wahrnehmung liegt. Es ist die Liebe zum Leben das sich in allen Erscheinungsformen äussert und die wir oft nicht wahrnehmen. Am ehesten erfahren wir diese Liebe bei unseren Kindern, die wir jenseits allen Denkens lieben können. Es ist eine Liebe aus dem Urgrund der Seele, jenseits aller sinnlichen Wahrnehmung. Wir können diese Liebe auch bei unserem Partner erfahren, wenn wir sein eigentliches Menschsein sehen können, wenn wir ihn annehmen können, so wie er ist, wenn wir die Dimension der Tiefe in ihm fühlen können, wenn wir eins mit ihm werden können, ohne jedes Begehren und ohne jeden Besitzanspruch. Liebe die aus der Tiefe unseres Seins aufsteigt ist die Liebe Gottes, die nicht von aussen kommt, sie ist von Beginn unseres Lebens in uns und endet nicht mit der Auflösung unserer materiellen Seins, sie schenkt uns Erlösung von der Bindung an Materie, sie gibt uns Zugang zum Geheimnis des Lebens, sie lässt uns einen Blick in die Geheimnisse der Schöpfung werfen, und das Geheimnis des Lebens in uns und in Allem erahnen. Die Dualität von Gut und Böse werden in der wahren Liebe wieder zur Einheit. Warum wir um die Erlösung von der Wahrnehmung der Dualität bitten, wenn sie schon da ist? Weil die Erlösung von dem Schleier, den der Denker in uns gewoben hat, eine Gnade ist, die uns gewährt wird, wenn wir darum bitten. Sie ist nicht durch die Fähigkeit des Denkens zu erlangen,wir können uns aber der göttlichen Liebe öffnen, indem wir Raum in uns schaffen, Raum in den Stille eintreten kann, Raum in dem wir unsere Seele spüren können. Es ist dieser Raum den Liebe und Erlösung brauchen, um sich uns mitzuteilen. Gebet um Erlösung ist nichts anderes als diesen Raum in uns zu schaffen, in dem Liebe wahrnehmbar wird.

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