Samstag, 7. November 2020

Die Heiligen Bücher

Allen Religionen liegt in ihrer tieferen Bedeutung die Suche des Menschen nach seiner Herkunft, nach dem Sinn seines Lebens und nach seinem Sein zu Grunde. Der Kern aller Religionen ist esoterisch und handelt von der Nichtwelt, dem Unbegreiflichen, von dem was wir Gott nennen. Allen Religionen liegt auch das Gebot zu Grunde, sich von Gott kein Bild und kein Gleichnis zu machen. Das Unerklärliche kann nicht in Worte und Bilder gefasst werden. An dieses Gebot hat sich keine Religion gehalten. Die Gründer der Religionen wurden von ihren Mitmenschen, mangels eines fassbaren Gottes, zu gottähnlichen Geschöpfen erhoben. Statt Liebe, Freude und Frieden wurde von den Religionen Angst, Terror und Schrecken über die Welt gebracht. Die Epigonen der Religionsgründer haben deren Lehren in Schriftform gefasst, aber sich nicht auf das geistige esoterische Erbe beschränkt, sondern eine Fülle von Regeln und Vorschriften geschaffen, die mit der eigentlichen Lehre nichts mehr gemein hatten. Was heute als heilige Bücher bezeichnet wird, ist eine Ansammlung von Gesetzen, aber kaum mehr der Weg der Meister zur inneren Erkenntnis und Erleuchtung . Der Missionsgedanke, die Aufforderung , die heiligen Lehren auch anderen Kulturen zu bringen, hat diese Kulturen vernichtet. Von der Heiligkeit der Lehre ist nicht mehr viel geblieben. Die Geschichte der christlichen Mission und Kolonisation und die muslimischen Glaubenskriege zeichnen eine blutige Spur von Mord und Totschlag durch die Zeitgeschichte. Noch heute toben in den Entstehungsländern der heiligen Bücher grausame Kriege. Unter dem Mantel unterschiedlicher religiöser Auffassungen bringen sich Brudervölker gegenseitig um. So tragen auch die Religionen den gleichen Makel in sich, der die Ideologien der Neuzeit kennzeichnet. Nicht dem Menschen in seiner Suche nach innerer Erkenntnis, nach Frieden und Gerechtigkeit soll geholfen werden, sondern eine Idee oder Theorie wird in eine Herrschaftsform gewandelt und mit Gewalt den Mitmenschen aufgezwungen. So verwandelt sich In den Händen des Menschen das Heilige in den Lehren der alten Meister in der Realität des Lebens in Angst und Schrecken.

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